Türchen #6. Für die, die es interessiert ist hier das letztjährige Custom mit der Geschichte zur Zeichnung, in der Fanart Rubrik, von heute.
viel spaß
Die Zahnfee
…
Die kleine Candice liebte es immer mit ihren Eltern in den Zoo zu fahren. Für den kleinen Fratz war dies das Größte. Die ganze Familie befand sich gerade wieder, im Auto, auf dem Heimweg. Candice spielte mit ihrer neuen Kuschelgiraffe, die sie im Souvenier –Shop des Zoos bekommen hatte, ganz verträumt in ihren Kindersitz, auf der Rückbank des Wagens. - - -BOOM – ein Truck, dessen schläfrig gewordener Fahrer die Aufmerksamkeit für einen Moment verlor, rammt mit voller Geschwindigkeit frontal den Wagen der kleinen Familie.
Vier Jahre nach diesem tragischen Tag, hatte die Mutter von Candice wieder geheiratet. Seither war Candice abgeschrieben. Ihre, einst so liebevolle, Mutter veränderte sich langsam aber stetig immer mehr und die so innig geliebte Candice erfuhr was Zurückweisung und Gleichgültigkeit bedeuteten.
Eines Abends fiel, beim Zähneputzen, ihr erster Milchzahn aus. Wie alle kleinen Kinder, die an die Zahnfee glauben, packte Candice ihren ausgefallenen Zahn unter ihr Kopfkissen, bevor sie sich hinlegte. Sie hatte sich, wie alle Kinder, vorgenommen, auf keinen Fall einzuschlafen als ihr die Äuglein zu fielen. Doch sie wurde wieder wach, als sie merkte, dass sich ihr Kissen soeben bewegt hatte. Als sie die schläfrigen Augen öffnete, sah sie eine alte freundliche Frau, eingehüllt von glitzerndem Staub, mit Flügeln auf den Rücken, die gerade aus ihrem Zimmerfenster schwebte. Candice nahm sich jetzt ganz fest vor, beim nächsten Milchzahn auf keinen Fall einzuschlafen, denn >>ich will mit dir sprechen, Zahnfee<<
Zwei Wochen später, als Candice mit ihrer Mutter vom Zahnarzt kam wurde sie in ihr Zimmer gesperrt. Sie hatte sich inzwischen bereits sechs Zähne, mit der Wasserrohrzange ihres Stiefvaters, gezogen und sah wenn sie grinste aus wie eine Alte Frau. Jedes mal war sie eingeschlafen, nicht einmal gelang es ihr wach zu bleiben. Zwei Jahre gingen vorbei, für jeden Zahn fand Candice ein Geldstück unter ihrem Kissen, doch dann passierte etwas was Candice die Zahnfee erst einmal vergessen ließ. Ihre Mutter wurde zum zweiten Mal schwanger. Von diesem Moment an war es für Candice, als ob sich nicht mehr wirklich exestiere. Sie wurde einfach nicht mehr beachtet, selbst wenn sie was ausgefressen hatte, sie wurde nur noch links liegen gelassen.
>>Dies ist dein letzter Milchzahn, schlaf jetzt bloß nicht ein<< mahnte Candice, die einen guten Liter Kaffee intus hatte, sich selbst. Eine Stunde später, zwei Stunden, über dem Fenster hatte sich etwas bewegt. Und da schwebte sich herein. Die freundliche alte Frau mit den Flügeln – Die Zahnfee. Sie sah aus wie in den Geschichten und Märchen. Schwarze Lackschühchen, ein Kleid aus Spitze, einen Zauberstab mit einem übergroßen Zahn als Spitze und leuchtend schimmernde Feeflügel. >>Guten Abend Candice, ich weis worum du mich bitten möchtest, doch leider ist dies nicht möglich. Ich kann dich nicht mitnehmen in mein Schloss. Es ist mir nicht erlaubt<< Als Candice protestieren wollte, fasste die Zahnfee in ein kleines Samtbeutelchen, dass um ihr Handgelenk hing und holte ein glitzerndes Pulver heraus. Dieser Staub vom Sandmann ließ Candice auf der Stelle wieder einschlafen. Als sie am Morgen wieder aufwachte, war eine Welt für sie zusammen gebrochen. Das letzte Fünkchen Hoffnung war erloschen.
Mit 17 Jahren hatte Candice schon ihren dreizehnten „festen Freund“ hinter sich gebracht. Wenn man es im Fall dieser kleinen ungezogenen Göre überhaupt so nennen mochte. Sie kam mit dem Sonnenaufgang nach Hause, sie nahm verschiedene Drogen, sie trank viel und sie war tätowiert…..Sie war das Paradebeispiel eines rebellierenden Teenagers. Und ihre Eltern unternahmen dagegen…..nichts, überhaupt nicht. Selbst als sie vor zwei Jahren nach Hause kam und in gothischen Lettern die Buchstaben „S“ „L“ „U“ und „T“ über ihren Bauchnabel tätowiert hatte reagierten Mutter und Stiefvater überhaupt nicht, wenn sie überhaupt bemerkt hatten, dass sich an Candice etwas verändert hatte.
Sie hatten nur noch Augen für Candice’ neue Halbschwester. Und die kam an diesem Morgen mit ihrem ersten Milchzahn in der Hand an den Frühstückstisch. >>Den leg ich jetzt gleich unter mein Kopfkissen, damit mir die Zahnfee heute Nach ein Geldstück bringt<< freute sich das kleine Mädchen. Es setzte sich eine Idee in Candice’, vom Drogenkonsum beeinflussten, Geist fest. Dass war ihre Chance. Heute Nacht würde sie sich rächen….rächen dafür, dass sie von der Zahnfee, einer Verkörperung von Gut und Recht, im Stich gelassen wurde. Candice schwänzte die Schule, was natürlich keinen störte, geschweige denn auffiel. In die Milch, in den Zucker, in die Coke und ins Eis. In den O-Saft, in den Eistee, ins Mehl und ins Brot. Überall dort und noch in anderen Nahrungsmitteln versteckte Candice Schlafmittel, um sicher zu gehen, dass sie nicht gestört werden würde in dieser Nacht.
Nach dem Abendessen, legten sich alle recht bald schlafen, weil sie von dem guten Essen so müde geworden waren. Alle außer Candice, die sich ein Messer aus der Küche schnappte und die Pistole ihres Stiefvaters – sie wusste natürlich wo sie diese zu suchten hatte. Dann kontrollierte sie, bewaffnet mit den beiden, zuerst das Schlafzimmer der Eltern, dann bezog sie Stellung im Kinderzimmerchen ihrer kleinen Halbschwester. Das Schlafmittel hatte offenbar seine Wirkung voll entfaltet. Keiner rührte sich. Was Candice nicht wusste, keiner von ihnen würde sich je wieder rühren. Die Schlafmittel waren gnadenlos überdosiert.
Dann öffnete sich das Fenster im Zimmer des Schwesterchens und die Zahnfee kam herein geschwebt. Sie glitt neben das Bett des kleinen Mädchens und fasste behutsam unter das weiche Kissen, als sie versehentlich die Hand der Kleinen berührte. Die Zahnfee zuckte erschrocken weil die Haut des Kindes eiskalt war und merkte, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Plötzlich flogen die Holztüren des Kleiderschrankes auf und Candice sprang heraus. Sie jagte der Zahnfee zwei 9mm Kugeln durch die Kniescheiben. Die Fee sackte schreien in sich zusammen. Das Blut strömte über den Parkettboden des Kinderzimmers. Candice stand irre grinsend über der Sagengestalt und richtete die Pistole genau auf ihre, immer blasser werdende, Stirn. >>Candice, Kindchen was tust …?<< >>Halt deine Schnauze, du schlabbrige alte Schachtel! Her mit deinem Zauberstab!<< Candice nahm sich den Zauberstab und das Geldsäckchen der Zahnfee. >>Ohne meine Flügel wirst du niemals die Zahnfee sein. Und die werde ich dir nicht geben und solange ich meine Flügel nicht an meinen Nachfolger abgeben möchte sind sie ein fester Teil von mir. Denn wenn ich meine Flügel weiterreiche, werde ich sterben<< Mit einem zugekniffenen Auge, über den Lauf der Baretta zielend, antwortete Candice ihr, zischelnd vor Wut >>Ich werde die Zahnfee sein! Ich alleine!<<
Die Zahnfee fürchtete sich vor dem, immer wahnsinniger werdendem, Blick des psychopatischen Teenagers. >>Warum? Warum willst du die Zahnfee sein? Die Zahnfee ist ein gütiges Wesen das den Kindern Geschenke für ihre Zähne hinterlässt und nicht so eine ….so eine….so eine…<< >>So eine was? << antwortete Candice gereizt. >>Oh, glaub mir, ich werde den Kindern weiter ihre Geldstücke bringen. Die sollen ja fest weiter an die Zahnfee glauben. Weil wenn ich deinen Job erstmal übernommen habe, gedenke ich ihn auch voll auszunutzen. Ich werde die kleinen Gören besuchen und ihnen ein Geldstück bringen. Und wenn ich schon da bin kann ich ja gleich mal nach älteren Brüder und hübschen Vätern Ausschau halten<< Candice grinste anzüglich und fing dabei giggelnd an zu lachen. Das Grinsen wurde immer breiter als sie erneut die Kanone hob >>BANG BANG!!!<< Mit zwei Kopfschüssen geschmückt, fiel die Zahnfee tot zu Boden. Gefühllos trat Candice solange auf die Leiche ein, biss sie sich auf den Bauch gerollt hatte. Sie zückte das Küchenmesser und begann damit, langsam und sorgfältig die Feenflügel vom Rücken der Ermordeten zu schneiden
Sie zog ihr Nachthemd aus und hielt die, frisch abgetrennten, Flügel der Zahnfee an ihre nackten Schulterblätter. Sofort begannen die Flügel sich auf magische Weise mit der Haut von Candice zu verbinden. Candice bückte sich und hob den Zauberstab der Fee auf, ebenfalls das Säckchen mit den Geldstücken. Der magische Stab fing an zu leuchten. Das Spitzenkleid am Leichnam der Alten zerfiel zu glitzerndem Feenstaub der sich auf Candice Körper legte um sich dannach zu einem neuen Kleid zu verfestigen. Candice schaute in den Spiegel >>Viel zu bieder<< Sie tippte mit dem Zauberstab auf das Kleid >>Viel besser, sehr viel besser.<< Sie war zu frieden mit dem was sie im Spiegel sah. >>Wenns ne Zahnfee gibt, dann gibt’s auch das passende Schloss dazu. Schade dass ich nicht weis wo die alte Hure wohnt. Nächste Station: Nordpol. Santa weis es bestimmt…..<< mit schwingendem Minirock ging sie aufs Fenster zu und schwebte hinaus.
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