Als Mattel die 30th Anniversary Reihe vorstellte, zeigten sich zahlreiche Fans enttäuscht darüber, dass das Masters Jubiläum mit neu geschaffenen Charakteren gefeiert würde. Durch das positiv aufgenommene Design von
Draego-Man wurden viele wieder versöhnt in der Hoffnung, dass auch die nächsten Figuren entsprechend gut in den MotU Kosmos passen würden. Als jedoch auf der Power Con 2011 The Mighty Spector vorgestellt wurde, war die erste Reaktion betretendes Schweigen, gefolgt von einer nahezu beispiellosen Ablehnung in allen Onlineforen, die sich teilweise sogar zu regelrechten Hasstiraden steigerte. Während die Figur selbst heftig kritisiert wurde, zielte der Zorn aber auch auf deren Schöpfer Scott Neitlich - seines Zeichens Brand Manager der Masters. Neitlich hatte schon zuvor mehrfach Sympathien verspielt durch ungünstige Formulierungen, widersprüchliche Aussagen und die Tatsache, dass er sich selbst als Palastwache Lt. Spector in die Geschichte von Eternia geschrieben hatte. Seine Eigenschöpfung stellte sich nun als künftige Version eben jenes Charakters heraus, ausgestattet mit einem großen Machtpotential, das ihn zu einem Schlüsselakteur in sämtlichen Masters Epochen prädestinieren konnte.
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: Entwurf für die Figur, von Terry Higuchi nach Scott Neitlichs Vorgaben
Sofort erklang der Vorwurf, Neitlich habe seine Position mißbraucht, um sogar zwei Figuren seines "Gary Stu" Charakters zu verwirklichen. Tatsächlich hatte er den mächtigen Spector bereits als Kind geschaffen und zunächst bei Marvel Comics, dann in Mattels
Create-a-Character Wettbewerb eingereicht. Scott Neitlich argumentierte nun, dass sein Kopf als Palastwache die Idee der Four Horsemen war, und kein anderer verdienter MotU-Schöpfer eine neue Figur umsonst habe gestalten wollen. Beide Aussagen werden in Insiderkreisen durch gewisse Informationsdetails stark angezweifelt, was jedoch im Endeffekt keinen Unterschied machte. So oder so stand Neitlich im Kreuzfeuer der Kritik - was allerdings wohl kaum derartige Ausmaße angenommen hätte, wenn die Figur selbst ähnlich gut wie Draego-Man aufgenommen worden wäre.
Abbildung
: Handbemalter Prototyp. Unten rechts: Nicht produzierte Plasmapeitsche
Verpackung & Biografie
Mighty Spector ist in einer recht interessanten Pose verpackt, die suggeriert, dass er auf seinem Kosmischen Schlüssel etwas liest. Perfekt wäre das ganze jedoch, wenn der Kopf auch herabblicken würde. Wie bei allen 30th Anniversary Figuren prangt auch hier ein Sternhinweis auf den Erschaffer der Figur. Als Profilbild wurde auf der Rückseite ein Ausschnitt aus den neuen Minicomics verwendet. Das Motiv hat allerdings eine zu starke Blautönung. Kurios ist die Wahl der beworbenen Figuren. So wird hier auch Lt. Spector beworben, der gar nicht einzeln erhältlich sondern Teil des
Eternian Palace Guards 2-Packs war. Für den Brand Manager sicher erfreulich, liefert diese Aktion jedoch unnötig Zündstoff zur Kritik des Eigenhypes von Scott Neitlich. Zumindest hätte Mattel Draego-Man und damit alle bisherigeren 30th Figuren abbilden können.
Abbildung
: Front- & Rückseite der Verpackung
Wie bereits erwähnt ist The Mighty Spector tatsächlich Lieutenant John Spector, Scott Neitlichs Alter Ego, das als Teil der Palastwachen bereits erhältlich war. Nachdem Skeletor
King Randor nach Despondos verbannt und den Thron bestiegen hatte, löste er auch die Palace Guards auf. Kurz darauf wurde Lt. Spector durch ein Zeitportal in die Zukunft geschleudert, wo er King He-Man diente und einen Anzug erhielt, der auf Basis des Kosmischen Schlüssel geschaffen wurde. Mit diesem Vortex Anzug konnte Spector fortan durch die Zeit reisen und als Agent der Königsfamilie in verschiedensten Epochen kämpfen. Hier bieten sich sogleich diverse Fragen. So musste Scott Neitlich nachträglich erklären, dass The Mighty Spector nicht einfach wild in den Zeitstrom eingreife, sondern die bestehende Historie vielmehr beschütze und vor üblen Eingriffen bewahre. In der Biografie wird ebenfalls nicht berichtet, dass Spector Teil einer ganzen Gruppe von Zeitagenten ist und sein Anzug durch die (an der Figur zu sehende) grüne Munition gespeist wird.
Abbildung
: Biografie
Neben diesen nicht unwichtigen Details die eigentlich in die Biografie gehört hätten, stellt sich auch die Frage was der Name "The Mighty Spector" überhaupt mit seinen Fähigkeiten zu tun hat. Ob Clamp Champ, Hoove oder
Catra, in der Regel wurden Figuren stets nach ihrem Aussehen und/oder ihren besonderen Fähigkeiten benannt. Spector (dessen "Mighty" ohnehin schon völlig unnötig ist) würde demnach von "spectre", also Phantom abgeleitet. Folglich hätte sich eine Biografie angeboten, nach der sich Spector durch den Anzug aus der Zeitebene heraus- und wie ein Phantom unangreifbar für wenige Sekunden bewegen könnte, um Wände zu durchdringen, Angriffe zu überstehen und Freunde in Not zu erreichen. Durch seine letztendliche Historie jedoch ist Spector tatsächlich einfach viel zu "mighty" geraten und liefert (im Gegensatz zu einem neutralen
Zodac) den Helden einen allzu großen, zum absichtlichen oder auch unabsichtlichen Mißbrauch verführenden Vorteil.
Modellierung
The Mighty Spector besteht zu einem großen Teil aus Recyclingformen. Von
He-Man wurden Torso, Schultern, Oberarme, Oberschenkel sowie der rechte Unterarm und die rechte Hand verwertet. Hinzu kommen die linke Hand, Knie, Waden und Füße von
Trap Jaw und die Hose von Optikk. Neu modelliert wurden somit lediglich Kopf und linker Unterarm sowie ein Brustgurt. Selbiger ist anständig modelliert und besitzt einen abnehmbaren Pistolenhalfter. Dieser wird um den rechten Oberschenkel geschnallt, wobei der Riemen als Patronenlager gestaltet ist. Leider mußte der Halfter sehr klobig geraten um die Waffe zu umschließen, und hätte deshalb einige zusätzliche Details vertragen können.
Der Kopf ist denkbar schlicht gehalten, da es sich um eine Maske ohne Öffnungen handelt. Lediglich die Augen sind mit Rauten bedeckt, während die Gesichtszüge leicht angedeutet sind. Eine gewisse Ironie ergibt sich hier, da The Mighty Spector somit gesichtsloser wirkt als
The Faceless One. Bleibt noch der linke Unterarm, welcher den in der Biografie erwähnten Kosmischen Armbandschlüssel aufweist. Letzterer ist abnehmbar (hierzu später mehr), und am hinteren Ende wurde eine der grünen Energiepatronen eingepasst. Das Armband selbst erinnert mit seinem Display etwas an die Kamikazevorrichtung der Predator-Filme, dazu jedoch gleich noch mehr. Der "Cosmic Key 2.0" wurde von Terry Higuchi zum Design hinzugefügt und stellt insgesamt das optische Highlight dar.
Abgesehen von dieser Vorrichtung wirkt die Figur jedoch eher enttäuschend. Dies liegt nicht unbedingt am enorm hohen Recyclinggrad sondern eher der genauen Zusammenstellung. Selbige wirkt uninspiriert bis unpassend, wenn beispielsweise der rechte Armreif im Kontrast zu den eher technisierten Beinen und dem linken Unterarm steht. Der Kopf ist sehr ausdruckslos und erinnert ebenso wie der Brustgurt an diverse Superhelden. Dies wäre grundlegend nicht einmal ein Problem, wenn der Eindruck nicht derart eklatant und das Recycling etwas stillvoller betrieben wäre. In dieser Form würde Mighty Spector aber selbst inmitten anderer Comicheldenfiguren eher wie ein 08/15 Abklatsch wirken.
Bemalung
Wie manche Formen erinnert auch die Farbzusammenstellung an Superhelden, indem die Figur fast vollständig violett gehalten ist. Die Stiefel sind grau mit roten Details, und auch die Rauten an der Maske wurden rot bemalt. Die Hose blieb violett und weit lediglich rote und graue Detailbemalungen auf. Auch die Metallpartien des linken Arms wurden grau gehalten, wobei ein Teil des Armbands wie golden bemalt wurde. Den größten Kontrast gibt der knallgelbe Brustgurt, der neben goldenen Details ein schwarzes Piquewappen aufweist. Selbiges war in Scott Neitlichs Kindheit sein Lieblingssymbol, wirkt aber dennoch absolut deplatziert. Besser wäre z.B. ein Grayskullwappen gewesen.
Ohnehin wirkt sich die farbliche Zusammenstellung eher negativ auf den Gesamteindruck aus. Gegen eine Kombination aus Violett und Gelb ist eigentlich nichts einzuwenden. Jedoch bieten die grauen Elemente wiederum zu wenig Kontrast, während sich der gelbe Harnisch mit dem goldenen Armreif beisst und die roten Partien kaum eine optische Wirkung erzielen. Ohnehin hätten diese auch ruhig grün bemalt werden können, um zu den ebenfalls grünen Patronen sowie dem Display auf dem Armband zu passen. Selbiges besteht aus drei grünen Tasten, deren schwarze Symbole für den Bezug zu "Predator" sorgen. Sehr kurios ist hierbei, dass die Symbole eternische Buchstaben darstellen sollen - bei genauem Blick erinnern sie jedoch überdeutlich an drei irdische Buchstaben, die ein spezielles Wort ergeben. Offiziell reiner Zufall, scheint dies aber doch zu offensichtlich und könnte ein Gag der Four Horsemen gewesen sein im Stil des
DIE! DIE! aus dem She-Ra Cartoon.
Beweglichkeit
Die Figur ist allen bekannten 27 Bewegungspunkten ausgestattet. Die Gelenke sind erfreulich fest, und weder der Brustgurt noch der Pistolenhalfter wirken sich beschränkend aus. Selbst der Kopf bietet große Bewegungsfreiheit. In dieser Kategorie ist The Mighty Spector folglich rundum tadellos!
Zubehör
Passend für den Halfter liegt Spector ein Blaster in Metallgrau bei. Die Waffe lässt sich problemlos einschieben oder in die Hand geben. Ein grüner Munitionsstab wurde ebenfalls eingearbeitet, was jedoch wirkt, als handle es sich um die Masters Version einer Heißklebepistole. Wie schon erwähnt, kann auch der Kosmische Armbandschlüssel ausgetauscht werden. Das Wechselteil ist ein exaktes Duplikat mit einer zusätzlichen grünen Plasmaklinge an der Front. Das Konstrukt ist gut gelungen und passt problemlos auf die Halterung. Ursprünglich sollte der Armbandschlüssel fest am Handgelenk befestigt und die Klinge an diesen ansteckbar sein. Selbige habe laut Mattel jedoch nicht fest genug gehalten, wodurch der "Wechselschlüssel" nötig wurde. Eine ansteckbare Plasmapeitsche hingegen musste wie bei
Draego-Man aus Kostengründen gestrichen werden. Ob dieses Zubehör bei einem kommenden Produkt nachgereicht wird, ist ungewiss.
Fazit
Es spricht nichts dagegen, einen Superhelden zu schaffen für eine Toyline, wo von Ninjakämpfern bis beinlosen Zauberwichten alles erdenkliche kreucht und fleucht. Jedoch ist das Ergebnis in diesem Fall - abgesehen vom Kosmischen Armband - einfach viel zu plump geraten. Hinzu kommt die unausgewogene Hintergrundgeschichte. Somit hat Scott Neitlich mit The Mighty Spector sich selbst zwar einen Traum erfüllgt, dem Masters Brand aber eher einen Bärendienst erwiesen. Sich selbst als Figur zu verwirklichen, kann nun einmal nur dann gut geheissen werden, wenn das Ergebnis auch überzeugen kann - was hier leider nicht der Fall ist.
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