1984 waren die
Masters of the Universe endgültig zu Mattels internationaler Cashcow geworden. Remco indes mühte sich redlich, mit den artverwandten Produkten am großen Kuchen teilzuhaben. Der Erfolg der
Warlord Figuren war aber eher übersichtlich, und so entschloss man sich, 1984 den Sword & Sorcery Urvater an den Start zu schicken! Schon Ende der 70er Jahre hatte ausgerechnet Mattel die Lizenz für
Conan Actionfiguren erworben, bald aber wieder abgestossen, als man merkte, dass der kommende Kinofilm alles andere als grundschuldtauglich sein würde. Dass Ideen daraus in die Masters Toyline geflossen sein dürften, liegt auf der Hand. Insofern schien es für Remco durchaus logisch, sich das mittlerweile reichhaltige Material des Barbaren aus Cimmeria nutzbar zu machen.
Lediglich fünf verschiedene Charaktere produzierte Remco, darunter zwei Figuren des Barbaren selbst.
Conan The Warrior kombinierte Remcos seit der
Warlord Serie bekannte Arme und Beine mit einem neuen Kopf und einer schuppigen Hose. Als Kleidung wurde ein Löwenfell aus Plastik angefertigt, mit dem die Figur ebensogut als der Halbgott Herakles (bzw. Herkules) hätte dienen können. Desweiteren lag ein Schwert bei, sowie ein Dolch samt Halteband, welches an Conans Bein geklemmt werden konnte.
Conan The King erhielt zwar den gleichen Kopf, aber eine andere Hose als die Warrior Figur. Neben einem Brustgurt wurde die Figur mit abnehmbarer Krone verkauft. Als Waffen lagen ein Schild und abermals das Schwert bei.
Toth Amon trat in nur der ersten Conan Geschichte von Robert E. Howard überhaupt in einer eher kleinen Rolle auf. Erst die Marvel Comics machten den stygischen Zauberer zu Conans Erzfeind, deren Auseinandersetzungen erst lang während Conans Zeit als König ihr Ende fanden. Auf dem Comicdesign basiert auch die Figur. Hier wurde der übliche Körper mit einem neuen Kopf samt Hörnern sowie Stoffrobe und Cape kombiniert. Als Zubehör lagen ein Schlangenstab und ein Trinkpokal bei.
Jewel Thief war ein völlig neu geschaffener Charakter und die einzige Figur mit transparenter Haut, während der Kopf deckungsgleich mit der zweiten Version von
Skullman (Warrior Beasts) war. Neben einer Plastikrüstung lag als Waffe eine Hellebarde bei. Jewel Thief ist auch aufgrund der leicht brechenden Rüstung und Körperteile zugleich heutzutage die mit Abstand seltenste Figur, zumal sogar eine Variante mit der King Conan Hose erschien. Kurioserweise war ursprünglich geplant, die Figur unter dem Namen
Jewel Man blau zu produzieren, ehe man sich für rot entschied.
Devourer of Souls stammt überhaupt nicht aus den Howard Geschichten, sondern wurde erst 1983 von Marvel in
Savage Sword of Conan Nr.90 eingeführt. Die auch als Wraarl bekannte Gottheit wurde aus dem üblichen Körper und einem neuen Kopf hergestellt. Neben Bändern für das linke Bein und dem rechten Arm sowie einem Brustgurt wurde auch ein Stoffcape mitgeliefert. Als Zubehör lag ihm eine Adaption seiner Sensenwaffe bei.
Auch einige Sets hatte Remco geplant. Ähnlich wie die
Warteam 2-Packs sollte das
Conan the Conqueror Set einen Repaint des Stallion Pferdes inkl. einem King Conan Repaint (mit Schwert und Schild, aber ohne Krone) beinhalten.
Conan and his Fantasy Dragon hätte wiederum aus einer Conan Figur mit Weste und Waffen auf einem kleinen Drachen reitend bestanden. Besagter Drache wäre tatsächlich ein Repaint des Crystal Dragon aus Remcos
Crystar Serie (selbige kein Knockoff Brand) gewesen.
Beide Sets wurden auch auf den Cardbacks der Figuren beworben, sind jedoch nicht mehr erschienen. Gleiches gilt für das
Conan Playset Assortment, das lediglich in Katalogen angekündigt wurde und von dem nahezu keine Details bekannt sind.
Abbildung
: Geplante Sets wurden angekündigt, aber nicht in den Verkauf gebracht
Auch die für nahezu alle Remco Serien gedachte
Fortress of Doom, eine riesige Festung aus Pappmache mit Zubehör und einem von Castle Grayskull "inspirierten" Tor wurde nicht produziert.
Nur in Frankreich bot der Hersteller
Delavennat weitere Artikel an. Im Stil der üblichen Remco Sets wurde
Combat Chariot and Monster angeboten. Die eigentlich zur Warlord Serie gehörende Figur
Mikola fuhr hier einen Streitwagen, der von einem zweiköpfigen Drachen gezogen wurde. Ein zweites Drachenmonster mit Sattel wurde nur noch im Plastikbeutel verkauft.
Abbildung
: Auch die Pappburg wurde nicht produziert
Kurioserweise wurden die Namen der Figuren nicht auf der Kartenfront der Verpackung sondern in einem Sticker auf dem Blister abgedruckt. Alle drei Schurken besaßen dabei den Untertitel
"The Enemy", während beide Conan Figuren durch
"The Warrior" und
"The King" voneinander abgegrenzt wurden. Das Interessanteste war aber, dass Remco zwar weiterhin darauf verwies, dass die Figuren auch mit eigenen Serien kombinierbar waren, Mattels
Masters of the Universe Reihe aber nicht mehr namentlich erwähnt wurde. Stattdessen wurde nur von weiteren 5 1/2 Zoll Serien gesprochen. Dies hatte auch einen sehr konkreten Hintergrund in Form eines Prozesses, den Mattel Ende 1983 gegen Remco geführt hatte!
Dass Remcos Serien nicht nur in Form und Größe den
Masters of the Universe ähnelten, sondern Remco sogar aktiv dafür warb, dass sich die eigenen Produkte sehr gut zum spielen mit He-Man & Co. eigneten, war Mattel natürlich nicht entgangen. Also strengte der damalige Marktführer eine Klage an, um den Verkauf unterbinden zu lassen. Konkret ging es um die Warlord Figuren, welche laut Klageschrift Mattels Urheberrechte verletzen und Kunden dazu verleiten würden, die Remco Produkte mit den Masters zu verwechseln. Der Prozess verlief jedoch anders, als Mattel erwartet hatte. Laut Gericht wiesen beide Toylines "übertriebende Muskelkörper mit verkürzten Beinen" auf, waren in Form und Namen aber keine exakten Kopien der Masters. Mattel konnte nicht ausreichend belegen, dass Remco das Urheberrecht auf den Muskeltorso der Masters verletzt hatte. Remco selbst erklärte dazu, dem zuständigen Modellierer eine Mattel Figur gezeigt und explizit darauf bestanden zu haben, dass die eigenen Figuren nicht "schwächer" als das Konkurrenzprodukt auszusehen habe. Der Remco Körper sei daraufhin unter anderem auf Basis von Bodybuilder- und Comicmagazinen entstanden.
So befand der Richter, dass beide Serien lediglich eine Interpretation derselben Quelle in Form eines übermenschlichen Muskelmannes waren, dessen gebeugte Haltung eine "traditionalle Kampfpose" sei. Aber was war mit der Tatsache, dass Remco den Masters Namen auf den eigenen Verpackungen abdruckte? Hier urteilte das Gericht, dass Remco den Namen nicht in "übler Absicht" verwendete, sondern lediglich auf die Gebrauchsmöglichkeit der eigenen Figuren mit Mattels Produkten hinweisen wollte. Dies stand ja tatsächlich auf den Blisterkarten, zumal auf eine nur bei genauerer Betrachtung erkannbaren Weise, wie das Gericht anmerkte. Erfolg für Remco auf ganzer Linie also, oder? Leider nicht ganz. Trotz des Sieges vor Gericht hatte das Verfahren Remco natürlich Geld gekostet, welches schmerzhafter für das Unternehmen war als für den größeren Konkurrent. Wohl deshalb wurde bei den
Conan Figuren nicht mehr namentlich auf die Masters verwiesen.
Wie die Warlord und Warrior Beast Figuren konnte auch die Conan Serie kein größeres Stück vom Masters Kuchen abschneiden. Remco nutzte die Formen in der Zwischenzeit und im Lauf der folgenden Jahre für zahlreiche weitere Serien verschiedener Art, wobei die offiziellen Figuren zu damaligen AWA Wrestlern wie Ric Flair zumindest in den Staaten bis heute einen hohen Bekanntheitsgrad genießen. Auch, wenn Remco mit den MotU-ähnlichen Serien keinen enormen Reibach machte, brannten sich diese Spielzeuge in das Gedächtnis nicht nur vieler
Masters of the Universe. Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die oft als Knock-Offs verpönnten Warlors, Warriors Beasts und Conans heutzutage häufig deutlich schwerer zu beschaffen und teurer sind als die meisten Artikel jener Toyline, von deren Erfolg Remco damals profitieren wollte.