Vor wenigen Tagen erst gab Super7 bekannt, Mattels
Thundercats Classics Toyline leider nicht fortführen zu können. Trotz mehrmonatiger Bemühungen konnte man letztlich Warner Bros. nicht zur Lizenzverabe bewegen. Die Reihe brachte es somit auf gerade mal sechs Artikel - vier reguläre Figuren, ein Abo-Exclusive und ein 2-Pack - und schaffte es nicht einmal, die Kerntruppe zu komplettieren. Für Thunderfans eine herbe Enttäuschung, zumal die Absage von Warner Bros. auch nicht heißen muss, dass ein weiterer Relaunch in Planung sei. Vor allem ist es innerhalb von grob 5 Jahren die vierte(!) Toyline, die "vorzeitig" endet.
Relaunch-Fails
2011 startete Bandai eine Reihe passend zur damals neuen Zeichentrickserie. Kaum ein Jahr später war es mit beidem aber schon wieder vorbei. Die Kernreihe brachte es auf eine recht nette Menge, war aber eher für Kinder gedacht und natürlich durchweg in neuen Designs gehalten. Parallel dazu lief
Thundercats Classic (ohne ?s?) mit klassischen Designs. Bandai machte jedoch den Fehler, zunächst 8 Zoll große Figuren zu produzieren, ehe man nochmal neu mit im Sammlermarkt üblichen 6 Zoll startete. In beiden Größen erschienen nur je zwei Charaktere. Mattels Classics mit ?s? waren ein entsprechend oft gehegter Wunsch von Fans. Trotzdem stand die Reihe von Beginn an unter keinem guten Stern.
Timing (1)
Thundercats Classics wurde im Juli 2015 angekündigt, das Abonnement konnte im Februar 2016 abgeschlossen werden. Zu dieser Zeit gab es weder einen Cartoon, noch eine Comicserie, also keinerlei Momentum um Kundschaft abseits von Hardcorefans zu fischen. Mattels Website/Shop MattyCollector wurde im Grunde nur noch von
Masters of the Universe Classics getragen, wo man kurz davor stand, alle "Muss"-Bereiche zu vollenden und ab 2016 mit einem stark reduzierten Angebot eher letzte Lücken zu schließen. In dieser Phase darauf zu bauen, dass Masters Sammler die T-Cats als passenden "Ableger" mittragen würden, war schon tollkühn. Zudem wurden mit Jaga und Grune zwei der ursprünglich sechs regulären Figuren gestrichen - angeblich, da man bis zum Jahresende nicht alles produzieren könne.
Abhängigkeit
Egal, wie optimistisch man es drehen will, die ThunderCats sind bei weitem kein A-Brand. Natürlich sind sie bekannter als zum Beispiel
Visionaires. Das heißt aber noch nichts.
Masters of the Universe - einer der größten 80er Brands - ist im Vergleich zu seit Jahren konstant präsenten und sich revitalierenden Reihen wie
Transformers oder
Teenage Mutant Ninja Turtles eher ein nostalgisches Nichenthema. Die T-Cats sind wiederum im Vergleich zu MotU eindeutiges Randgebiet. Abseits der beiden Hauptcharaktere ist der Ofen schnell aus.
Dass sich die Fanbase beider Brands überschneidet, ist dank der ähnlichen Thematik kein Wunder. Es ist eher Glück und Problem zugleich. Selbst während des großen Relaunches war eine Thundercats Convention nur möglich, da die Organisatoren der Power-Con eine Art Kombi-Veranstaltung machten. Die jüngste Comicserie von 2016 - die erste seit vielen Jahren - war nur als Crossover mit He-Man machbar. Abseits von Masters Fans gibt es aber nur einen verhältnismäßig geringen Anteil an Thundercats Fans, so dass die Menge potenzieller Käufer selbst auf einem kleinen Sammlermarkt übersichtlich ist. Sprich: Je weniger MotU Classics Sammler sich für sie interessieren, desto geringer die Chance, dass die Cats in eben diesem MotU Classics Look eigenständig bestehen können.
Timing (2)
Die Frage ist auch, wie lange sich die 80er Nostalgie noch trägt. Schon jetzt richtet sich diese Form der Aufmerksamkeit auch zunehmend auf die 90er Jahre. Wer 1985 (dem Start der Thundercats Cartoonserie) zehn Jahre alt war, ist heute bereits über 40 und zunehmend mit anderen Dingen beschäftigt. Wer 1985 erst 5 war, kennt die Thundercats womöglich gar nicht mehr und verbindet Nostalgie eher mit den frühen 90ern.
Bedeutung für MotU Classics Sammler und 80er Nostalgiker
Für Masters Fans sind die
Thundercats Classics ein gutes Beispiel für Grenzen. Wenn schon die MotU Classics deutlich im Spätherbst wenn nicht gar Frühwinter ihres "Lebens" stehen, dann liegt es auf der Hand, dass es eine T-Cats Toyline im gleichen Stil auch unter Super7 schwer gehabt hätte.
Nach Lion-O war
BraveStarr das wohl meistgewünschte Classics Toy-Crossover. Da Warner Bros. den Thundercats Hahn zudrehte, könnte Super7 stattdessen immer noch die Fühler zum Space Marshall ausstrecken und zumindest ihn und Tex Hex im Classics Stil anbieten. Die Zeiten, in denen die MotU Classics stark genug waren, um über ihre Käuferschaft auch komplette "artverwandte" Reihen zu tragen, sind aber wohl lange vorbei.
Negative Auswirkungen auf 80er Brands allgemein dürften jedoch nicht zu erwarten sein. Dass
M.A.S.K. tendenziell bessere Chancen auf ein erfolgreiches Revival hat als
Silverhawks, liegt auf der Hand. Der schon angesprochene langsame Übergang zur 90s Nostalgie wird nicht zum Ende aller 80er Brands führen, aber es noch schwerer als bisher machen, Nichenthemen mit genügend Tiefgang zu bedienen.
Die Zukunft der Thundercats
Hier ist das letzte Wort noch nicht ganz gesprochen! Seit Jahren besitzt
Mezco eine Lizenz, mit der großformatige Figuren angeboten werden. Die 14 Zoll großen
Thundercats Classics (auch hier ohne ?s?) sind zwar eher glorifizierte Statuen, zeigen aber dass es auch für diesen Nichenbrand durchaus eine Käuferschaft gibt. Wichtiger noch ist, dass Mezco somit bereits einen Fuss in der Tür bei Warner Bros hat und zudem mit seiner
1:12 Collective Palette höchst erfolgreich ist. Thundercats Figuren im entsprechenden Stil bieten sich da beinahe schon an.