Super7. Ein Name, der vor wenigen Jahren nahezu niemandem im Masters Fandom ein Begriff war, aber schnell an enormer Bedeutung gewann. Von den einen gefeiert, von den anderen verdammt, polarisierte das Unternehmen aus San Francisco die Sammler wie kaum ein anderer Lizenznehmer es je vermochte. Und wird von Kritikern wie auch Liebhabern gleichermaßen so schnell garantiert nicht vergessen werden.
Alles begann im Juni 2015, inmitten der Vorbereitungen zur San Diego Comic Convention. Als jüngster von mehreren Lizenznehmern kündigte Super7 in schneller Aufeinanderfolge zunächst Masters Figürchen im
M.U.S.C.L.E. Stil an. Eine kuriose Idee für eine verhältnismäßig kleine Sammlerschaft, was durchaus dem Konzept des kleinen Anbieters entsprach, welcher bis dato vor allem Kleinstmengen von Vinylfiguren im japanischen Stil produzierte.
Binnen weniger Tage legte Super7 aber schon nach. Nicht nur, dass man für das Convention-Wochenende einen kleinen Laden anmietete und ganz im Zeichen der Masters als
Skeletor?s Lair ausstaffierte. Inmitten von möglichem und unmöglichen Merchandise sorgte vor allem die Ankündigung von
Masters ReAction Figuren für Aufsehen.
Seinerzeit herrschte ein regelrechter ReAction Hype rund um Figuren aus zahllosen Brands, deren Aussehen und Verpackung sich an den Star Wars Toys aus den 70er-80er Jahren orientierte. Tatsächlich ebbte dies bald so weit ab, dass Funko das ReAction-Geschäft wieder vollständig an Super7 übergab. Dies war im Grunde beispielhaft für einen sehr wichtigen Kernpunkt: was sich für größere Firmen nicht lohnte, war für den Kleinanbieter Super7 umso interessanter. Im Lauf der Jahre erschien auch dank mannigfaltiger Repaints eine beeindruckende Menge an MotU ReActions.
Zugleich bediente Super7 den Markt immer wieder mit Produkten, die so stark "Nische" waren, dass mancher Fan schon vom Ramsch sprach. Ob eine Battle Cat Wandtrophäe, Trinkgläser, Halloween-Dekorationen oder Teppiche - bei Super7 schien nichts unvorstellbar. In der Tat gab es nie einen Lizenznehmer, der für den Sammlermarkt ein solch breites Spektrum an Ideen umsetzte, statt sich auf die üblichen T-Shirts und Tassen zu beschränken.
Jedoch schien so mancher Artikel durchaus mehr vom Profitstreben als Kreativität getrieben. Pseudo Test Shots in absurdesten Farben und kaum nachvollziehbare Repaints der immer selben Grundfiguren finanzierten teure Gussformen, erweckten aber auch manches Mal den Eindruck, mehr Masse als Klasse zu erhalten.
Dass das nicht jedem gefiel, nahm Super7 bewußt in Kauf. Wenn etwas nur von hundert Fans gekauft wurde, war das in Ordnung solange man genau diese hundert Fans angepeilt hatte und dabei schwarze Zahlen schrieb. Man kam aus der Nische und bekannte sich auch weiterhin dazu.
Schon zur San Diego Comic Con 2016 zeigte Super7 indes noch größere Ambitionen.
The Curse of the Three Terrors war ein Liebhaberprojekt von Firmengründer Brian Flynn. Neben vier Figuren im Masters Vintagestil wurde passend dazu auch eine "neue Filmation Cartoonfolge" produziert. Ein Werbegag, der sich finanziell zwar nicht wirklich rentierte. Der aber einem Firmen-Motto entsprach, einfach das zu tun, was sich aber sonst niemand "traute". Die Figuren verkauften sich trotz Kritik an der Gestaltung zudem blendend. Ein Markt für "Retro Figuren" bestand also definitiv. Und der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können.
Das langjährige Masters "Flaggschiff" - die
Motu Classics Reihe - erreichte in dieser Zeit nicht mehr ansatzweise die Käuferschaft, mit der Mattel die seit jeher als Liebhaberprojekt laufende Toyline laufen lassen konnte und wollte. Das Ende war bereits beschlossen.
Binnen erstaunlich kurzer Zeit aber klinkte sich Super7 in Gespräche ein und gab noch auf der SDCC 2016 bekannt, die Classics Reihe einschließlich des "Filmation" Sub-Line zu übernehmen und fortzusetzen. Damit wurde der bis dato oft eher belächelte kleine Lizenznehmer quasi über Nacht zum künftig wichtigsten Merchandise-Lieferanten im Fandom.
Bald wurden aber auch die Schattenseiten deutlich. Bei Super7 hatte man sich den Fertigungsprozess und Erscheinungsrythmus ganz anders vorgestellt. Lediglich eine fünf Figuren umfassende Reihe von
Ultimate Versionen bekannter Charaktere wurde in jener Fabrik angefertigt, die bislang Mattel bedient hatte. Super7 war ein zu kleiner Anbieter und musste eine andere Werkstätte beauftragen.
Dadurch konnte man aber nicht auf bereits bestehende Gussformen zurückgreifen und musste erkennen, dass eine superbewegliche Actionfigur mit detailreicher Bemalung und viel Zubehör eine ganz andere Größenordnung war, als eine aus nur wenigen Teilen bestehende und wenig bemalte Vinyl- oder ReAction Figur.
Sammler wiederum erkannten schnell, dass hier ein Neuling am Werke war, was sich in der Qualität wiederspiegelte. Genossen die ersten Super7-Eigengewächse - zwei
Power-Con 3-Packs - noch Welpenschutz, war es damit für viele schon zur ersten regulären Wave vorbei. Sammler mussten zur Vorbestellung Preiserhöhungen schlucken, während Super7 den Erscheinungstermin mehrfach verschob, nur um dann etwas anzubieten, das qualitativ überwiegend enttäuschte.
Nun bekamen Brian Flynn & Co. die Kehrseite der Fanleidenschaft zu spüren, indem sie heftigste Kritik einstecken mussten. Da half es auch nichts, dass in Videos der Tonfall schnell patzig wurde und Flynn neben unsachlichen Angriffen scheinbar auch berechtigte Sachkritik als lästig zu empfinden schien.
Auch wurde schnell klar, dass die Classics eher ein Pflichtteil der Lizenz waren. Zugestandermaßen war der Aufwand (im Gegensatz zu ReAction & Co.) enorm. Und das für Obskuritäten, die immer weniger Interessenten überhaupt bei der Stange hielten. Trotz Beratung von Fans blieben die Verkaufszahlen der zweiten Classics Wave bestenfalls mau, während die Filmation Versionen dank bekannter Charaktere und simplerer Bemalung immerhin einen stabilen Kundenstamm hielt.
Deutlich mehr Herzblut steckte Super7 hingegen in die
Masters of the Universe Vintage Collection. Nach dem Erfolg der "Three Terrors" Aktion durfte Super7 tatsächlich die 80er Figuren quasi fortführten, wenngleich auch überwiegend nur im Cartoonlook.
Aber genau dies machte - neben deutlich niedrigeren Preisen - die Reihe für eine weitaus größere Käuferschaft attraktiv. Die Figuren waren im Vergleich zu den Classics relativ "leicht" zu produzieren, der Nostalgiebonus und Wiedererkennungswert waren enorm. Noch dazu bestand die Reihe überwiegend aus Charakteren, die weit über das Fandom hinaus bekannt waren. Obwohl die Reihe mit extremen Qualitätsproblemen startete, war ihr Erfolg auch im "Mainstream" so groß, dass sogar Mattel staunen musste. Und vielleicht war das auch der Anfang vom Ende.
Für Mattel hatte sich nach 2016 die weitere Produktion von Masters Figuren nicht mehr tragen können - einzige Ausnahme waren Auftragsarbeiten. Jedoch arbeitete man schon seit Langem an einem weiteren MotU Relaunch in Form eines Filmes. Mehr noch, mittlerweile plante man auch mit neuen Serien.
2019 wurde zumindest ein Teil dieser Pläne so konkret, dass Mattel den Spielzeugbereich nicht mehr lange nur Lizenznehmern würde überlassen können. Zudem hatten sich die sporadisch erschienen Mega Construx Versionen der Masters als überraschend erfolgreich gezeigt. Dass Mattel Mitte des Jahres mit
Masters of the Universe Origins eine eigene Reihe im Stil der 80er Figuren vorstellte, war nicht nur, aber sicherlich auch im großen Erfolg der Vintage Collection von Super7 begründet.
Für Brian Flynn und seine Mitarbeiter zeigte sich die nüchterne Realität schon bald. Denn Mattel wollte keine Masters Figuren angeboten sehen, die man für Mattel Produkte halten könnte oder die sogar von den eigenen Produkten ablenken könnten. Dass die MotU Classics Reihe ihr Ende fand, war für Super7 wohl nicht allzu tragisch - die erhoffte Cash Cow hatte sich insgesamt als Klotz am Bein erwiesen. Das Ende der Filmation Figuren war sicher bedauerlich - aber verkraftbar.
Der wirkliche Schlag war das Ende der Vintage Collection. Ihrer wohl lukrativsten Reihe beraubt, blieb Super7 vorerst lediglich die ReAction Toyline - ein Konzept, das nach wie vor erfolreich war, aber zuletzt fast nur noch Repaints lieferte, bevor mit Reittier-Sets ein kleiner Paukenschlag zum Jahresende ertönte. Ob nun Mattel den sprichwörtlichen Stecker zog oder Super7 sich selbst völlig zurück zog - andere Lizenzen standen ohnehin schon bereit.
Was aber bleibt von der
Super7 Masters Zeit? Für die einen sicher mehrere "unvollendete" Toylines. Ein Thema für sich, denn "vollendet" ist eine Toyline ohnehin so gut wie nie. Nichtsdestotrotz gibt es in jeder Reihe noch mehr oder weniger Lücken für Masters Sammler. Auch waren Qualität und Kommunikation desöfteren dürftig. Reihenweise abbrechende Beine und eine PR, die meist nur in der Vorbestellphase auf Hochtouren lief, haben das Image von Super7 geschädigt. Nicht nur ein Fan wird regelrecht erleichtert sein, von abstrusen Repaints nicht länger "belästigt" zu werden, oder hohe Geldsummen zu investieren für eventuell suboptimale Ware.
Für die anderen hingegen bleibt eine gewaltige Menge an Merchandise und Toys, ohne die es in den letzten Jahren im Grunde gar keine Masters gegeben hätte. Nach 30 Jahren gab es endlich Figuren der einst unproduzierten Figuren
He-Ro und Eldor. Das Erscheinen von Stridor war ein kleiner Kraftakt, während He-Man und Skeletor im Look des
87er Kinofilms bei Mattel schlicht unmöglich waren. Und last but not least steht 2020 immer noch die Lieferung von
Snake Mountain aus - dem Finale und für manchen buchstäblichen Gipfel der Masters of the Universe Classics.
Vor allem hat Super7 die Masters Flagge in einer Zeit hochgehalten, in der MotU im Sinkflug schien. Reihen wurden fortgesetzt, die ohne Super7 schon 2016 ihr Ende gefunden hätten oder gar nicht erst entstanden wären. Man scheute sich nie, Grenzen auszuloten, zu überschreiten, Kleinstnichen zu bedienen und das unmögliche Scheinende Realität werden zu lassen.
Sicher, einiges war alles andere als optimal. Und vieles hätte deutlich besser laufen können. Aber ist das bei den Masters nicht fast immer so?