Egal, wie oft man einen beliebten Brand modernisiert, immer wieder wird sich auch auf seine Wurzeln zurückbesonnen. Auch bei He-Man & Co. war nach mehr als zehn Jahren
MotU Classics die Zeit mehr als reif für eine neue Reihe, die voll auf Nostalgie setzte. Ironischerweise machte Lizenznehmer Super7 den Anfang mit der
Vintage Collection, die nicht problem- und fehlerfrei waren, aber international viel Aufmerksamkeit erregten. In genau die Kerbe schlägt seit 2019 Mattel selbst, mit den
Masters of the Universe Origins. Leicht aufgepeppte Gestaltung und mehr Beweglichkeit, aber alles stark auf Nostalgie zielend. Kein Wunder, dass die Toyline auch unter vielen Leuten der "hot shite" ist, die seit den 80er Jahren wenig bis gar nichts mit den Masters zu tun gehabt haben. Den Anfang machte natürlich He-Man, zunächst mit Prinz Adam als limitiertes 2-Pack, aber natürlich auch auf Einzelkarte beim Start im normalen Handel.
Verpackung & Minicomic
Gerne wird debattiert, ob diese Reihe nun in erster Linie für Kinder oder Erwachsene gedacht ist. Die Blisterkarte jedenfalls wird definitiv die "Vatergeneration" triggern. Denn auch wenn das Artwork leicht überarbeitet wurde, basiert es dennoch überdeutlich auf den 80er Jahre Verpackungen, von den roten Meteoriten über das Logo und Texte bis zur Form des Blisters. Gleiches gilt für die Rückseite, wo wie in der "guten alten Zeit" das obere Drittel eine imposante Actionszene darstellt und darunter weitere Figuren beworben werden, während kleine Motive links die Einsatzmöglichkeiten zeigen. Da He-Man keinen Power-Punch ausführen kann, wird stattdessen die größere Beweglichkeit beworben. Das von Axel Gimenez gezeichnete Actionbild zeigt letztlich eine ikonische Pose - He-Man unmittelbar nach der Verwandlung, der wohl gleich Cringer verwandeln wird. Sehr klassisch, aber dank der Froschperspektive mit einem neuen Dreh.
Wie früher liegen den Figuren auch Minicomics bei. Jedoch produziert Mattel nun lediglich ein nur achtseitiges Heft je Wave, in diesem Fall "Beast Barrage", welches also sechs Figuren beiliegt. Käufer der EU-Version müssen sogar auf Sprechblasen verzichten. Und auch die Verpackung selbst hat in der EU Version deutlich weniger Texte. Aber warum? In einigen Ländern (u.a. Frankreich) dürfen aufgrund eines entsprechenden Gesetzes Artikel mit englischen Texten gar nicht verkauft werden. Mattel wiederum wollte wohl schlichtweg keine Ressourcen und Kosten für Übersetzungen in mehrere Sprachen aufwenden. Also wurden die entsprechenden Bereiche einfach gelöscht. Ökonomisch nachvollziehbar, für den Endverbraucher aber äußerst... bedauerlich. Auch sind die Blisterkarten deutlich dünner als von früher gewohnt. Dafür sind die Figuren mit durchsichtigen Bändern im Blister fixiert und ihr Zubehör ordentlich im Plastikbeutel verstaut. Interessantes Detail: Dass die Toyline
Masters of the Universe Origins heißt, wird nicht im Logo, sondern lediglich einem Beschreibungstext auf dem US-Cardback erwähnt.
Modellierung
Auch die Origins Figuren setzen sehr stark auf Nostalgie mit kleinen Updates. So ist He-Man überdeutlich an das Design aus den 80er Jahren angelehnt, von der übertriebenen Muskulatur über die zwecks Beinfreiht knapp geschnittene Fellhose bis hin zum Brustgurt und den gespreizten Fingern der linken Hand. Die auf den ersten Blick größte Veränderung hat der Kopf durchgemacht, welcher nicht den Vintage-Look wiedergibt. Stattdessen trägt He-Man hier etwas veränderte Gesichtszüge und längere, wildere Haare. In Ermangelung besserer Vergleiche wird hier meist das Artwork von Alfredo Alcala aus den frühen Minicomics erwähnt, um dieses barbarischere Aussehen zu beschreiben. Viele Fans sind mit dem Kopf nicht glücklich, vor allem weil er eben nicht die ikonische Form besitzt, welche zuvor dem exklusiven 2-Pack beilag. Hier wird der Massengeschmack der Altfans also nicht bedient, auch wenn der neue Kopf für sich gesehen durchaus ordentlich geraten ist.
Aber auch unterhalb des Halses finden sich Unterschiede. Der einst nur nach außen modellierte Unterarmschutz des linken Arms wurde gestrichen. He-Man trägt stattdessen nun zwei gleiche Armreifen, die etwas detaillierter sind als noch in den 80ern. Auch der abnehmbare Brustgurt wurde überarbeitet. Gemäß frühen Designs verlaufen die roten Quadrate nun durchgehend bis zum Rücken. Dort wiederum ist der Verschluss vollständig abgeändert und mit einer Waffenhalterun ausgestattet. Das Brustwappen wurde subtil modifiziert, um noch einen Wiedererkennungswert zu haben, aber nicht mehr so sehr wie ein eisernes Kreuz auszusehen. Den Brustgurt ist somit ein sehr gelungenes Update.
Indes lässt er sich nur abnehmen, wenn He-Man zerlegt wird - und das ist tatsächlich machbar. Alle Origins Figuren lassen sich großteils zerlehen. Kopf, Arme, Hände, Stiefel und Oberkörper sind mit sanfter Gewalt abnehmbar (ganz gewiefte Sammler können die Arme und Beine sogar an den Ellenbogen und Knien zerlegen). Dies ist eindeutig mit Absicht gemacht, denn sowohl das Zerlegen als auch das Zusammensetzen kann sehr leicht vorgenommen werden. Kurios ist nur, dass Mattel darüber auf der Verpackung noch in Pressemitteilungen verliert, obwohl mit anderen Figuren und sogar der baugleichen
Masters of the WWE Universe Toyline somit munter gemixt und kombiniert werden könnte. Möglicherweise hatte man bei Mattel letztlich zu große Bedenken, dass Teile verschluckt werden könnten.
Bemalung
Waren die Masters schon seit jeher farbenfroh, setzt Mattel hier eine Schippe drauf und hat die Farben sowohl in Guss als auch Bemalung sehr knallig gestaltet. Grundlegend wurde He-Mans Farbschema beibehalten und lediglich "intensiviert", was ihn comic-hafter erscheinen lässt. Washes oder dergleichen finden sich nicht, aber als große Änderung ist der Fellbesatz gelb bemalt, was erneut eine Minicomic-Referenz ist. Die früher unbemalten Armreifen wurden im Orange des Gürtels gefärbt. Die Kopfbemalung ist ordentlich, wenngleich es He-Man gut gestanden hätte, wenn diesmal auch das Weiß seiner Augen aufgemalt wäre. Bei näherer Betrachtung ist das Rot auf dem Brustgurt etwas ungenau lackiert, was aber auf großen Fotos stärker auffällt als mit bloßem Auge.
Beweglichkeit
Hier fährt Mattel enorm auf. Doppelgelenke in den Schultern, Ellenbogen, Händen, Füßen, Knien und Becken, der Kopf auf einem Ballpin, Hüfte und Stiefel drehbar. Das macht insgesamt satte 28 Bewegungspunkte, die locker mit den MotU Classics mithalten und teilweise sogar besser sind. Ganz in eine sitzende Position lassen sich die Beine zwar nicht bringen, aber dafür kann hier auch keine Gummihalterung porös werden. Der große Vorteil der Gelenke ist natürlich, dass sie die Figur in ihrer typischen 80er Actionpose aufstellen lässt, aber daran nicht gebunden ist.
Aber es gibt auch Schattenseiten. Die Gelenkfestigkeit ist insgesamt für eine Figur dieser Preisklasse zwar ordentlich. Die Handgelenke und Fußknöchel können bei intensivem Gebrauch jedoch schnell locker werden. Mit einem Fön lässt sich das zwar beheben (Kunststoff anwärmen, festdrücken und schnell unter kaltem Wasser wieder aushärten). Im Sinn des Erfinders ist das aber natürlich nicht unbedingt. Die Kniegelenke wiederum sind in ihrer Gestaltung gewöhnungsbedürftig. Die Oberschenkel reichen hier über die Knie, wodurch in der Seitenansicht der Eindruck entsteht als würde ein stück Haut überlappen. Nicht ideal, aber annehmbar.
Zubehör
Im SDCC 2-Pack besaß jede Figur eine enorme Menge an Mitbringseln, darunter je einen Wechselkopf, satte zwei Paar Wechselhände und einen kleinen Dolch, der in einen schmalen Stiefelschaft gesteckt wurde. Alle diese, nenen wir sie "Sammlerdreingaben" fehlen bei der Standardversion. Im Basispaket enthalten ist aber He-Mans klassischs Waffenarsenal: Doppelaxt, Rundschild und Schwerthälfte. Jawohl, Hälfte! Mattel hat das ursprüngliche Konzept wieder aufgegriffen, gemäß dem He-Man und Skeletor je eine Hälfte des Schwertes der Macht beiliegen hatten. Wie bei einigen Elementen der Figur ist auch das Schwert stärker am Design der ersten Minicomics angelehnt. Im Gegensatz zur vollständigen Version des SDCC 2-Packs wurde der Griff etwas dünner gestaltet und ein Schwertsteg wieder hinzugefügt. Selbiger ist jedoch nicht kerzengerade sondern leicht nach außen gebogen. Dies soll wohl genug Freiraum für die Griffhand lassen, wirkt aber gewöhnungsbedürftig.
Die Klingenspitze ist glücklicherweise nicht so stark abgerundet wie früher und das Material sehr solide. Vor allem passen die Schwerthälften von He-Man und Skeletor erstmals nahtlos zusammen, ohne dass die Waffe dabei zu dick gerät. So sitzt auch das vollständige Schwert der Macht absolut fest in He-Mans Hand und passt in die Schlaufe des Brustgurtes. Dennoch ist klar, dass vielen Fans ein vollständiges Schwert in Silbergrau lieber gewesen wäre als nur eine Hälfte. Interessanterweise hat das Zauberschwert eine silbrige Lackierung erhalten, während Rüstung, Axt und Schild ein mattes Blaugrau aufweisen.
Die Doppelaxt wurde im Stil alter Konzeptzeichnungen gestaltet. Grundlegend eine interessante Abwechslung, auch wenn der Detailgrad gegenüber der bekannteren Form deutlich geringer ist. Auch der Rundschild orientiert sich stärker an den Konzeptzeichnungen, indem er nun flacher ist und statt einem Pappeinleger rot bemalte Partien aufweist. Am Arm wird er ähnlich wie in den 80er Jahren angebracht, wobei der vordere Haltebügel zwar zum Griff abgerundet ist, von der Greifhand aber schlecht gehalten wird. Besser passt die Waffe nach wie vor an He-Mans linken Arm mit der offenen Hand. Die roten Partien sind nicht immer exakt aufgemalt, was wie beim Brustgurt aber auch hier mit bloßem Auge meist nicht wirklich auffällt.
Fazit
Mattels neue Toyline besinnt sich tatsächlich auf die Ursprünge der Masters zurück. He-Man ist gemäß Preis und Gestaltung gezielt auch für jene Käufer gedacht, die mit den Masters seit Jahren/Jahrzehnten nichts am Hut hatten, für relativ kleines Geld aber einen starken Nostalgiekick erleben. Tatsächlich ist He-Man in diesem Preissegment eine grundlegend gut gelungene Figur, an der sich wohl lediglich beim Kopf die Geister scheiden werden, während die hierzulande angebotene Version durch fehlende Verpackungs- und Comictexte einen Nachteil besitzt.
Seb hätte gerne eine "PlanetEternia Origins" Toyline. Dann würde seine Figur nämlich 30 Kilo leichter aussehen und volles Haar besitzen.
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