Mit diesem Set wird die kontrovers diskutierte Sun-Man Riege abgeschlossen. Werden hier zum Schluss nochmal richtige Lichtgestalten aufgefahren?
Auch, wer sie liebt, wird eingestehen müssen: die Rulers of the Sun liefen in der MotU Origins Toyline nicht wirklich gut. Sicher, durch seine anfängliche Seltenheit schossen Preise für
Duplico in die Höhe. Und da Digitino im deutschsprachigen Raum nicht erschien, erlebte auch dieser eine gewisse Nachfrage. Doch in der Regel war die Fraktion ein Ladenhüter, und durch eine äußerst "optimistische" Bestellmenge hängt
Sun-Man nach wie vor haufenweise in deutschen Geschäften.
Die letztlich auch weltweit nicht gerade blendenden Verkäufe könnten dafür gesorgt haben, dass Mattel nach
Bolt-Man, Hypno und Duplico die Gruppierung am Ende dann doch außerhalb der Basis-Waves vervollständig hat. Die letzten drei Charaktere erschienen in einem nur bei Target erhältlichen Set. Schon ein Jahr zuvor gab es dort das
Rulers of the Sun 3-Pack. Sun-Man mit neuem Kopf, ein Pig-Head Repaint sowie ein mit der Einzelversion absolut identischer
Space Sumo machten es nicht gerade zum Knüller. Da Sammler aber nunmal gerne vollständig sind, erhielt das zweite Set mit Kikto, Holographo und Zap-Man mehr Aufmerksamkeit.
Verpackung & Bio-Cards
Das 3-Pack ist in einer Fensterbox exakt desselben Formates eingepackt und die Figuren wurden in gleicher Weise im Inneren angeordnet. Somit passen beide ROS-Sets gut zusammen. Leider wurde aber auch der Name beibehalten, womit beide Sets exakt gleich heißen... obwohl Sun-Man selbst ja dieses Mal gar nicht enthalten ist. Der große Unterschied liegt (neben den Charakteren natürlich) in den Artworks. Dieses Mal wurden sie von Francisco Etchart erstellt. Die Qualität merkt man, denn schon das Frontmotiv fügt sich um ein Vielfaches besser zu den üblichen Origins-Artworks ein, als es beim ersten Set der Fall war. In der äußerst dynamischen und atmosphärischen Szenerie finden sogar die Ilkorts aus
Siege of Avion einen Gastauftritt. Auch das rückseitige Motiv liefert enorm ab, indem alle zehn RoS-Charaktere gemeinsam abgebildet werden - gelungener, als so manche Figur.
Wie im ersten Set dienen auch hier drei sehr stabile Karten als optischen Ausgleich für das Fehlen von Minicomics. Die Beschreibungen auf der Rückseite sind rudimentär und beleuchten die Kräfte der Charaktere eher lückenhaft. So können Kiktos Wurfstern-Discs explodieren. Was genau es mit seinen Sonic-Kräften auf sich hat, bleibt jedoch unklar. Holographo kann Illusionen einfangen und beeinflussen - ob der "futuristische Wissenschaftler" sie aber auch selbst erzeugen kann, wird nicht erwähnt. Zap-Man schließlich ist ein ausgemachter Computerhacker, dessen Equipment (Computer-)Viren neutralisieren kann. Soviel also dazu.
Modellierung
Wie Zap-Man, Duplico und
Hypno wurde auch
Kikto in den 80er Jahren nicht mehr produziert. Gleichsam zu allen heroischen Charakteren nutzt auch der "Kickbox-Experte" den gesamten Sun-Man Basiskörper. Mehr noch, gemäß den damaligen Plänen ist Kikto auch mit Sun-Mans Flat-Top Kopf ausgestattet. Neu sind die "Rüstung" sowie die Armbänder und Oberschenkelprotektoren. Die beiliegenden Wurfstern-Scheiben lassen sich hier zwar ordentlich befestigen. Ohne sie wirken die ohnehin sehr klobigen Kleidungsstücke jedoch äußerst plump. Auch der "Brustgurt" ist sehr schlicht gehalten und nach hinten offen. Allerdings hat Mattel das Konstrukt etwas modifiziert, damit das Kleidungsstück nicht einzig am Hals baumelt, sondern fest genug am Körper angeklemmt ist.
Holographo ist die letzte RoS-Figur, die auch von OLMEC Toys produziert war. Zum Sun-Man Grundkörper gesellt sich immerhin ein neuer Kopf, dessen Design auch die Masters ergänzen kann. Weniger gelungen ist der (ähnlich wie bei
Pig-Head) um Hüfte und Oberkörper geschlungene Brustgurt. Modellierungsdetails fehlen hier völlig. Stattdessen soll die Kleidung durch das Brustwappen punkten. Das kreisrunde Element wirkt jedoch aufgrund der Größe und schlichten Aufmachung eher wie ein störender Fremdkörper. Die Halteknöpfe sind dieses Mal zudem nicht synchron zum Gurt positioniert, wodurch ihr "Zweck" nicht mehr deutlich wird.
Bleibt mit
Zap-Man noch der letzte (seinerzeit nicht mehr produzierte) Charakter. Zum Sun-Man Grundkörper gesellt sich hier gemäß der Vorlage der schon für
Digitino benutzte Kopf. Leider ist das Recycling hier sehr offenkundig erkennbar, was jedoch auch an der Farbgebung liegt (dazu gleich mehr). Abermals ist die Kleidung neu, welche die einzige rundum geschlossene Rüstung des Sets sowie einen nach vorne und oben offenen Helm beinhaltet. Beide Teile sind erstaunlich gut gestaltet und können tatsächlich mit dem MOTU-Niveau mithalten. Zudem wird der Kopf etwas kaschiert.
Bemalung
Wenn jede Figur denselben Basiskörper nutzt, ist die Bemalung umso wichtiger. Im Fall von
Kikto geht sie jedoch leider nicht auf. Der Mix aus überwiegend weißer Kleidung mit pinken Details auf der dunkelbraunen Haut will an der Figur einfach nicht wirklich funktionieren und würde eher zu einer "Girl-Toyline" passen. Gesicht und Gürtel sind aber immerhin sauber bemalt.
Besser sieht es bei
Holographo aus, dessen (gegenüber Kikto minimal hellere) Hautfarbe sehr gut mit dem Rot und Blau seiner Kleidung synergiert. Der schwarze Gürtel bietet hier das i-Tüpfelchen. Fast möchte man die damaligen Designer bei OLMEC dafür schimpfen, Holographo einen solch billigen Brustgurt verpasst zu haben, der die farblich sehr gelungene Figur zwar unterstützt, gestalterisch aber abwertet.
Da Gelb immer eine schwierige Farbe bei Actionfiguren sein kann, muss sich
Zap-Man stärker mühen, als es die gut designte Rüstung verdient. Der Farbton funktioniert aber gemeinsam mit den blauen Elementen von Gürtel, Stiefeln und Armbändern recht gut. Eher hätten Helm und Rüstung ebenfalls blaue Details gebrauchen können. Grundlegend funktioniert die Farbgebung aber.
Das eigentliche Problem ist leider Zap-Mans Hautfarbe, welche deutlich heller gemacht wurde, als ursprünglich bei OLMEC geplant. Vielleicht wollte Mattel noch mehr Diversität bieten, vielleicht empfand man den Digitino-Kopf als unpassend für dunkelbraune Haut. Fest steht aber, dass die hellere Haut weniger Kontrast zur Kleidung bietet - eine völlig unnötige Verschlimmbesserung.
Beweglichkeit
Wie meist sitzen die Gelenke hier in der Regel ordentlich und man sollte bei den Knien anfangs sogar aufpassen, um keinen Haltestift zu verbiegen oder gar abzubrechen. Der große Pluspunkt ist, dass weder Kiktos klobige Armbänder noch Zap-Mans gewaltiger Helm die Bewegungsfreiheit sonderlich einschränken. Zugleich ist dank Mix&Match hier einiges, um etwa manchen Kopf oder die abnehmbare Kleidung auch für andere Figuren einzusetzen. Im Fall von Holographo kann man sich sogar des klobigen Brustwappens entledigen, da sich dieses einfach vom Gurt abstreifen lässt.
Actionfeature
Ganz wie Sy-Klones Bruststicker ist auch Holographos "Wappen" ein Wackelbild. Die "Bienenwaben" wechseln von gelb mit rotem Rand zu rot mit gelbem Rand. Wow, das ist gar nicht mal so spannend! Das Feature entspricht auch nicht ganz der Vintage-Version, ist aber tatsächlich besser gelungen. Denn der damalige Olmec-Holographo besaß lediglich einen Glitzersticker, kein Wackelbild.
Zubehör
Extras finden sich wie üblich nur in Form der drei Bio-Cards. Man könnte argumentieren, ob ein Minicomic nicht doch eine gute Ergänzung gewesen wäre. Angesichts des Niveaus etlicher 2023er-Minicomics lässt sich dies aber anzweifeln. Zudem lassen sich die Bio-Cards deutlich effektiver als Bierdeckel verwenden.
Die Figuren selbst sind an Bewaffnung und Ausrüstung mit dem ausgestattet, das sie auch in den 80er Jahren hatten bzw. haben sollten. Im Fall Kiktos ist das einiges, denn neben den Rüstungsteilen besitzt er ein großes Messer sowie satte vier Wurfstern-ähnliche Discs, die an die Arm- und Beinprotektoren gesteckt werden.
Das Messer ist so gestaltet, dass es beliebig mit der Klinge nach oben oder unten in die Hand passt. Eine der Discs kann auch in die Halterung der Rüstung geklemmt werden, was beinahe wirkt, als sei dies Kiktos tragbarer CD-Player. Es ist fast verwunderlich, dass die Bio-Card hieraus nicht wirklich eingeht. Leider sind die Discs meist verbogen, was sich aber per Heißluft schnell ändern lässt. Da sie etwas dicker gestaltet sind, passen sie auch in die Hände.
Holographo schwingt sein rotes Krummschwert mit einem gewaltigen (man kann es kaum anders nennen) Teller als Heft. Mattel hat hier zwar eine Bienenwappenform eingearbeitet, die sich auf dem Bruststicker wiederfindet. Das Schwert ist dennoch regelrecht absurd in seiner Form. Immerhin kann (mit etwas Fantasie) das abnehmbare Hologrammwappen des Brustgurtes auch als Wurfscheibe dienen.
Zap-Man besitzt keine Handwaffen im eigentlichen Sinne. Stattdessen dienen seine an die Armbänder klemmbaren Elektro-Stäbe als Waffen. Macht nicht wirklich viel Sinn und sieht auch reichlich seltsam aus, um auf dem Wege adäquat zu kämpfen. Aber auch hier gilt wieder: so war es damals nunmal gemacht, daran wurde sich orientiert. Die formgleichen Stäbe besitzen immerhin ansehnliche Blitz-Modellierungen an den scheibenförmigen Enden.
Fazit
Diese Figuren werden niemanden überzeugen können, der auch mit den übrigen RoS-Figuren nichts anzufangen weiß. Auch für Sun-Fans ist nicht alles gelungen. Zweifelsohne aber wertet das hervorragende Artwork das Set auf, welches ohnehin besser als sein Vorgänger ist. Und auch, wenn die Integration dieser obskuren Toyline nicht die weiseste Entscheidung war, muss man zumindest Anerkennung zollen, dass Mattel mit diesem 3-Pack einen sauberen Abschluss durch Komplettierung bietet.
Verpasst nicht das nächste PExclusive: Seb-Man! Der Micro-Management Specialist erscheint mit Zollstock, um Ausmessen zu können, wie viele Toys in ein winziges Regalfach passen! Inklusive großem Helm, um sein Antlitz zu verbergen! Seb-Man, demnächst im Webstore!
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