Was kann man noch zu der Armee von He-Man Versionen sagen, dass bisher nicht erwähnt wurde? Eigentlich gar nichts mehr, außer dass die Variantenflut mit Mecha Blade He-Man endlich ihr Ende gefunden hat. Im Lauf der drei Jahre, in denen Mattel Neuversionen der Masters produzierte, wurden die Fans mit acht normalen und vier Deluxe He-Mans verwöhnt ? oder vielleicht doch eher gequält. Legt man dann Roto-Cast He-Man (12? Großfigur) und Wolf Armor He-Man (aus dem TRU 2-Pack) obendrauf, kommt man bereits auf 14 Figuren. Addiert man zudem noch die Figuren der 80er Toyline, der New Adventures, sowie beide Prinz Adam Toys hinzu, sind es bereits 24. Und wenn man sich dann noch den Spaß machen will, sonstige Exclusives, Bootlegs, Farb- und Kartenvarianten und die Commemorative Editionen anzufügen, kann man auf He-Man endgültig die biblischen Worte übertragen: ?Und sein Name ist Legion?.
Dabei war die Qualität der ?200x? Versionen durchaus sehr unterschiedlich. Während z.B. Jungle-Attack und Smash-Blade He-Man gnadenlos von den Fans ausgebuht wurden, sind mit Ice-Armor und Snake Armor He-Man auch wahre Perlen von Eternia?s beliebtestem Muskelprotz erschienen. Die Deluxe Versionen allerdings hatten in der Hinsicht weitaus weniger Glück. Die erste (noch von den Four Horsemen persönlich modellierte) ?Battle Sound? Welle wurde zwar mit Lob überschüttet - die darauf folgenden ?Samurais? aber ernteten bereits äußerst gemischte Reaktionen. Die ?Battle Armors? wurde sogar trotz Auftritt im Cartoon überwiegend abgelehnt und wurde in Deutschland überhaupt nicht angeboten. Zu lieblos und unpassend wirkte die Gestaltung. Welle 4 Deluxe ?Mecha? nun schließt das Kapitel ab.
Der Begriff ?Mecha? bezieht sich wie einmal auf die mechanischen Rüstungen der Figuren und Reittiere. Während bei letzteren die vollständige Bezeichnung ?Mecha Bite? auf die beissenden Stahlmäuler anspielt, verlieh Mattel den beiden Figuren den kompletten Titel ?Mecha Blade?. Die ?Blades? (also Klingen) sind dabei Teil des Action-Features, über welche He-Man (und natürlich auch Skeletor) einen Gegner attackieren, aber vor allem ergreifen kann. Aus dem Grunde werden die Figuren auch manchmal als ?Mecha Grab? Toys bezeichnet (oder des öfteren auch ?Mecha Armor?).
Zunächst ist zu vermerken, dass die Figur selbst wieder einmal recycelt und einfach mit neuem Zubehör versehen wurde. Dieses Mal jedoch hat sich Mattel der Grundform von Martial Arts He-Man bedient, welche hier nun zum ersten Mal wiederverwertet wird. Dies allein ist schon ein Pluspunkt, nachdem die überragende Mehrzahl der He-Man Varianten alle auf der normalen Grundform aus Welle 1 aufbauten. Für die Mecha Version wurde nun um den Torso eine gänzlich neue (nicht abnehmbare) Rüstung modelliert, wobei die Frontseite wie ein Vogelkopf gestaltet wurde, der eine tote Schlange in seinem Schnabel hält. Man merkt also bereits, auf was Mattel hinaus will. Das Design von Mecha Blade He-Man ist in groben Zügen an das der Zauberin angelehnt und soll ihn im Kampf gegen die Snake Men unterstützen. Daher wurde der Figur auch ein neuer Lendenschurz samt großem Snake Buster Logo modelliert, dessen altägyptisches Design sehr gelungen ist.
Am interessantesten aber ist sicherlich der abnehmbare Helm, welcher eine frappierende Ähnlichkeit zur Kopfbedeckung der Zauberin aufweist! Etliche Zeit vermuteten die Fans sogar, dass dies tatsächlich als Gussform für die Action-Figur der Sorceress geplant gewesen war, was die Four Horsemen später jedoch verneinten. Scheinbar hatte sich Mattel?s internes Designteam einfach von der Hüterin von Grayskull inspirieren lassen. An den Beinen findet sich erneut das Adlermotiv an den Knieschonern, welche an die ansonsten unveränderten ?Martial Arts? Beine angeklebt wurden, und die He-Man?s zuvor nackte Oberschenkel nun fast völlig überdecken. Die Arme wurden schon stärker verändert, indem Mattel ihnen neue Rüstungspartien anmodellierte, die Armreifen gründlichst umformte und auf die grauen Metallpartien noch je einen goldenen Aufsatz mit anklebt der etwas an die Klauen von Marvels Wolverine (XMEN) erinnert. Diese Partien wurden noch mit Details versehen, welche wie kleine Flügel wirken. Ohne dies ist die gesamte Figur sehr detailliert modelliert worden, fast überall sind Einkerbungen oder Hervorhebungen erkennbar. Durch die Veränderungen ist natürlich das von Martial Arts He-Man bekannte Action-Feature im Arm nun weggefallen, was aber keineswegs stört. Als Hände wurden jedoch die Formen der normalen He-Man Version hergenommen, was angesichts der beiliegenden Waffen auch eine gute Entscheidung war. Allgemein muss man Mattel ein Lob aussprechen, da man sich hier scheinbar bemühte, auch mal den Helden interessanter zu gestalten. Denn normalerweise wirkt dieser eher fade, während nahezu jede Skeletor-Version eine gewisse Fanbasis aufweist.
Diese sind zum einen ein neues Schwert, und zum anderen eine Pistole. Letztere kann ? man mag es kaum erahnen ? ein kleines Projektil abfeuern. Während dieses bei nahezu jeder Figur recycelte Feature mittlerweile einen Bart bis zum Äquator hat, sind Waffe und Projektil jedoch hübsch anzusehen, besonders die Pistole mit dem Adler als Gallionsfigur. Das Schwert ? obwohl es nur aus einer Farbe besteht ? ist sehr aufwendig modelliert, erinnert jedoch in keinster Weise an das Zauberschwert. Nichtsdestotrotz eine interessante Waffe, deren zackige Ausläufe z.T. ebenfalls entfernt an Schnäbel erinnern können. Beide Waffen passen problemlos in beide Hände, das Schwert allerdings besteht aus einem etwas weicheren Plastik und kann sich daher schnell verbiegen.
Das wichtigste kommt aber erst in Form der ?Mecha Blades?. An He-Man?s Rüstung befinden sich seitlich oberhalb und unterhalb der Arme Ausläufer, an welchen gekrümmte Ausläufer angebracht sind, deren Spitzen an Zähne oder Mandibeln von Spinnen oder anderem Kleingetier erinnern. An diesen wiederum werden die separat mitgelieferten Metallklingen angebracht, durch welche die Ausläufer noch verlängert werden. Auf der Hinterseite der Rüstung befindet sich ein großer Hebel. Zieht man nun daran, so bewegen sich die Ausläufer (Mandibeln, oder Mecha Blades, wie man es auch nennen will) aufeinander zu und können so einen Gegner ergreifen. Das Feature funktioniert sehr gut, allerdings ist die Reichweite der Ausläufer nicht sehr groß, so dass He-Man schon unmittelbar vor seinen Feinden stehen muss, um diese zu packen (oder sie mit den Klingen anzukratzen). Obschon die gesamte Konstruktion recht groß und somit die Figur entsprechen schwer ist, kann He-Man immer noch gut stehen. Auch wirkt sein Torso nicht zu bullig (es wird einfach deutlich, dass er eine schwere Rüstung trägt), und auch wenn seine Arme etwas in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, kann er sämtliche übrigen Gelenke (inklusive Beine!) noch gut bewegen.
Was für einen Status nimmt die (bisher?) letzte He-Man Version nun ein? Sicherlich trifft auch diese Figur wieder nicht gerade den Geschmack der älteren Fans, dennoch ist sie im Gesamtkonzept recht originell gemacht und wirkt auch farblich recht annehmbar. Für Kinder ist Mecha Blade He-Man auf jeden sehr zu empfehlen, da die Figur für manchen Spielspaß sorgen kann. Aber auch Sammler sollten ruhig einen zweiten Blick auf diese Figur werfen, welche doch noch interessanter ist als die He-Man Version der vorangegangenen beiden Deluxe Waves.
Nicht verpassen: Morgen um 18:30 Uhr folgt das Review "Mecha Bite Battle Cat".
Fotos: Toni Schuster