Im Zuge der 200x, bzw. der "neuen" MotU-Toyline brachte Mattel insgesamt vier Reihen an vorwiegend für Kinder gedachten "Deluxe" Waves auf den Markt. Während Welle 1 der Battle Sounds aus He-Man und Skeletor in verchromten Rüstungen mit Elektronikfeature bestand, wurden die beiden Erzfeinde in Welle 2 (Samurais) durch zwei Reittiere und Man-At-Arms als dritter Figur verstärkt. In Welle 4 der Mechas dann waren es wieder zwei Figuren und zwei Reittiere. Während all diese Spielzeuge auch hierzulande erschienen, verzichtete Mattel aber darauf, Welle 3 in Deutschland auszuliefern. Aber warum ausgerechnet diese? Immerhin war die Bezeichnung "Battle Armor" (BA) allen He-Fans durch den beliebten Version der 80er längst ein Begriff. Außerdem erschienen die neuen BAs auf mehreren MotU-Verpackungen und erhielten sogar einen großen Auftritt in einer Folge der zweiten Cartoonstaffel.
Die Antwort liegt wohl wieder einmal in wirtschaftlichen Aspekten. Zunächst kamen die beiden Battle Armor Deluxe Figuren bei der Mehrheit der He-Fans relativ schlecht an. Dies lag vielleicht daran dass sie mit ihren Pendants aus den 80ern nur den Namen gemeinsam hatten. Aber auch die US-Kids waren eher wenig von ihnen angetan, was scheinbar zu nur geringen Verkaufszahlen führte und Mattel USA wie schon im Fall der Flugzeuge (Battle Hawk & Terrordactyl) dazu bewog, die BAs doch lieber nur sehr begrenzt für das Ausland zu produzieren und dort zu vertreiben. Dabei hatte man eigentlich zuvor große Hoffnung darin gesetzt, mit der dritten Deluxe Welle neben der breiten Käuferschaft der Kinder auch wieder die älteren Fans und Sammler zum Kauf zu bewegen, nachdem diese die Samurai Welle vielfach abgelehnt und sich dafür ausgesprochen hatten, He-Man und Skeletor in passenderen, an die alten Designs stärker angelehnten Outfits zu produzieren. Mattel ließ sogar über der amerikanischen Internetseite "he-man.org" eine Umfrage laufen, welche Art Designs und Features die Fans sich am meisten für spätere Versionen der Hauptcharaktere wünschten. Ob die Ergebnisse dieser Umfragen dann bereits in die Produktion der neuen Battle Armors einflossen ist unklar. Jedoch war unverkennbar, dass in beiden Figuren zumindest teilweise eine kleine Anlehnung an 80er Versionen eingeflossen war (dazu gleich mehr). Ob diese aber zu gering oder zu verändert war ist fraglich, jedenfalls verschaffte das den neuen Figuren nur wenig zusätzliche Popularität. Damit aber genug der Hintergrundinfos, nun zur eigentlichen Rezension von
Battle Armor He-Man und
Battle Armor Skeletor:
Wie bereits von vielen anderen Versionen gewohnt, wurden für beide Charaktere wieder einmal Originalformen verwendet. In diesem Fall Kopf, Hände, Beine und Lendenschurz. Besonders letzteres ist bedauerlich, da bei allen anderen Deluxe Figuren stets der Lendenschurz entweder völlig neu designt, oder zumindest deutlich verändert wurde. In diesem Fall aber wurde Skeletor?s Lendenschurz lediglich etwas neu bemalt (wobei Mattel sogleich an Details gespart hat), während der von He-Man auch farblich nahezu 1:1 der Originalversion entspricht (der Braunton wurde lediglich in eine Art Schwarzgrau umgewandelt). Während He-Man?s Stiefel ebenfalls Schwarzgrau wurden, sind seine Armreifen im gewohnten Silbergrau bemalt. Auch Skeletor?s Armreifen und Kaputze sind wie üblich violett, seine Beinstulpen hingegen wurden pechschwarz bemalt, als einziges Detail sind die beiden großen Edelsteine nun in Grün hervorgehoben.
Neu geformt sind hingegen Torso und Arme beider Figuren. Wobei dies bei den Armen auch wiederum nicht gänzlich zutrifft. Tatsächlich basieren diese auf den Modellierungen der Originalversionen und wurden lediglich vor allem im Oberarm- und Schulterbereich in muskulösere Formen abgeändert. Dadurch können sie zum einen besser die Armteile der beiliegenden Rüstung tragen, und zum anderen bieten die dicken Schultern ausreichend Platz für das Action-Feature. Die den inneren (natürlich nicht abnehmbaren) Rüstungsteil darstellenden Torsos sind zwar bullig, aber nicht extrem klobig geraten und haben links und rechts vom Kopf jeweils eine Halterklammer für die separate Exo-Rüstung (der Protoname der Wave war auch passenderweise "Exo-Armor"). Während He-Man?s Torso/Rüstung sehr mechanisch wirkt, scheint Skeletor?s (vielleicht auch bedingt durch die grünlich gefärbte Partie) fast schon leicht insektenartig. Interessant ist, dass Mattel?s hausinternes Designteam sich bei der Modellierung scheinbar teilweise von zwei Deluxe Figuren der 80er Toyline inspirieren lassen. He-Man?s Torso weist nämlich goldene Partien auf, die leicht an die Rüstung des klassischen Flying Fists He-Man erinnern! Die Front von Skeletor?s Torso hingegen erinnert an eine modernisierte Version seiner berühmt-berüchtigten Terror-Claws Kluft (auch bekannt als "Sport-BH Skeletor"). Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man auch noch die Seitenpartien der Exo-Rüstung Skeletor?s anschaut. Diese sind nämlich mit riesigen Klauen versehen, welche in der Tat mechanisierte Terror Claws darstellen können.
Das He-Man und Skeletor dieses Mal auf Zauberschwert, Widderstab etc verzichten müssen, stellt die Exo-Rüstung auch zugleich Zubehör und Waffe der Figuren dar. Bei beiden Charakteren besteht sie aus vier Einzelteilen. Größtes Stück ist die Hauptrüstung, welche auf die vorher erwähnten Schulterklammern der Figur gesteckt wird, und dann den kompletten Torso verdeckt, wobei eine Öffnung noch Blick auf den Kopf lässt. An der Hauptrüstung wiederum wird eine nach oben und unten schwenkbare Kanone angebracht. Unnötig zu erwähnen dass diese natürlich ein separates Projektil abschießt. Ergänzt wird das mechanische Exoskelett durch zwei Seitenrüstungen, welche der Figur an die Arme geklemmt werden. Wie bereits erwähnt befinden sich an Skeletor?s Rüstungen riesige Metallklauen (welche im Gegensatz zum übrigen Teil aus ungefährlichem Weichplastik bestehen). He-Man wiederum wartet mit etwas auf, das an seitlich ausgerichtete Schaufeln erinnert (im Cartoon waren es immerhin Schaufelhänder, die zugreifen konnten). An allen "Armrüstungen" befinden sich außerdem noch an Kabeln kleine Joysticks, welche ähnlich wie bei der Stratos Figur in die Hände gesteckt werden. Während die Hauptrüstung des Helden wieder kein besonderes Thema im Design besitzt, wurde Skeletor?s wie eine Art Monsterschädel mit riesigen Fängen und weit geöffnetem Maul gestaltet. Dadurch hat der Herr des Bösen in Punkto Einfallsreichtum und Coolness natürlich wieder einmal die Nase vorn. Grundsätzlich schlecht designt sind die Rüstungen keinesfalls, allerdings wirken sie für MotU Toys doch immer noch etwas unpassend.
Während dies aber sicherlich auch Ansichtssache und Frage des persönlichen Geschmacks ist, bergen die Exo-Rüstungen ein weitaus größeres Problem, das auch objektiv nicht von der Hand zu weisen ist. Ihre Masse und das Gewicht nämlich lassen die Figuren nur allzu leicht umkippen. Zudem müssen He-Man und vor allem Skeletor eigentlich ohnehin immer etwas nach vorne gebeugt stehen, wenn sie nach vorne schauen sollen. Die neuen Torsos bewirken nämlich dass die zuvor auf gekrümmten Körpern gesessenen Köpfe nun stets nach oben schauen. Durch das vorbeugen aber kippen die Figuren ohnehin um, und mit den Exo-Rüstungen ist das ganze natürlich noch unmöglicher zu bewerkstelligen.
Kann man sich beim Design vielleicht zum Teil darüber streiten, inwieweit es wirklich auf 80er MotUs basiert, so ist das Action-Feature eindeutig von Flying Fists He-Man und Terror Claws Skeletor übernommen worden. Dreht man den Torso zur Seite, schwenkt der eine Arm auf, der andere ab, und umgekehrt. Der oftmals verloren gegangene Halteclip der alten Figuren wurde jedoch nun weggelassen, stattdessen befinden sich am Rücken der Figuren kleine Halteausbuchtungen für je zwei Kinderfinger. Während das "Armschwungfeature" bei beiden Figuren an sich gut funktioniert, birgt es doch auch einige Macken. Zunächst einmal befinden sich keine sog. "Ball-Joints" in den Schultern der Figuren, wodurch sie die Arme tatsächlich nur hoch und runter drehen können. Schlimmer aber ist, dass die Seitenpartien der Rüstungen nicht fest genug an die Arme angeklemmt werden können und so recht schnell und leicht abfallen, wenn man mittels Action-Feature einen Gegner umwerfen will.
So bleibt abschließend zu sagen, dass die neuen Battle Armor Figuren zwar vielleicht im Grundkonzept oder in der Grundidee nicht schlecht gewesen wären. In der Endausführung aber sind sie für Kinder zum Spiel nur mäßig geeignet, und bieten trotz der guten Absichten auch den Altfans nicht genügend Wiedererkennungswert zu den Klassik-Figuren, um wirklich punkten zu können. Die himmelwärts schauenden Köpfe, die mangelnde Standfestigkeit, recycelten Partien und abfallenden Rüstungsteile wären einzeln schon lästig, dass sie aber alle in einer Figur auftreten ist nur noch ärgerlich. Von einer ohnehin im Vergleich zu den normalen Figuren schon teureren Deluxe-Version sollte man wirklich mehr erwarten können, und es verwundert nicht, dass die "200x Battle Armors" die am schlechtesten verkaufte der großteils ohnehin eher unbeliebten Deluxe Waves war. Hier sollte wirklich nur zugreifen, wer das Design mag oder ohnehin komplett sammelt. Alle anderen werden kaum etwas verpassen, wenn sie diese beiden Figuren unbeachtet lassen.