Gäbe es auf Eternia Boulevardpresse, dann wäre Stratos sicherlich regelmäßig Ziel der Klatschreporter. Nicht, weil er König der Vogelmenschen ist und sein Gesicht unter einer Fliegerkappe verbirgt. Vielmehr sind es seine eigenartigen Familienverhältnisse, die Grund zum Grübeln bieten. Zunächst besitzt er eine Schwester mit Namen Delora und dann ist er noch verheiratet mit einer Frau namens... Delora! Jawohl, seine Schwester und seine Ehefrau tragen den gleichen Namen? Ist doch wirklich sehr eigenartig, zudem man beide nie gleichzeitig gesehen hat. Außerdem gibt es Aufnahmen, in denen seine angebliche Gemahlin völlig anders aussieht! Im Ladybird-Buch "Die Schwingen des Unheils" z.B. ist sie ein blonder Vogelmensch, mit Flügeln, Maske und allem. Im Mini-Comic "The Siege of Avion" hingegen tritt sie als normaler, schwarzhaariger Mensch in Erscheinung! Ist Stratos also Bigamist, der zudem seine eigene Schwester geehelicht hat? Fragen über Fragen.
Fest steht aber, dass er seine Flugkräfte durch das Ei von Avion erhält - ein großer Stab mit einem großen Ei aus Jade, der stets innerhalb der "Stadt in den Lüften" verbleiben muss, wenn die Vogelmenschen weiterhin lieber fliegen wollen statt sich auf Schusters Rappen fortzubewegen. Bereichert wird das ganze noch durch das dt. Hörspiel "Baum der sterbenden Zeit", in dem eben jener Baum Avion davor bewahr, von unsichtbaren Gnomen erobert zu werden.
Sowohl Avion, als auch Stratos Familie wurden aber erst im Laufe der Zeit kreiert und fanden bei Start der Toyline noch in keinster Weise Erwähnung. Ohnehin schien man sich mit dem Charakter noch nicht allzu viel Mühe machen zu wollen, denn im Mini-Comic "King of Castle Grayskull" befand sich Stratos sogar unter den Kämpfern des Bösen, als diese in die Burg eindrangen! Glücklicherweise war dies sein einziger "Abstecher" zu Eternias Schurken. Ansonsten war und blieb Stratos den Helden von Eternia verbunden.
Der Vogelmensch ist schon auf den ersten Blick ein sehr eigentümlicher Anblick: Behaarter (oder gefiederter) grauer Körper, Der Kopf fast vollständig von einer Maske verdeckt, Flügel im "Icarus-Stil" an beide Arme und einem auf den Rücken festgeschnalltem Düsenantrieb. Also wieder ein Beispiel für die Technikelemente, die auch schon in der noch sehr viel fantasy-lastigeren Frühzeit von MotU eingesetzt wurden. Während Man-At-Arms auf He-Mans Körper basiert, wollte man Stratos scheinbar deutlich als "Nicht-Mensch" zeigen, und übernahm daher Beast Mans Körper. Neben dem Zubehör wurde allein der Kopf neu modelliert, der - wie gesagt - beinahe vollständig von einer (nicht abnehmbaren) Maske überzogen ist und nur Blick auf die affenartige Mundpartie samt Kinnbart wirft. Die Form ist sehr nett gestaltet und die Hervorhebungen an der Maske wirken recht windschnittig.
Farblich wurde Stratos neben dem grauen Körper überwiegend in Rot und Blau gehalten und wirkt im Vergleich zu knalligen Figuren wie Man-At-Arms fast schon etwas unterkühlt. Schade ist auch, dass lediglich am Kopf mehrere Farbdetails zu sehen sind und der Gürtel separat bemalt wurde. Ansonsten aber sind die übrigen Köper- und Zubehörteile stets nur einfarbig. Dennoch passen die Farbtöne recht gut zueinander und heben ihn von den übrigen Helden schön ab.
An beiden Armen befinden sich Flügel, die an Bizeps und Handgelenk angebracht werden. Die Federn sind hierbei sehr schön gestaltet und lassen die schmächtigen Arme etwas breiter wirken. Problematisch sind allein die Bizepsriemen, die ebenso wie Beast Man?s Armpolster mit einem Knopfverschluss versehen sind, der leicht abreißen kann. Für die "Rüstung" wurde dieses Mal das 3er-Riemensystem gewissermaßen umgedreht, denn diese befinden sich nun nicht mehr am Rücken, sondern an der Vorderseite der Figur. Sehr schön hierbei ist, dass man noch ein paar Federn an die Riemen modelliert hat, um diese etwas zu verschönern. Am Rücken befinden sich statt Riemen nun zwei hübsch modellierte Düsentriebwerke, die Stratos zusätzlichen Auftrieb geben sollen. Problematisch ist, dass er dadurch in viele Fahrzeuge nicht reinpasst.
Auch Stratos weist natürlich den Power Punch Hüftschwung auf. Leider aber wurde ihm an Zubehör nur die dreiteilige Rüstung verpasst, jedoch keine Waffe hinzu gegeben! So muss er entweder auf fremde Waffen zurückgreifen, oder sich mit bloßer Faust gegen die Angreifer zu Wehr setzen.
Zusammengefasst ist Stratos eine im Design sehr schön anzusehende Figur und umso mehr eine Bereicherung für die Toyline, da er der erste nicht menschliche MotU-Held war. Der für viele Vehikel unpraktische Raketenrucksack ist nicht allzu tragisch (immerhin kann Stratos ja fliegen), äußerst schade ist hingegen das Fehlen einer Waffe. Zumindest ein neu bemaltes Grayskull-Schwert o.ä. hätte man beilegen können.
Zusatzhinweis 1: Von Stratos existiert eine Variante, die wohl zu den bekanntesten der Klassik-Serie zählt. In dieser wurden die Farben der Flügel und des Raketenrucksacks vertauscht. Bekannt sind beide Versionen unter den Titeln "Red Wings Stratos" (rote Flügel, blauer Rucksack) und "Blue Wings Stratos" (blaue Flügel, roter Rucksack). Der Seltenheitswert beider Versionen ist in etwa gleich, auch steht nicht eindeutig fest, welche zuerst produziert wurde, wobei ausschließlich die Blue Wings Version in den Serie 1 Mini-Comics verwendet wurde. Zudem gibt es Stratos mit hellgrauem Bart, der schon fast bläulich wirkt. In Argentinien hingegen erschien er mit pinken Flügeln - und wem das noch immer nicht genug ist, kann sogar Ausschau nach Versionen halten, in denen der Rucksack hell- statt dunkelrot ist.
Zusatzhinweis 2: Interessanterweise kam vor einiger Zeit in einem Internetforum die Meldung eines Fans auf, laut der Stratos auch einmal mit einem Grayskull Gewehr in hellblauer Farbe (derselbe Ton wie das He-Man Schwert des in Serie 3 erschienenen Waffensets) ausgeliefert wurde. Theoretisch wäre es tatsächlich möglich, dass die Figur in einem bestimmten Produktionsland kurzzeitig absichtlich oder versehentlich so angefertigt wurde. Da aber leider nach wie vor eindeutige Beweise fehlen, kann man darüber allenfalls spekulieren.