Wie schon zuvor wurde auch der sechste Masters Digitalcomic nur wenige Tage vor seinem "Erscheinen" angekündigt. In der Geschichte von Jeff Parker (X-Men: First Class) und Chris Gugliotti (Texas Chainsaw Massacre: Raising Cain) steht Orko im Fokus, der schon Mittelpunkt des letzten Comics von MVCreations war. Da der kleine Trollaner nur "vielleicht" in DCs Hauptserie auftreten sollte, kann ein digitales Kapitel einen guten Ausgleich bilden.
Story:
Weil das Wetter verrückt spielt, reitet He-Man - gefolgt von Skeletors Truppen - nach Castle Grayskull. Dort benutzt die Sorceress den Schädel des Morgog Riesen, den He-Man beim letzten Kampf Skeletor abgenommen hatte, um einen mächtigen Zauber zu wirken. Als Orko aber im Schädel auftaucht, geht der Zauberspruch schief und verändert die gesamte Realität. Davon betroffen sind auch alle Anwesenden inklusive der angreifenden Evil Warriors. Die Wirklichkeit verändert sich unentwegt und droht zu kollabieren, bis es Orko gelingt, den Schädel mit He-Mans Schwert zu zerstören. Alles kehrt zur Normalität zurück, und die Zauberin hat erkannt, dass sie mit ihrem Zauber zu weit ging und die Natur selbst verändern wollte. Zur Natur gehört aber der ewige Kampf von Gut gegen Böse - was in Orkos Augen auch eine gute Show bietet.
Rezension:
Wer die digitalen Comics der Masters gelesen hat, konnte bereits feststellen, dass besonders das Artwork teilweise höchst unterschiedliche Stilrichtungen aufweist. Entsprechend neugierig macht das Cover von Kapitel 6, da Michael McCalister auf einer Seite seines Zauberstabs einen eher realistischen und kampfgebeutelten Orko und auf der anderen Seite den Trollaner glattgebügelt und einsatzbereit zeigt. Das von Gugglioti illustrierte Innere des Comic unterscheidet sich von beidem aber nochmals überdeutlich. Schon die Zeichnungen der normalen Wirklichkeit sind äußerst cartoonhaft und mitunter skizzenartig erstellt, was spätestens beim Anblick Skeletors etliche Masters Fans vergraulen dürfte.
Hier kommt wieder der Faktor zum Vorschein, dass die Mehrzahl der He-Fans bei jedem Comic auf einen typischen Fantasylook warten, der "ihre" Masters ins rechte Licht rückt. Dies ist hier allerdings gar nicht das Ziel. Vielmehr entwirft Jeff Parker eine alles andere als ernst gemeinte Geschichte. Deren Handlung ist denkbar simpel und soll vorwiegend zum Amüsieren anregen. Somit stellen die verschiedenen Realitäten nicht einfach Helden und Schurken in ihren diversen Inkarnationen dar, sondern zeigen durch das Artwork völlig durchgeknallte Szenerien.
So finden sich zahllose Anspielungen, wenn Eternia zuerst als Bikini Bottom (inklusive He-Patrick), dann plötzlich im Calvin & Hobbes Look erscheint oder sich die Zauberin von ägyptischen Hieroglyphen über Jessica Rabbit bis zu einer Handpuppe verändert. Von einem Pac-Man Szenario über verschiedenste Kinderzeichnungen ist jede Veränderung absurder als die vorherige und enthält zahlreiche Details wie Batman-E-Faces.
Entsprechend werden auch die Protagonisten mitgerissen, wobei sich Orko erstaunlich gut mit jedem neuen Szenario zurechtzufinden weiß. Skeletor hingegen versucht regelrecht verzweifelt, seinen Plan der Eroberung Grayskull zu verfolgen, wird aber unentwegt von seinen eigenen Mitstreitern abgelenkt, die je nach Realität ihre eigenen Chancen und Probleme haben. Und Panthor erhält erstmals überhaupt eine Sprechrolle. Entsprechend geht völlig unter, dass die Zauberin mit den Gesetzen der Natur spielte, zu denen der Kampf des Guten gegen das Böse gehören soll.
Spätestens hier zeigt sich, dass der Comic nicht im geringsten ernst genommen werden darf. Dies wird all jenen nicht schmecken, die eben auf ernsthafte Geschichten gesetzt haben, und tatsächlich muss sich DC den Vorwurf gefallen lassen, erst von erwachseneren Masters zu reden und sich selbst hier zu widersprechen. Dabei hätte der gleiche Grundplot auch für eine "seriöse" Geschichte herhalten können, in denen einfach von den Vintage Masters über die New Adventures und 200X Ära bis zu den MotU Classics jede Epoche ein Gastspiel hätte feiern können. Dass Jeff Parker und Chris Gugliotti dies nicht getan haben, wird ihnen mancher übel nehmen.
Fazit:
Letztlich kann Kapitel 6: Orko auf zweierlei Arten betrachtet werden. Wer eine ernste, im Mythos zumindest der DC Masters verankerte Story sucht, wird hier bitterlich enttäuscht und sollte sich dringend seine 99 Cent sparen. Wer aber offen für eine völlig abgedrehte Geschichte voller Popkultur-Referenzen ist, darf gerne einen Blick riskieren.
Dieses Digitalcomic wurde am 29.09.2012 online veröffentlicht.
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