Während zahlreiche Masters Charaktere häufig nur rudimentäre oder gar keine Ursprungsgeschichten aufweisen können, durfte sich Trap Jaw von Beginn an mit diversen Origins schmücken. In den Minicomics ein Verbrecher aus einer Parallelwelt und von Skeletor eher versehentlich nach Eternia gebracht, wurde er in den deutschen Hörspielen als Ingenieur präsentiert, der von Skeletor schwer verletzt und anschließend einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Während der 200X Ära wurde er zum Kämpfer Kronis, der nach einem Aufstand ebenfalls von Skeletor verletzt wurde, was Mattel bei den MotU Classics Biografien grundlegend übernahm und durch Details ergänzte, indem Kronis ursprünglich aus den Weiten des Alls stammte. Im siebten Digitalcomic erhält Trap Jaw damit also die bereits fünfte Herkunftsgeschichte seiner fast 30-jährigen Laufbahn.
Story:
Durch den Tipp eines Freundes erfährt der Waffenbauer und Kleinganove Kronis von einem bevorstehenden Goldtransport und heuert drei Palastwachen an, um den Treck zu überfallen. Obwohl einer der Männer - Nolar Blak - nicht auftaucht, greifen die übrigen den Wagen dennoch an. Dessen Lenker entpuppt sich jedoch als He-Man, wodurch klar wird, dass Nolar Blak die übrigen Verschwörer verraten hat. He-Man kann den ersten Räuber spielend entwaffen und wirft dem flüchtenden Kronis dessen zerdrückten Blaster hinterher. Die defekte Waffe trifft Kronis direkt im Gesicht, versengt ihm die Haut und zertrümmert seinen Unterkiefer. Der dritte Räuber flieht mit dem Goldwagen, woraufhin He-Man die Verfolgung aufnimmt und Kronis nicht weiter beachtet. Dieser kann schwer verletzt seinen Unterschlupf erreiche, wo er aber zusammenbricht und dabei einen Behälter mit Nanitentierchen um. Diese machen sich sofort über den Sterbenden her, verbinden sich mit ihm und retten ihm so das Leben.
Geraume Zeit später ersinnt Kronis einen Racheplan. Vor dem fatalen Überfall hatte er erfahren, dass eine im Museum von Eternos liegenden Juwelreplika - das Auge von Grayskull namens "Chaos" - in Wahrheit echt ist. Diese Information bietet er nun Skeletor an, verlangt als Gegenleistung aber dass sie Nolar Black benutzen sollen, um das (nur von Nicht-Magiern erreichbare) Juwel zu beschaffen. In den kommenden Monaten manipuliert Evil-Lyn Blak und zieht ihn in eine Affäre mit ihr, bis dieser ihr das Juwel besorgt, um anschließend von ihr getötet zu werden. Bevor Kronis sich nun daran machen kann, auch an He-Man Rache zu üben, erfährt er, wo sich das Auge von Chrono befindet. Um zu verhindern, dass Skeletor das Juwel ebenfalls an sich bringt, He-Man vernichtet und Kronis damit seine Rache nimmt, befiehlt er seinem Informant, der Zauberin von Grayskull eine Nachricht zu übermitteln. Sich mit einem Helm und Stahlkiefer ausstattend, bereitet sich Kronis darauf vor, als Trap Jaw fortan sein eigenes Spiel zu spielen.
Rezension:
Mit
Trap Jaw fungiert Kyle Higgins nach Kapitel 2 und 5 bereits zum dritten Mal als Autor eines MotU Digitalcomics. Und so verwundert es kaum, dass seine dritte Geschichte nicht nur die Thematik um die sogenannten Augen von Castle Grayskull fortführt, sondern alle drei Handlungen miteinander verbindet. So wird deutlich, dass Kapitel 5 "während" Kapitel 7 spielte und Kapitel 2 chronologisch nach dem siebten Teil gesetzt ist. Higgins ist dabei sehr darauf bedacht, bisherige Informationslücken zu schliessen und einige Details aufzuklären. So erfährt der Leser, was Nolar Blak tat, das ihn unter den Palastwachen in Ungnade fallen liess. Allerdings bleibt Higgins eine Erklärung schuldig, warum Blak in der Gosse endete, nachdem er eigentlich das richtige tat. Die Palastwache scheint zwar durchweg korrupt zu sein, was aber auch kein stichhaltiges Argument ist, wenn eigentlich das alter ego des Kronprinzen für Blak einstehen könnte. Auch wird deutlich, dass Evil-Lyn Nolar tatsächlich von Beginn an manipulierte, wodurch sich ihre Charakterisierung in
Kapitel 5 nun letztlich doch als sehr stereotype Noir Femme Fatale erweist.
Dagegen ist aber die Erklärung gelungen, warum ein mächtiges Artefakt wie das Auge von Chaos in einem Museum lagert. Es als Nachahmung zu tarnen kann immerhin ein effektiverer Schutz sein als jeder Tresor. Ein gutes Detail ist auch die Tatsache, dass die Augen von Grayskull von Magiern nicht entdeckt werden können, da somit erst klar wird, warum kleine Gauner von ihrem Verbleib erfahren können, während Skeletor, Evil-Lyn und die Zauberin ahnungslos waren. Hier zündet auch die Idee, dass Trap Jaw das erste Auge als Preis für seine Rache an Nolar Blak eintauscht, das zweite aber in die Hände der Helden spielt, um He-Man für sich selbst "aufsparen" zu können. Ohnehin erweist sich Kronis trotz der Verändungen gegenüber seiner 200X Version als interessanter Charakter. Ein Schurke, der keine halb wahnsinnigen Welteroberungen anstrebt, sondern einfach ein intelligenter Ganove ist, war bei den Masters bislang selten. Insofern passt es auch, dass Trap Jaw auch seine Rache mit einer verschlagenen Finesse plant und in gewisser Hinsicht sogar den mächtigsten Schurken Eternias und dessen rechte Hand für sein Vorhaben zu nutzen weiß.
Umso enttäuschender wirkt dagegen He-Man. Verbuchte er bislang nur extremst spärliche Auftritte, darf er auch hier wieder kein Wort sagen. Dies alleine wäre nun nicht weiter tragisch, wenn seine Aktion gegen Kronis nicht äußerst fahrlässig wirken würde. Es mag nicht in He-Mans Absicht gelegen haben, ihn so schwer zu verletzen. Dass er den Verwundeten aber einfach zurück lässt um den letzten Räuber einzufangen, ist völlig atypisch für einen Held, der das Leben derart hoch schätzt, dass er sogar seine Erzfeinde wider besseren Wissens vor dem Tod rettet. Natürlich lässt sich argumentieren, dass DC hier einen "modernen" He-Man für ein reiferes Publikum entwirft. Jedoch stellt sich dabei die Frage, ob diese Modernisierung nicht zugleich genau den Kern des Charakters aufgibt, welcher ihn von anderen Heldentypen unterscheidet. Dagegen ist immerhin Trap Jaws Entstehung ordentlich geraten. Zwar wird nicht gänzlich klar, ob oder inwieweit die Nanitentiere auch seinen Stahlkiefer zu verantworten haben. Jedoch macht es durchaus Sinn, dass derartige Geschöpfe in einer "Sword & SciFi" Welt leben und zum Maschinenbau genutzt werden.
Dem Zeichner Mike S. Miller oblag indes die Aufgabe, nicht nur Philip Tans Neudesigns zu verwenden, sondern auch das Aussehen von Kronis zu überarbeiten. Im Gegensatz zur 200X Version sieht der Ganove hier zunächst seinem späteren Ich kaum ähnlich, sondern trägt die mittelalterlich anmutende Kleidung eines normalen Bürgers. Auf diese Weise wird sehr gut illustriert, wie ein zuvor "kleines, unauffälliges Licht" schließlich zu einem von He-Man größten Feinden wird. Überdies wird erstmals auch Kronis´ Haarfarbe (Violett) enthüllt. Miller gelingt es außerdem, die Verwandlung von Kronis zu Trap Jaw durchaus "ansehnlich" zu gestalten. Einzig die Szene, als er vom Blaster getroffen wird, ist optisch nicht schlüssig, da nicht erkennbar ist, wie genau der Schuss austritt, als Kronis von der Waffe getroffen wird.
Etwas zu plakativ ist auch der letzte Panel geraten, wenn Nanitenlarven aus Trap Jaws Maul austreten, welches nun ähnlich einem Haifisch mit etlichen Zahnreihen bestückt ist. Weniger wäre hier mehr gewesen. Dafür aber schafft Miller durchweg ansehnliche Szenarien wie die "Werkstatt" von Kronis, welche man sich auf Eternia so gut vorstellen kann. Auch He-Man und Skeletor sind ihm gut geraten, während er vor allem Evil-Lyns Neudesign so zur Geltung bringt, dass die Ähnlichkeit zu Disneys Malefiz nicht so eklatant wirkt wie bei anderen Zeichnern. Hier wurde auch ihre Hautfarbe angepasst, indem das Violette aus
Kapitel 1 - The Lost Knight dem bekannteren blassen Hautton weicht.
Fazit:
Der letzte rein digitale Masters Comic ist glücklicherweise mehr als eine reine Herkunftsgeschichte geworden. Die Verknüpfung mit früheren Geschichten ist ansprechend, und Trap Jaws neues Origin annehmbar. Leider lässt die Darstellung He-Mans immer noch Zweifel daran, ob DC hier wirklich Charaktere nur modernisieren will, oder einfach so umschreibt, wie man es für die entsprechende Geschichte gerade haben will. Nicht nur wegen dem gelungenen Artwork von Mike S. Miller lohnt sich ein Blick in diesen Comic aber dennoch.
Dieses Digitalcomic wurde am 13.10.2012 online veröffentlicht.
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Masters of the Universe (Digitalserie)
Kapitel 1 - The Lost Knight
Kapitel 2 - Man-At-Arms
Kapitel 3 - Battle Cat
Kapitel 4 - Randor
Kapitel 5 - Evil-Lyn
Kapitel 6 - Orko
He-Man and the Masters of the Universe (Printserie)
Nr.1 - "The Seeker"
Nr.2 - "Desert Storm"
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