Story
Nach der Schlacht gegen seinen Halbbruder Randor stirbt Keldor langsam an seiner Gesichtsverletzung. Geschlagen irrt er durch das einstige Dorf seines Vaters König Miro, wo er sich an ein Ereignis aus seiner Kindheit erinnert. Damals griff ein Fremder Randor an, wurde von Keldor aber überwältigt. Wie sich in weiteren Rückblenden herausstellt, folterte Keldor den Gefangenen daraufhin heimlich, und erfuhrt, dass dieser von Hordak geschickt wurde. Anschließend nahm Keldor mit dem in einer anderen Dimension gefangenen Wesen Kontakt auf, das ihn Stück für Stück gegen seine Familie aufwiegelte.
So stellt sich heraus, dass Keldor gegen seinen Halbbruder in die Schlacht zog, da gemäß Miros Wunsch nach dessen Tod Randor neuer König wurde statt des älteren Keldor. Es zeigt sich zudem, dass Miro stets Randor bevorzugte. Während sein Gesicht zunehmend abstirbt, fantasiert Keldor bereits, dem leibhaftigen Tod zu begegnen und aufgebracht von dessen Spot anzugreifen. Wieder bei Sinnen, erreicht Keldor den Thronsaal, wo er auf Randor trifft. Selbst nach Keldors Verrat liebt dieser seinen Halbbruder noch immer und will ihn wieder an seiner Seite haben.
Als Keldor ihn um Vergebung bittet, vergibt Randor ihm bereitwillig den Verrat und Krieg. Keldor aber bat um Vergebung für einen Messerstich, den er Randor daraufhin zufügt, um an sein Blut zu gelangen. Mit mittlerweile völlig kahlem Totenschädel teleportiert sich Keldor in Hordaks Reich und übergibt seinem Lehrmeister den Dolch. Als Gegenleistung verwandelt Hordak den Sterbenden in ein neues, muskelbepacktes Wesen: Skeletor.
Rezension
The Origin of Skeletor erschien pünktlich zu Halloween am 31. Oktober 2012 als Begleitheft zu DCs He-Man Serie und spielt dementsprechend in der neuen Comic-Kontinuität. Vollmundig wurde verkündet, dass Autor Joshua Hale Fialkov (I, Vampire) nicht nur Skeletor Entstehung beleuchten werde, sondern den Herrn des Bösen erstmals als wahrlich unheimliche Gestalt präsentieren wolle. Hierzu soll auch das Artwork von Frazer Irving (Xombie) beitragen, dessen atmosphärische Darstellungen von Bernie Wrightson (Frankenstein) inspiriert sind. Dem legendären Horrorzeichner kommt Irving in diesem Comic zwar in Momenten wie der Darstellung von Keldors zunehmend absterbendem Gesicht nahe, erreicht ihn aber dennoch nie völlig.
Stattdessen wird der optische Eindruck beinahe allzu sehr von den Designs für Keldor und Hordak sowie mancher Farbwahl überdeckt. Zwar ist die Idee interessant, jedes Szenario in einer eigenen Farbtönung zu halten. So wird Keldors Status als Ausgestoßener in Rückblenden seiner Kindheit durch seine blaue Haut inmitten der farblosen Sequenz betont. Jedoch geht durch die stark unterschiedlichen Szenerien wie dem Palast in Rosatönung oder dem orangefarbenen Dorf leicht der optische Zusammenhang des Heftes verloren. In Kombination mit der anachronistischen Erzählstruktur gleicht das Comic so eher einem Flickenteppich statt einer fließenden Geschichte.
Während Randor indes als König überzeugend wirkt, ähneln die Hordekämpfer eher dem unbehelmten Space Jockey aus dem Alien-Prequel
Prometheus. Erschwerend dazu präsentiert Irving einen Hordak, welcher keinerlei Ähnlichkeit mit dessen bekannten Designs besitzt, sondern eher wie eine Kreation von
Alien Schöpfer H.R. Giger aussieht. Inmitten davon steht ein Keldor, der nicht nur optisch mit der Version aus der 200X Ära wenig gemeinsam hat. Wirkte er dort mit seinem Mephistobart zwar etwas klischeehaft aber charismatisch und kämpferisch, bieten Irving und Fialkov hier einen knabenhaften Hänfling, der eher wie ein trotziges Kind wirkt, nicht aber wie ein Mann, dem eine ganze Streitmacht in den Krieg folgen könnte.
Der Autor beschreibt hier eine tragische Gestalt nach klassischem Muster, die von Vater, Gesetz und Schicksal betrogen durch den eigentlichen Schurken zum Bösen verführt wird. Sehr gelungen ist dabei Randors Charakterisierung, der ehrliche Bruderliebe für Keldor empfindet. Das Problem ist aber, dass der eigentliche Hauptcharakter eher wie der Spielball in einem shakespeareschen Drama wirkt, gelenkt von äußeren Einflüssen. Fialkov hätte gut daran getan, die Eigenständigkeit des späteren Oberschurken stärker zu betonen statt ihn als von Selbstmitleid erfülltes Instrument Hordaks darzustellen.
Hier lässt sich zweifelsohne argumentieren, dass Keldors Darstellung besonders für "vorbehaftete" Fans problematisch sein kann, "unbelastete" MotU Neulinge aber durchaus ansprechen könnte. Dies ist nicht von der Hand zu weisen. Die Frage ist allerdings, ob es DC nach diesem Comic gelingt, besagten Neulingen zu beleuchten dass nicht der Bruderkampf Kern der Masters ist und auch nicht Hordak der Oberschurke, sondern der Mittelpunkt eben He-Mans Kampf gegen Skeletor um das Schicksal Eternias ist. Diese Frage lässt sich noch nicht beantworten, wobei die Schatten auf das Heft
The Origin of He-Man bereits vorausgeworfen werden. Dass Keldor Hordak den Dolch mit Randors Blut überreicht, könnte ein Schlüsselelement der kommenden Geschichte sein, welches laut DC an diese anknüpfen soll.
Überdies können Langzeitfans trotz einiger Unterschiede recht klar ausmachen, dass die Geschichte auf Details basiert, welche im 200X Cartoon und den MotU Classics Biografien eingeführt wurden. So ist dem Masters Kenner sofort bewusst, dass das Comic kurz nach der Schlacht zwischen Keldor und Randor in der Halle der Weisheit einsetzen muss. Problem: Masters Neulinge wissen dies nicht! Tatsächlich wird niemals klar, wie und wodurch Keldor nun überhaupt verletzt wurde. Mehr noch, offenbar wird sein Gesicht nicht einfach von Säure zerfressen, sondern durch eine Art Magie erst allmählich verzehrt. Dass ein so schwer und tödlich Verletzter immer noch genügend Zeit hat, quer durch die Lande zu irren und selbst dann noch nicht stirbt, wenn er nur noch einen Totenschädel auf dem Rumpf trägt, riecht dann doch wieder zu sehr nach Deus ex Machina.
Fazit
The Origin of Skeletor bietet interessantes Potenzial bezüglich der Familienverhältnisse rund um den heranwachsenden Keldor. Dagegen steht aber, dass DC hier Altfans besonders durch "H.R. Gigers Hordak" eher verstört, Neuleser für die Geschichte aber nicht ausreichend abholt. Somit ist auch dieses Comic ein Ergebnis der mangelnden Entscheidungsfähigkeit des Verlags, welche Zielgruppe nun angesprochen werden soll und wie man diese dann adäquat bedienen kann.
Masters of the Universe: The Origin of Skeletor erschien am 31.10.2012.
Alle Reviews zu den neuen Masters Comics von DC:
Masters of the Universe (Digitalserie)
Kapitel 1 - The Lost Knight
Kapitel 2 - Man-At-Arms
Kapitel 3 - Battle Cat
Kapitel 4 - Randor
Kapitel 5 - Evil-Lyn
Kapitel 6 - Orko
Kapitel 7 - Trap Jaw
He-Man and the Masters of the Universe (Printserie)
Nr.1 - "The Seeker"
Nr.2 - "Desert Storm"
Nr.3 - "Blood Tide"
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