Skeletor und Beast Man beobachten, wie He-Man gerade ein Gebiet passieren will und dabei auf dessen Besitzer Ram Man trifft. Als dieser ihm den Weg versperrt und ihn sogar attackiert, wird er von He-Man niedergeschlagen. Ram Man hält den davon fahrenden He-Man für einen Schurken, was Skeletor und Beast Man sich zunutze machen. Sie stellen sich Ram Man als Freunde vor und Skeletor erklärt, dass He-Man Ursache allen Übels auf Eternia sei. Der Herr des Bösen führt Ram Man nach Castle Grayskull - dem Zuhause He-Mans der gerade nach Skeletors Schilderung angeblich über den etwas tumben Kämpfer Ram-Man herzhaft lachen würde. Ram Man versucht daraufhin, das Tor einzurammen, was von der sich im Wald aufhaltenden Zauberin bemerkt wird. Sie warnt He-Man, der gerade ein Dorf vor einem vierarmigen Monster bewahrt hat, und sich sofort auf den Weg nach Grayskull macht. Unterdessen will der erschöpfte Ram Man eine Pause einlegen, aber Skeletor verhängt einen Zauber über ihn, der ihn dazu zwingt, das Burgtor notfalls bis zum Tode immer weiter zu rammen. In dem Moment erscheint He-Man der sofort von den beiden Schurken angegriffen und niedergeschlagen wird. Durch die Ablenkung aber löst sich der Bann von Ram Man, der endlich in Skeletor den Bösewicht erkennt. Bevor dieser He-Man töten kann, rammt Ram Man ihn zur Seite. Der Herr des Bösen und sein Knecht fliehen, und He-Man schließt mit Ram Man Freundschaft.
Rezension: Nicht nur bei den Figuren fand in Serie 2 eine bedeutende Weiterentwicklung statt. Auch die Mini-Comics wurden nun deutlich verändert. Mattel übergab nun den Leuten von DC Comics vollständig die Aufgabe, sieben neue Heftchen zu produzieren. Für diese Aufgabe wurden Gary Cohn als Autor und Mark Texeira als Zeichner herangezogen. Das Format der Mini-Comics wurde beibehalten, allerdings bestand der Inhalt nun nicht länger im Bilderbuchstil aus je einem Motiv und Textblock pro Seite, sondern entsprach nun einem richtigen Comicheft mit mehreren Panels und Sprechblasen. Das Pappcover der ersten Auflage von Serie 1 wurde nun auch nicht länger verwendet und auf den Rückseiten konnte man nun Hot Wheels Werbung begutachten. Bedeutend war auch, dass für die sieben Hefte auch eine Nummerierung verwendet wurde. "He-Man meets Ram Man" stellt hierbei die Nummer 1 dar.
Die Geschichte konzentriert sich nahezu vollständig um die erste Begegnung zwischen He-Man und Ram Man. Den Plot "Zwei Helden kämpfen wegen eines Irrtums gegeneinander, bevor sie sich gegen den wahren Feind verbünden" kennen Comicleser aus unzähligen Serien. Gary Cohn schafft es hier aber tatsächlich, dem ganzen einen Hauch von Frische zu verpassen, was besonders an der großartigen Darstellung der Charaktere liegt.
Ram Man wird hier nicht als 08/15 Krieger dargestellt, sondern als geistig nicht allzu heller Zeitgenosse, der zudem auch noch äußerst misstrauisch ist und daher zuschlägt bevor er sich große Gedanken macht. Somit kann man verstehen, dass He-Man ihn kurzerhand niederschlägt, als er merkt dass hier mit gutem Willen kein Weiterkommen möglich ist. Hier wird auch deutlich, dass der blonde Hüne nicht nur ein blinder Schläger ist, sondern tatsächlich ein Held, der für den Frieden kämpft, und dem es nicht gleichgültig ist wenn er jemanden bekämpfen muss, der eigentlich kein wirklicher Schurke ist. Besonders schön ist, dass der Autor den Leser nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellt, sondern wenige Seiten später auch erklärt, warum He-Man überhaupt so dringend durch Ram Man´s Gebiet wollte. He-Man eilte schlichtweg Dörflern zur Hilfe, die von einem Monster bedroht wurden. Hierbei tritt allerdings auch wieder martialischere Seite der MotU-Frühzeit zutage, als He-Man die Bestie mit seiner Axt eindeutig tötet.
Dass Skeletor Ram Man´s falsche Schlussfolgerung für sich nutzt, ist im Grunde logisch, und seine Boshaftigkeit kommt besonders gut zur Geltung, als er Ram Man zwingt, bis zum Tode weiter das Tor von Grayskull zu rammen. Erstmals seit "He-Man and the Power Sword" tritt auch wieder die Zauberin auf, dieses Mal allerdings nicht länger mit grüner Haut und Kleidung. Da die Handlung noch in der "Vor-Zeichentrick-Zeit" spielt, lebt sie nicht in Castle Grayskull. Statt dessen umgibt sie sich mit den Tieren des Waldes, was noch einmal sehr schön hervor hebt, dass Eternia ohne Skeletor und dessen Krieger eigentlich ein wahres Paradies sein könnte.
Mark Texeira, welcher u.a. auch durch seine Arbeit an den X-Men in den 90er Jahren bekannt ist, präsentiert hier einen Zeichenstil, der sich von Alfredo Alcala deutlich unterscheidet. So wirken die Charaktere und Ortschaften ein gutes Stück "zivilisierter" als noch in den vier Heftchen von Serie 1, zugleich bleibt aber der "Sword & Sorcery" Touch schön erhalten. Seine Figuren wirken trotz der Muskeln ein gutes Stück drahtiger, als es noch bei Alcala der Fall war. Mit Beast Man schien Texeira allerdings Probleme zu haben, denn nahezu in jedem Panel sieht der Handlanger anders aus. Einmal scheint das Amulett seiner Rüstung nun direkt in seiner Brust zu stecken ein andern mal stimmt die Colorierung nicht ganz. Ram Man erscheint ganz im Gegensatz zum späteren Cartoongegenstück nicht als kleiner, dicker Zwerg, sondern ist ebenso groß wie He-Man und einfach etwas stämmiger. Auch ist sein Helm noch nicht unbeweglicher Teil der Schulterpanzerung. Interessant ist, dass der hier erstmals auftretende Attack Trak noch orange-rot gefärbt ist, was vielleicht den Farben des Prototyps entsprach. Denn das Vehikel sieht auch im Design noch etwas anders aus und auch Ram Man trägt hier noch keine grünen, sondern rote Hosen. Zudem fällt auf, dass zwar He-Man nach wie vor Axt und Schild als Waffen benutzt, Skeletor aber scheinbar mittlerweile wieder "seine" Hälfte des Zauberschwerts wieder erlangt hat.
"He-Man meets Ram Man" stellt in nahezu allen Belangen eine klare Verbesserung zu den Mini-Comics der Serie 1 dar. Neben den schön anzusehenden Panels und Texeira´s gutem Zeichenstil sorgt vor allem Autor Gary Cohn dafür, dass den Charakteren endlich etwas mehr Realismus und Tiefe einverleibt wird. Ein absolut empfehlenswertes Heftchen, das den später eher langweiligen Nebencharakter Ram Man hier eindrucksvoll in die Welt von Eternia integriert.