Der Werdegang eines Träumers George Lucas wurde 1944 im kalifornischen Modestro geboren, einer kleinen Stadt im Tal von San Joaquin. Sein Vater besaß einen Schreibwarenladen, später kaufte er eine Ranch ausserhalb der Stadt. Dort baute er Nüsse, Pfirsiche und Trauben an. Doch keine Angst, es gibt jetzt keine Farmerweisheiten zu lesen George verlebte mit seinen drei Schwestern eine typische Kindheit voll einfacher Freuden ? in einer Zeit in der Kinder ihre eigenen kleinen Zirkusvorstellungen, Kostümparties und Seifenkistenrennen veranstalteten und in selbst gebauten Baumhäusern spielten, dem Alptraum einer jeden Versicherungsgesellschaft.
Er liebte Comics wie Superman und Uncle Scrooge (Dagobert) und die Klassiker der Abenteuerliteratur wie
Die Schatzinsel und
Robin Hood. Er sah sich begeistert Serien wie
Flash Gordon an und besuchte regelmässig die beiden Kinos in Modestro. Seine früheste Erinnerung an einen Film ist der Abenteuerklassiker
König Salomons Schatzkammer. George war kein wirklich guter Schüler, was man ihm gerne abkauft. Recht früh stand für ihn fest, dass er eines Tages Zimmermann sein würde.
Die grosse Leidenschaft seiner Jugendzeit war das frisieren von alten Autos zu Rennwagen und damit herumzukurven. Sein ganzer Stolz war ein Fiat, den er mit Überrollbügeln und 10cm dicken Sicherheitsgurten aus Nylon ausgestattet hatte. Als er 18 Jahre alt war fuhr George zwei Tage vor dem High School Abschluss über eine Landstrasse die zur Ranch seiner Eltern führte. Als er nach rechts in die Einfahrt abbiegen wollte, versuchte ein Klassenkamerad, der mit etwa 140 km/h hinter ihm her gerast war (natürlich fuhr der brave George in dem Moment kein Rennen!), rechts zu überholen. Er krachte George in die Seite und der Fiat überschlug sich, bis er in einem der Nussbäume landete. Gerettet wurde er nur durch seinen besonderen Sicherheitsgurt, der entzwei riss. Dadurch wurde George aus dem Auto geschleudert bevor es am Baum zertrümmert wurde. Sein Kamerad blieb unverletzt, George jedoch blieb ohne Puls und ohne Atem bewusstlos. Er lag zwei Tage im Koma und kämpfte um Leben und Tod. Als George wieder aufwachte und ihm klar wurde, welches Glück er hatte, dachte er lange über sich nach. Die kommenden Wochen, in denen er sich langsam erholte, bezeichnet er heute als seine persönliche Reifeprüfung. Dies hatte auch Wirkung auf seine Zukunft, denn die Pläne als Zimmermann Karriere zu machen hatte er geändert.
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: Lucas in seinem Element
Stattdessen studierte er am Junior College in Modestro Anthropologie, Mythologie und Philosophie. Während der Zeit an diesem College begann er auch seine ersten filmischenVersuche mit 8-mm und 16-mm Kameras. An der University of Southern California besuchte er Filmseminare. Eines dieser Seminare leitete Irvin Kershner (der spätere Regisseur von
Das Imperium schlägt zurück), der viel von dem jungen Studenten hielt. In dieser Zeit entstand auch George?s 20minütiger Film
THX 1138:4EB, der grosse Anerkennung bei den Dozenten fand.
THX 1138
Mit 23 Jahren lernte er schliesslich den nur vier Jahre älteren Francis Ford Coppola kennen. Der drehte gerade
Finian?s Rainbow mit Fred Astaire. Kurzerhand wurde Coppola eine Art Mentor für den jungen George Lucas und er machte ihn mit den schmierigen Begebenheiten der Filmproduktion in grossen Studios vertraut. Da sie beide mit der konventionellen Art Hollywoods Filme zu drehen nicht viel anfangen konnten, zogen sie 1969 voller Idealismus nach San Francisco. Dort gründeten sie die Zoetrope Studios. 1971 schliesslich machten sie aus Lucas? Studentenwerk
THX 1138 einen abendfüllenden Kinofilm. Er handelt von einem Mann, der in einem futuristischem Polizeistaat versehentlich einen freien Willen erhält. Dieser Film bedeutete eine wichtige Erfahrung für alle Beteiligten: George Lucas als Regisseur, Coppola als Produzent, Robert Duval als Schauspieler und Lalo Schifrin als Komponist.. Sie alle konnten ihre unreifen Ideen und bekloppten Experimente verwirklichen, die ihnen seit der Filmhochschule im Kopf herumspukten.
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: Original Filmplakat zu THX 1138
THX 1138 kam in den Verleih der WARNER BROTHERS, doch leider floppte er an den Kinokassen und die Kritiken fielen gemischt aus. Daraufhin verlangte WARNER. die 300 000 Dollar zurück, die sie Francis Ford Coppola für den Film und andere Projekte gegeben hatten. Dies markierte den Wendepunkt in der Karriere von Lucas und Coppola. Sie waren als Geschäftspartner so verschieden wie nur möglich, denn das eher halsbrecherische Management von Coppola stand im direkten Kontrast zur eher vorsichtigen Finanzplanung von George Lucas. Aus diesem Grund verliess Lucas das Unternehmen und gründete Lucasfilm Limited. Währenddessen machte Francis weiter mit Zoetrope und begann einen neuen Film namens
The Godfather (Der Pate).
Bereits in diesem Jahr ? 1971 - dachte Lucas daran, einen Sci-Fi Film zu machen. Sein Plan war eigentlich eine Neuverfilmung von
Flash Gordon. Er erkundigte sich über die Rechte an dem Thema, doch die bekam er nicht. So recherchierte er ein wenig und fand heraus, woher Alex Raymond, der Erschaffer der Original Flash Gordon Comic Skripte, seine Ideen hatte. Dieser wurde selber inspiriert von Romanen wie
John Carter of Mars (Edgar Rice Burroughs) und
Gulliver on Mars, geschrieben von Edwin Arnold und veröffentlicht im Jahre 1905. Dies gab Lucas die Idee, sich selber was zusammenzuspinnen. Doch vorher galt es, sein nächstes Projekt anzugehen: Ein Film in dem er eigene Erfahrungen aus seiner Jugend verarbeitete:
American Graffiti. Allerdings hatte er nur noch 2000 Dollar auf der hohen Kante. Da wurde
THX 1138 in die Filmfestspiele in Cannes aufgenommen und George packte seine Siebensachen um an die französische Riviera zu düsen. Da er jedoch keine Einladung hatte, musste er sich in seinen eigenen Film hineinschmuggeln. Nichtsdestotrotz hatte er Glück, denn er konnte mit David Picker - einem Agenten der UNITED ARTISTS - einen Vertrag abschliessen ? mit der Option auf einen
zweiten Film. Er bekam 10 000 Dollar um sein Drehbuch für
American Graffiti auzuarbeiten. Der zweite Film sollte dann dieses
"Sci-Fi Weltraum-Abenteuer im Stil von >Flash Gordon<" werden...
American Graffiti
Nun stand George Lucas in gewisser Hinsicht erstmals alleine auf eigenen Beinen. Die Vorbereitungen zu seinem neuen Film brachten ihm viel Ärger ein. Die ersten Drehbuch Entwürfe stiessen auf Ablehnung bei UNITED ARTISTS und auch sein Bankkonto näherte sich einem besorgniserregendem Stand (was bei manch anderen eigentlich einen Dauerzustand darstellt...). Ein besonders süsser Apfel der Versuchung war somit ein Regie-Angebot für den Film
Lady Ice ("Diamantenlady"). Dies hätte ihm nämlich 100 000 Dollar plus Erfolgsbeteiligung eingebracht - doch seinen eigenen Film hätte er in den Wind schiessen müssen. Das lag ihm natürlich quer vorm Solar Plexus, also lehnte er dankend ab. Dies war ein weiterer Kuss der Glücksgöttin, denn
Lady Ice wurde ein katastrophaler Mißerfolg. Das Schicksal meinte es auch weiterhin gut mit ihm, denn sein alter Kumpel Francis Ford Coppola verbuchte mit seinem Film
The Godfather einen Riesenerfolg im Jahre 1972. Daher stieg er als Produzent ein und kappte alle Taue zu United Artists und unterschrieb einen Vertrag mit Universal. Zwei ehemalige Mitstudenten von Lucas (das Autoren-Duo Gloria Katz und Willard Huyck) halfen bei der Fertigstellung des Drehbuchs.
Dies gab Lucas etwas Freiraum und die Möglichkeit, sich die ersten Gedanken zu seinem Science Fiction Film zu machen: Heraus kam das
Tagebuch der Whills!
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: Eines der verschiedenen Motive zum Filmplakat
Am
26. Juni 1972 begannen die Dreharbeiten. Der Film entstand mit einem lächerlichen Budget von 700 000 Dollar an 28 Drehtagen. Lucas nutzte die Beschränkungen gnadenlos zu seinem Vorteil und filmte fast ohne Unterbrechungen seine Geschichte: Eine lange schicksalshafte Sommernacht im Leben seiner jungen Helden (darunter auch ein unbekannter junger Darsteller namens
Harrison Ford). Nachdem sie also fast einen ganzen Monat lang die Nächte hindurch gedreht hatten, sah das Team tatsächlich so blass und erschöpft aus wie es das Drehbuch verlangte... Hier konnte man sich aufwändige Maskenarbeiten also sparen. Lucas, der Lausbub der er nunmal war, liess oftmals die Kamera mitlaufen, ohne dass die Darsteller etwas davon wussten. Dies brachte dem Film einen ?faszinierenden Realismus? Faktor ein.
Nach den Dreharbeiten musste der Film nun geschnitten werden. Nach monatelanger Arbeit in Francis Ford Coppola?s Garage entstand die erste 165minütige Fassung! Dies war eindeutig zu lang. Dann setzte seine Rau Marcia ihr anerkanntes Können als Cutterin ein und stutzte den Film auf unter zwei Stunden zurecht.
Am Sonntag, den
28. Januar 1973 (im gleichen Monat fing Lucas damit an, aus seinem
Tagebuch der Whills das erste Skript zu
The Star Wars zu schreiben) wurde der Film erstmals öffentlich aufgeführt im Northpoint Theater San Francisco. Ähnlich wie schon bei seinem Vorgängerfilm waren die Vertreter des Studios (dieses Mal eben UNIVERSAL) mit dem abgeschlossenen Film unzufrieden und forderten weitere Schnitte. Dank Coppolas energischem Eingreifen konnte die Kürzung auf drei Szenen beschränkt werden, was etwa 5 Minuten entsprach. Das fuchste George Lucas dennoch.
Am 15. Mai 1973 (interessanterweise wurde wiederum in diesem Monat das Exposé zu
The Star Wars fertig) wurde die neue Fassung noch einmal voraufgeführt im Writer?s Guild Theater Beverly Hills. Die richtige Premiere fand am 1.August 1973 statt und zehn Tage später schliesslich wurde der Film auf die Öffentlichkeit losgelassen. An den Kinokassen wurde
American Graffiti ein grosser Erfolg: Er spielte etwa 120 Millionen Dollar ein und brachte es auf fünf Oscar Nominierungen.
Nun konnte es langsam losgehen mit seinem heiss ersehnten nächsten Projekt.
Wie es weiterging, lest Ihr in Kürze auf PlanetDagobah in den Star Wars Chroniken II: Das Tagebuch der Whills.