In den ersten Monaten nach der Filmpremiere gab es noch recht wenig Star Wars Artikel zu kaufen. Denn George Lucas hatte es nicht nur sehr schwer gehabt sein
"The Star Wars" an die Filmstudios zu verkaufen, sondern auch die Lizenzen an die Merchandise Firmen. So war es damals eigentlich nur üblich Spielsachen zu TV Serien oder Comic Reihen zu lizenzieren, da Kinofilme zu kurzlebig waren, um die Investitionen zu rechtfertigen. Schon deswegen hatten sich die Bosse von FOX bei der Vertragsunterzeichnung im Jahre 1973 ziemlich amüsiert über George Lucas Wunschäusserung, die alleinigen Rechte an derlei Lizenzen besitzen zu wollen. Von daher sprach da nichts dagegen.
Der neue Marketing Director von Lucasfilm Ltd. Charles Lippincott sollte das schliesslich in die Hand nehmen. Immerhin hatte Lippincott es geschafft, sich noch vor der Filmpremiere mit zumindest neun Firmen handelseinig zu werden, darunter
Ken Films - die die Super-8 Veröffentlichung vornehmen sollten ?
Factors Inc. und
Image Factory ? die u.a. T-Shirts produzierten ? Marvel Comics (PD berichtete) und einige andere. So kam es auch, dass die ersten Star Wars Sammlerartikel Poster, Bücher und Comics waren.
Die Kenner-Offensive
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: Kenner - einer der populärsten Partner von Lucasfilm
Erst vier Monate vor dem Release im Mai 1977 entschied sich schließlich
Bernie Loomis, damals Präsident bei Kenner Products, Star Wars eine Chance zu geben. Es war auch Bernie Loomis der das 3 ? " Format erfand. Der Spielwarenmarkt war damals noch von den 12" GI Joe Figuren bestimmt, aber die Vielfalt der Star Wars Welt verlangte nach kleineren ? billigeren ? Figuren, die man auch in Fahrzeuge setzen konnte. 3 ? " war dabei einfach die Spanne zwischen Loomis Daumen und Zeigefinger. Leider war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät für das lukrative Weihnachtsgeschäft noch Spielzeugfiguren herzustellen und deshalb folgte gleich Loomis zweiter Geniestreich. Er erfand das heute legendäre
"Early Bird Kit" (das Early Bird bezieht sich dabei tatsächlich auf die auch im Englischen gebräuchliche Redewendung "Der frühe Vogel fängt den Wurm").
Im Dezember sendete ABC-TV eine Dokumentation mit dem Titel
"The Making of Star Wars"(welche später auch auf VHS zu kaufen war). Durch die Sendung führte Anthony Daniels als C-3PO. Dadurch wurde das Interesse an Star Wars natürlich weiter am Leben erhalten und die Nachfrage der Kids nach den Toys wurde grösser. So kam das Early Bird Kit gerade recht. Es bestand eigentlich nur aus einem Pappdisplay, in das man später die Figuren stellen konnte und ein "mail-in" Coupon für die ersten vier Figuren, die dann erst im darauf folgenden März 1978 erschienen:
Luke Skywalker, Princess Leia, Chewbacca und R2-D2.
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: Das Early Bird Kit
Die Luke Skywalker Figur hatte noch den "double-telescoping" Lightsaber und Chewbacca einen leicht grünlich schimmernden Bowcaster. Und der Rest ist eigentlich schon fast Geschichte. 1978 erschienen noch die restlichen 8 Figuren aus der ersten Wave:
Sandpeople,
C-3PO,
Death Squad Commander (der später in Star Destroyer Commander umbenannt wurde),
Han Solo,
Darth Vader,
Ben (Obi-Wan) Kenobi,
Stormtrooper
und der Jawa (mit Plastik Mantel).
1979 folgten dann noch die acht Figuren der 2. Wave:
Greedo,
Death Star Droid,
Walrus Man,
Luke Skywalker X-Wing Fighter Pilot,
Snaggletooth,
Hammerhead,
R5-D4
und der Power Droid.
Kenner startete eine riesige Werbekampagne, dem sich wohl kein Kind entziehen konnte ? oder wollte. Insgesamt sollten es am Ende ca. 250 Millionen verkaufte Star Wars Figuren werden.
Der deutsche Spielwarenmarkt
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: Deutsches Kenner Display
In Deutschland gab es das Problem der Auslieferung nicht, da der Film ohnehin fast ein Jahr später erschienen ist. Die Figuren wurden damals in solchen Theken-Displays ausgeliefert, später, als die Nachfrage zunahm, wurden sie an den für Figuren üblichen Peg Wänden präsentiert über denen Vader (mit Blinkmechanismus) thronte.
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: Vader wacht über die Aktionsfiguren
Interessant ist dabei, dass es für Deutschland keine eigenen Cardbacks gab. Erschienen die Figuren zum Beispiel in Frankreich unter "Guerre des Etoiles" und in Italien unter "Guerre Stellari" blieb es in Deutschland bei Star Wars. Erst zu "Das Imperium schlägt zurück" gab es zumindest Karten mit deutscher Rückseite. Aber ansonsten konnte Deutschland auch mit ein paar schönen Exclusives aufwarten, die zum Teil in diesem Katalog von 1979 abgebildet waren.
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: Kenner Prospekt 1979
Wie man sieht waren die Star Wars Figuren schon von Anfang an auch als Sammelobjekte konzipiert. Neben der deutschen Fassung vom "Escape from the Death Star" Brettspiel und einem Star Wars Quartett erschienen auch die Modellbausätze von Lukes X-Wing, Darth Vaders TIE Fighter und den Droiden in deutscher Kenner Verpackung.
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: Die "Flucht vom Todesstern" und das Krieg der Sterne Quartett
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: Das X-Flügeljäger Modellbausatz von Kenner
Weit verbreitet sind auch die 12 Mini-Puzzles von Parker, die in einem sehr schönen Display verkauft wurden. Etwas seltener ist da schon der Star Wars Kassetten Filmbetrachter, den man sich vom französischen Lizenznehmer Meccano ausgeliehen hat. Da VHS Player damals noch völlig unbekannt waren und Super 8 Projektoren nicht sehr verbreitet, waren diese Mini-Filme eine echte Alternative. In Amerika gab es noch mehrere Zusatzkassetten zu diesem Filmbetrachter, die es aber leider nicht zu uns geschafft haben.
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: Die Mini-Puzzles von Kenner Parker
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: Hol Dir den Krieg der Sterne ins Haus - mit dem Filmbetrachter
Abgerundet wurde das Angebot von einer Reihe von Kenner Fahrzeugen wie dem TIE Jäger, X-Flügeljäger, Land-Speeder, ein paar Playsets und der Die-Cast Reihe. Selbstverständlich blieb es nicht bei diesen noch realtiv wenigen Produkten. Nach dem überwältigenden Erfolg des Films, wurden die Konsumenten vor allem in den USA von einer wahren Merchandising Flut überschwemmt. Es gab fast keinen Lebensbereich in den der Krieg der Sterne keinen Einzug hielt. Von Zahnbürsten und Badeschaum über PEZ Spendern bis zu Tesafilmabroller ? jeder wurde versorgt. Einen kleinen Einblick kann man in "Tomarts Price Guide to Worldwide Star Wars Collectibles" von Steven Sansweet finden.
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: Das ultimative Bildband der Star Wars Collectibles - Teil 1
Für Deutschland sollte noch die deutsche Übersetzung der Marvel Comics erwähnt werden. 1978 erschienen zunächst drei Ausgaben im Williams Verlag, später wurde die Reihe fortgesetzt von Ehapa. Diese brachten die neuen Abenteuer von Luke und Co. in Albenform heraus.
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: Die erfolgreiche Ehapa Comic Alben Reihe
Dieser Überblick über das deutsche Merchandising entstand durch die tatkräftige Unterstützung von PlanetDagobah Mitglied
Togusa ? vielen herzlichen Dank!
Fotos: Nicolo Pau