Story
Adam träumt davon, ein mächtiger Kämpfer zu sein, der mit seinen Kameraden stets tapfer die Kräfte des Bösen bezwingt. Tatsächlich aber ist Adam nur ein Holzfäller, der tief im Wald lebt und seinen geistig umnachteten Vater Fedor versorgt. Adam hat sich mit seinem einfachen Dasein abgefunden, obgleich ihm sein bisheriges Leben merkwürdig vage erscheint. Ein Vogel fliegt ihm zu, mit dem er sich anfreundet und dessen Namen - Zoar - er eines Tages aus unerfindlichen Gründen zu kennen glaubt.
Nach einem weiteren Traum verspürt Adam das feste Verlangen, in die Welt hinaus zu ziehen, und gibt seinen Vater in die Obhut einer befreundeten Frau. Noch ehe Adam den Wald verlassen kann, wird er jedoch von einem Wesen namens Beast Man konftrontiert, das auch noch zu wissen scheint, wer er ist und ihm empfiehlt, umzukehren. Als Adam sich weigert, greift Beast Man ihn an, und eine wilde Verfolgunsjagd entbrennt. Dabei ist Adam von seinen eigenen Reflexen überrascht, und schließlich gelingt es ihm sogar, Beast Man zu verletzen.
Nachdem er die verwundete Kreatur bewußtlos geschlagen hat, trifft Zoar ein, und Adam lässt sich von dem Vogel seinen weiteren Weg weisen. Während er seine rätselhafte Reise fortsetzt, berichtet Beast Man seinem Herrn von den Geschehnissen. Skeletor, der einen mysteriösen Schädel in Händen hält, befiehlt seinem Diener, jeden zu alarmieren: Adam muß aufgehalten werden - lebendig oder tot.
Fortsetzung folgt...
Rezension
Nach dem Aus der Masters Comics von MV Creations 2005 hofften Fans immer wieder auf eine neue Serie bei einem der größeren US-Verlage. Entsprechend willkommen geheißen wurde
He-Man and the Masters of the Universe von DC Comics. Autor James Robinson (bekannt u.a für seine preisgekrönte Arbeit an
Starman) folgt dabei aber nicht unbedingt den Spuren einer bekannten Kontinuität, sondern versetzt Eternia in ein "Was wäre wenn..." Szenario. Der Vorteil dabei ist freilich, dass DC sich aus sämtlichen Epochen der Masters bedienen kann, ohne sich akribisch an beispielsweise eine der Zeichentrickserien oder die MotU Classics Biografien halten zu müssen.
So bietet die Ausgangsbasis sowohl für alte Fans als auch neue Leser einen frischen Start, indem Adam sein Dasein als He-Man nur in Träumen wahrnimmt und erst durch die Ankunft von Zoar "aufgescheucht" wird. Dass Skeletor die Geschichte verändert hat und alle Helden in unscheinbaren Leben gefangen hält während er Eternia regiert, ist dabei zwar durch DCs Pressetexte bekannt, im vorliegenden Comic aber lediglich zu erahnen. Dinge wie Beast Mans Eingreifen und Skeletors Auftritt zeichnen natürlich den Weg der Serie vor. Neuen und alten Lesern bleibt aber vorerst rätselhaft, wie genau Skeletor diese drastischen Veränderungen vollziehen konnte.
Seit dem Vorspann im Form des
ersten Digitalcomic steht fest, dass der rätselhafte, rote und an Hordak erinnernde "Schädel der Macht" dabei eine Rolle spielen muß, und entsprechend bleibt die Neugierde auf die Auflösung des Rätsels erhalten. Interessant ist indes, dass Adam zunächst durch Zoars Erscheinen zu spüren beginnt, dass sein Schicksal nicht in den Wäldern liegt, und anschließend im Kampf gegen Beast Man erkennt, dass in ihm mehr steckt als ein einfacher Holzfäller. Umso erstaunlicher wirkt dagegen die Existenz seines Vaters Fedor. Schon durch den Namen ist zweifelhaft, dass es sich hierbei in Wahrheit um König Randor handelt. Zudem würde wohl die Gefahr bestehen, dass Adam wie bei Zoar und Beast Man auch durch Randors Anwesenheit "erwachen" könnte.
Robinson gelingt es dabei, einen sehr plastischen Adam zu zeichnen, der seinen siechenden Vater umsorgt und sich einerseits zwar mit seinem Leben arrangiert, sich aber als Holzfäller gefangen fühlt, ohne dies konkretisieren zu können. Adams Träume spiegeln zudem häufige innere Sehnsüchte wieder, die viele Menschen besitzen, aber nur in Träumen ausleben, nicht zuletzt heranwachsende Jungen, die gerne Superhelden wären. Entsprechend klug ist die Entscheidung, Adam schmächtig und sehr jung wirken zu lassen. Beast Man erfüllt zugleich die Rolle des brutalen Monsters, welches er natürlich schon immer war. Dass im Kampf gegen Adam auch Blust fliesst, ist hier aber glücklicherweise keine übertriebene Gewaltdarstellung. Zwar wirken manche Szenen für ein Masters Heft anfangs heftig, jedoch hält James Robinson den Spagat ein, Gewalt nicht zum Selbstzweck zu nutzen sondern lediglich ein etwas "reiferes" Szenario zu spinnen.
Dennoch ist auch Kritik angebracht. Allem voran steht hier die Erwähnung von China im Gespräch zwischen Vater und Sohn. Zwar kann davon ausgegangen werden, dass sich dies auf das Geschirr (Holzteller statt chinesischem Porzellan) bezieht. Allerdings wirkt das Wort in einem Masters Comic irritierend und eher fehl am Platze. Auch ist das Heft ungeheuer schnell durchgelesen. Dies liegt zum einen daran, dass es zwar mit 32 Seiten beworben wird, davon tatsächlich aber nur 20 Seiten der eigentliche Comic sind, während der Rest (abgesehen vom Cover) aus Werbung besteht. Zudem besteht die Hälfte der Geschichte aus dem Kampf gegen Beast Man, der häufig mit wenigen Panels aufwartet. Es hätte sich angeboten, den Kampf auf weniger Seiten mit mehr Panels zu verteilen, um anfangs mehr Platz zu haben um dem Leser zu zeigen, was die Masters of the Universe normalerweise wären.
Dafür präsentiert Zeichner Philip Tan zumindest erste Blicke drauf, wie die Helden und Schurken in seiner Version aussehen. Tatsächlich stellen sich beide Cover dieser Ausgabe dabei als Mogelpackung heraus, denn während dort die klassischen Designs zu sehen sind, hat Tan die Charaktere einer Generalüberholung unterzogen. Die neuen Designs folgen dabei - mit Ausnahme von Evil-Lyn - grundlegend dem bekannten Aussehen der Helden und wirken hier zunächst auch stimmiger als noch in den Zeichnungen von Howard Porter. Beast Mans Irokesenschnitt ist subtiler gehalten, und Skeletor besitzt zumindest hier nicht die Statur eines Hulk. Adam trägt sogar verschiedene Outfits, die sich aber genug ähneln, um ihn zu identifizieren.
Problematischer ist da schon Teela. Dass selbige blondhaarig und im "Bikini" Dress zu sehen ist, kann als Hommage an DCs erste Masters Comicserie aus den 80er Jahren interpretiert werden, wo eben dieser Look seinen Ursprung hatte. Hier aber kann es insbesondere nicht mit der Materie vertraute Leser in die Irre führen, indem diese Teela eventuell für She-Ra halten könnten. Auch wirken die bisher erkennbaren Neudesigns häufig, als habe Tan ein Kettenhemd in diverse Stücke geschnitten und dann eher wahllos und einigen Helden und Schurken verteilt. Schwerer wiegt aber, dass es ihn in keinem einzigen Moment gelingt, Eternia als fremden Planeten zu illustrieren. Die Szenerien könnten genausogut auf der Erde im Altertum zu finden sein. Ob man den Filmation Cartoon nun mag oder nicht, optisch zeigte sich dort ein beeindruckendes Bild des Planeten mit eigener Vegetation. Philip Tans Eternia dagegen könnte Nebenschauplatz einer beliebigen Fantasygeschichte sein. So entsteht der Eindruck, dass besonders der Zeichner nicht erkannt hat, was He-Mans Welt von allem anderen optisch abgrenzt.
Hinzu kommt, dass die Qualität von Seite zu Seite durchaus leicht schwankt. Neben Ruy Jose wirkte auch LeBeau Underwood als Tuschezeichner mit, und auch die Coloristen Richard und Tanya Horie mussten auf drei Seiten von Carrie Strachan unterstützt werden. Dies zeigt sehr gut, dass das Heft offenkundig unter starkem Zeitdruck fertig gestellt werden musste und Helfer zur Unterstützung nötig waren. So verwundert es nicht, dass manche Farbdetails fehlerhaft sind und der Detailreichtum der Zeichnungen je nach Seite variiert, wodurch manche Seiten skizzenhafter wirken. Umso glücklicher ist da die Tatsache, dass das Heft optisch dennoch ansehnlich gestaltet ist und weder die Mängel noch die Unterschiede in den Tuschearbeiten allzu deutlich erkennbar sind.
Fazit
James Robinson und Philip Tan erklärten im Vorfeld, dass sie die Masters vom kindischen Filmation Cartoon in eine moderne Version verwandeln wollten. Tatsächlich ist dieser Comic ein guter Einstieg für ein erwachseneres Publikum, wenngleich noch recht wenig geschieht um die Geschichte voran zu treiben. Das vorliegende Heft verursacht keine Begeisterungsstürme, ist aber insgesamt angenehm zu lesen und macht neugierig auf die nächste Ausgabe. So bietet sich hier ein solider Start mit Raum nach oben.
He-Man and the Masters of the Universe #1 erschien am 04.07.2012.
Abbildung
: Variant-Cover von Dave Wilkins
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