Willkommen auf dem faszinierenden und sagenumwobenen Planet Eternia. Diese Welt ist Schauplatz des unermüdlichen Kampfes Gut gegen Böse. Von der grünhäutigen Zauberin mit einer Rüstung versehen, die ihm übermenschliche Kraft verleiht, geht He-Man - der Barbar aus dem Dschungel - in die Schlacht gegen Skeletor, das finstere Wesen aus einer fremden Dimension der sein Volk nach Eternia bringen und den Planeten unterjochen will. Im Zentrum des Kampfes steht die geheimnisvolle Burg Grayskull. Der Geist der Burg hat die Kriegergöttin Tee-La zu seiner Beschützerin erwählt, denn Skeletor kann den Planeten nur dann erobern, wenn er König über Grayskull wird. Aber auch Man-At-Arms, Mitglied eines Volkes von Waffenmeistern steht He-Man bei, ebenso wie Stratos, der letzte der Vogelmenschen. Wird Skeletor die beiden Hälften des Schwerts der Macht finden, zusammenfügen und so das Burgtor öffnen? Oder kann He-Man ihn mit den Waffen der Wissenschaftler aus einer vergessenen Epoche bezwingen?
Moment mal! Was geht denn hier bitteschön ab? Die Zauberin soll grünhäutig sein? Schloss Grayskull wird von einem Geist bewohnt? Teela ist eine Kriegergöttin? Das Volk von Stratos ist ausgerottet? Stattdessen gibt es ein ganzes Volk von Skeletors? Zwei Hälften des Schwerts der Macht? He-Man ein Dschungelkrieger mit magischer Rüstung? Häh? Und was ist mit Prinz Adam? Und dem Königspalast? Ist das jetzt MotU in einer alternativen Realität, oder was? Falsch. All dies ist wirklich und wahrhaftig die offizielle Hintergrundgeschichte um He-Man und die Meister des Universums, von Mattel selbst abgesegnet. Wie, ihr habt davon noch nie was gehört? Allenfalls Bruchstücke? Tja, das liegt wohl daran, dass diese MotU-Realität seit über 20 Jahren nicht mehr existiert! Hat‘s nun "Klick" gemacht? Genau, da war ja mal was...

Richtig, in der Tat sah die Welt der Masters früher einmal ganz anders aus als man sie heute kennt, ja selbst als man sie vom 80er Jahre Zeichentrick her kennt. Dieser markiert nämlich gewissermaßen die vielleicht größte geschichtliche Umwälzung in der gesamten Laufzeit der klassischen Toyline. Wobei diese Veränderung nicht plötzlich kam (im Gegensatz zum Übergang von klassischen MotU zu den New Adventures Anfang der 90er Jahre). Die Geschichten wurden nicht auf einen Schlag, sondern bis Start der Zeichentrickserie stückchenweise dem neuen Kanon angepasst. Aber eins nach dem anderen.
Jedem ist ja heute die offizielle Hintergrundstory geläufig: Prinz Adam verwandelt sich durch das Zauberschwert in den mächtigen He-Man, um das von der Zauberin gehütete Schloss Grayskull gegen Skeletor und dessen Kämpfer des Bösen zu verteidigen. Zur Hilfe steht ihm sein ängstlicher Kater Cringer (der sich in den furchtlosen Battle Cat verwandelt), sowie sein bester Freund Man-At-Arms samt dessen Adoptivtochter Teela - der leiblichen Tochter der Zauberin - tatkräftig zur Seite. Dieser Plot aber wurde erst in den von DC Comics vertriebenen Comics allmählich eingeführt und mit dem Start des 80er Jahre Cartoons vollendet. Der Zeichentrick etablierte die "neue MotU Geschichtsschreibung" endgültig, welche auch beim Neustart der 200x MotUs nur geringfügig verändert wurde (vielmehr bauten die "200x Autoren" drauf auf).

Vor Erscheinen der Comichefte (ein He-Man/Superman Crossover, ein anderen Serien beiliegendes Promoheft, und schließlich die dreiteilige Mini-Serie) aber produzierte DC im Auftrag Mattels die ersten vier Mini-Comics, die in Serie 1 beigepackt waren. Weitere sieben folgten in Serie 2, welche wohl kurz vor den oben genannten "großformatigen" DC Comics entstanden. In den sieben Mini-Comics existierte bereits ein Königspalast samt Herrscher, jedoch noch kein Prinz Adam. Diese insgesamt 11 kleinen Heftchen beinhalten also die "MotU-Frühzeit".
Ursprünglich existierte nämlich weder eine Prinz Adam Doppelidentität noch ein Cringer, geschweige denn ein Königspalast (wurde erst in Serie 2 eingeführt) oder Snake Mountain (wurde für Serie 3 bzw. den Cartoon kreiert). Eternia war noch weitaus martialischer angelegt und viele der heute offiziellen Charaktere besaßen damals noch einen völlig anderen Hintergrund. Der Grundplot sah vor, dass He-Man einfach Mitglied eines recht primitiven Dschungelstamms war, der sein Volk verließ, um Schloss Grayskull vor finsteren Mächten zu behüten. Von einer grünhäutigen Zauberin (basierend auf Teela in Schlangenrüstung) erhält er Axt, Schild, den Battle Ram und vor allem seinen Brustharnisch, der ihm übermenschliche Kräfte verleiht und sogar ein schützendes Kraftfeld um ihn bildet! Ohne Rüstung war He-Man also ein normaler Kämpfer wie jeder andere auch. Skeletor wiederum stammte von einem Planeten aus einer fremden Dimension, auf dem sein Volk lebt (das genauso wie er aussieht) und war eher zufällig auf Eternia gelandet. Dort will er nun die Hälften des Zauberschwerts zusammenfügen, um dann sein Volk zu sich zu rufen und den Planeten zu erobern. Ja, das Schwert der Macht bestand ursprünglich aus zwei separaten Hälften, die zusammengefügt den Schlüssel zu Schloss Grayskull und die Herrschaft über Eternia boten. Ganz zu Beginn besitzt Skeletor bereits eine Hälfte und findet im Inneren der Burg die zweite. Beide werden aber kurz darauf an unbekannten Orten versteckt. Folglich war He-Mans Hauptwaffe eigentlich ursprünglich die Streitaxt, die erst bei Start des Cartoons durch das Zauberschwert ersetzt wurde.

Das anfängliche Schwertkonzept wurde auch bei den Spielzeugfiguren verwendet. Aus diesem Grund erschien He-Man mit einer Hälfte und Skeletor mit einer anderen Hälfte des Schwertes, die beide zusammengesteckt werden konnten. Diese Idee wurde völlig verworfen, als man Prinz Adam kreierte, und so machten auch die Spielzeug-Schwerthälften keinen rechten Sinn mehr. Einen Hinweis auf die Originalidee gibt aber noch die Cartoonfolge "Die Masken der Macht", in welcher He-Mans Zauberschwert sich mit dem Schwert der Ahnen zu einer Waffe verbindet.
Ein weiterer großer Unterschied von früher zu heute war auch der "Bewohner" von Schloss Grayskull. In der Anfangszeit war dies nämlich ein Geist in Form eines nebelhaften Totenschädels. Dieser trat sogar noch in den frühen EUROPA Hörspielen auf, und in den weiteren Folgen dieser Serie trug auch die Zauberin noch lange Zeit den Beinamen "Geist von Grayskull" und wurde erst viel später als Frau im Falkenkostüm beschrieben. Diese "Falken-Version" der Zauberin wiederum wurde ebenso wie Prinz Adam und auch Orko erst für den Zeichentrick geschaffen. Und so geht es weiter. Nahezu jeder Charakter der ersten beiden Spielzeugserien wurde erst später so umgestaltet oder mit einer Herkunftsgeschichte versehen, wie man sie heute als allgemein gültig erachtet (für eine knappe Auflistung der wichtigsten Unterschiede siehe die Tabelle am Ende).

Als geistiger Schaffer der ursprünglichen Hintergrundgeschichten sieht sich ein gewisser Donald F. Glut. In einem Interview erzählt dieser, dass er seinerzeit von Mattel damit beauftragt wurde, die ersten vier Mini-Comics zu verfassen. Glut habe damals lediglich die Namen einiger Charaktere erfahren, da von diesen bis dato weder eine Hintergrundgeschichte, noch überhaupt eine genaue Definition ihrer Kräfte bestand. Laut Glut existierten damals erst lediglich Prototypen einiger Spielzeuge, und Mattel gab ihm ansonsten nur Auflagen wie die genaue Länge der Geschichte und dass jede Seite eine andere Szenerie darstellen sollte. Glut erklärt weiter, dass er selbst den Namen "Eternia" ohne längeres Nachdenken geschaffen habe, da die Handlung in einem ewigen Reich (engl.: "eternal realm") spielte und ihm ein solcher Name logisch erschien. Das Power-Sword ("Zauberschwert") benannte er als Hommage an sog. "Power Stone" Geschichten, die in den Superman Comics der 40er Jahre vorkamen. Auch will er die Burg "Schloss Grayskull" und den damals noch namenlosen Fischmenschen "Merman" getauft haben. Teela habe er sogar vollständig selbst erschaffen, was Mattel zunächst verärgert hätte, weil gar keine weiblichen Charaktere für die Toyline vorgesehen waren. Glut aber soll erklärt haben, dass eine Frau für die Geschichten unabdingbar sei, woraufhin Mattel letztendlich doch eine Figur in Produktion gehen ließ.
Damit war Mister Gluts Auftrag erledigt, den er binnen kurzer Zeit für nur geringen Lohn ausführte. Dass die Toyline ein solch großer Erfolg werden sollte, ahnte er freilich damals nicht. Heute merkt er an, dass er niemals wieder den Fehler begehen und Namen und Geschichten schaffen würde, ohne sicher zu gehen dass er auch an den dadurch entstehenden Profiten beteiligt wird. Inwieweit man Mister Glut?s Aussagen Glauben schenken kann, ist leider zur Zeit kaum nachprüfbar. Das vollständige, englischsprachige Interview ist auf seiner eigenen Homepage unter
http://www.donaldfglut.com/MOUinterview.html lesbar.
(Hinweis Juli 2025: das Interview ist mittlerweile von der Homepage von Donald F. Glut verschwunden, Teile davon sind hier noch erhalten.)

Zweifelsohne kamen die späteren Änderungen den Masters of the Universe meist zugute. Durch die Doppelidentität als (mehr oder weniger) jugendlicher Prinz Adam wurde dem zuvor eher blassen He-Man ein vielfach größeres Potential für interessante Charaktergeschichten gegeben. Skeletor wurde durch das Verschwinden seiner ersten Herkunftsgeschichte viel einzigartiger und dämonischer. Und da die beiden Hauptcharaktere nicht länger nur allein um eine gespaltene Waffe und Schloss Grayskull kämpften, bekamen die Autoren auch viel mehr Möglichkeiten, die Helden und Schurken von Eternia auch mal in Handlungen zu zeigen, die sich nicht um das immer gleiche Artefakt drehten.
Nichtsdestotrotz bleibt das "martialischere" Eternia ein interessanter Bestandteil des MotU-Mythos und kann oftmals dabei helfen, Dinge zu verstehen, die man ansonsten eher als Ungereimtheit auffassen könnte, wie eben He-Mans und Skeletors seltsam geformte Schwerter. Und auch wenn man heute nur einen He-Man als übermenschliches zweites Ich von Prinz Adam als den einzig wahren Kämpfer sieht, sollte man nie vergessen, dass alles seinen Anfang mit einem einfachen Urwaldbarbaren nahm, der auszog, sein Volk vor bösen Mächten aus fernen Welten zu schützen.
Die wichtigsten Unterschiede: