?Habt ihr euch je gefragt, wie ein Comic kreiert wird?? ?diese Frage stellten die Mitarbeiter von DC Comics ihren Lesern am Ende des ?Superman vs. He-Man? Comics. Genauer gesagt am Ende der Ausgabe Nr. 47 von ?DC Comics presents? mit dem Titel ?Superman and the Masters of the Universe ? from Eternia with Death?. Wie es zu diesem einmaligen Crossover kam, wurde in dieser Comicausgabe auszugsweise verraten.
Mattel steckte Anfang der 80er Jahre bereits in der Planungs-Endphase zu ihrer neuen Spielzeugserie ?Masters of the Universe?. Die ersten Charaktere waren nahezu fertig und die Martkveröffentlichung stand unmittelbar bevor. Was bis dato noch fehlte, waren handflächengroße Minicomics die den Figuren beiliegen sollten und die Herkunft und die Fähigkeiten des einzelnen Charakters ein wenig erläutern sollten. Für die Durchführung dieser Aufgabe wandte sich Mattel an niemand geringerem als DC Comics ? den neben Marvel größtem Comicproduzenten der 80er Jahre. Nach einiger Zeit intensiver und kooperativer Arbeit waren die Charaktere ausgearbeitet und eine komplett neue Welt war erschaffen. Um diese Arbeit würden die meisten He-Fans DC beneiden, durften sie doch stundenlang mit Prototypen spielen, die damals bereits einen Wert von 1 ? Millionen Dollar hatten.
DC zeichnete daraufhin die ersten Minicomics, die den Figuren beilagen. Mattel erkannte recht schnell, das aus jedoch aus Marktstrategischen Gründen notwendig war, ein größeres Zielpublikum anzusprechen. Hier lag es nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit DC am naheliegensten, weitere ?normale? Comics auf den Markt zu bringen. Um einen etwaigen Erfolg einer neuen Comicreihe im Vorfeld zu testen, werden neue Serien gerne in Crossovern in anderen ? bereits etablierten Serien ? vorgestellt und zu schauen wie die Leser darauf reagieren. Wie bereits oft in der Vergangenheit bewiesen ? trat auch bei Masters of the Universe der Erfolg ein und so kam es, das DCs Zugpferd Superman gegen einen blonden Muskelmann auf einer fernen Welt antreten musste.
Die Handlung des Comics beginnt direkt mitten im Leben auf Eternia. Thronfolger Prince Adam wird hier noch als streit suchender Casanova im ungewohnten Dress vorgestellt der anscheinend schon jetzt über erstaunliche Kräfte zu verfügen scheint. Die blonde Teela wird als neuestes Mitglied der königlichen Garde vorgestellt, zusammen mit ihrem Vater Man-At-Arms der hier noch eine spätere Eigenschaft von Teela einnimmt und verzweifelt versucht Prince Adam an seine königlichen Pflichten zu erinnern. Nach einer Prügelei in einer Kneipe (!) wird der Prinz zur Sorceress (hier noch komplett im Outfit der späteren Teela) in die Höhlen der Macht gerufen wo er sich erstmals zusammen mit seinem Tiger in He-man und Battle Cat verwandelt. Alles jedoch ohne Zauberschwert.
Skeletor und sein treuer Gefolgsmann Beast Man werden ohne große Einführung direkt in die Geschichte eingebunden. Die beiden Schurken versuchen in Schloss Grayskull einzudringen um endlich die Macht über Eternia zu gewinnen. Beim Versuch, das Burgtor zu öffnen, reißt ein Dimensionstor auf, welches bis auf die Erde reicht und dort den irdischen Superhelden Superman einsaugt und direkt nach Eternia schleudert! Der Herr des Bösen glaubt an einen neuen Verteidiger Grayskulls und greift ihn direkt an. He-Man und Man-at-Arms kommen gerade bei der Burg der Zeitlosen an und verbünden sich mit dem blau/rot gekleidetem Neuankömmling.
Superman kennt Skeletors Tricks natürlich nicht und so gelingt es dem Herr der Unterwelt Superman mit seiner Magie in seinen Bann schlagen und schickt ihn in den Kampf gegen He-Man. Und in der Tat behauptet sich der Held von Krypton gar nicht schlecht gegen den Muskelbepackten Hünen von Eternia. Es gelingt ihm tatsächlich He-Man außer Gefecht zu setzten und als Skeletor ihm befiehlt nun das Burgtor für ihn zu öffnen, gelingt es Superman sich aus dem Bösen Bann des Dämonen zu befreien. Als sich Skeletor alleine gegen He-Man und Superman sieht, zieht er die Flucht vor.
Dies war der erste Schritt um He-Man in einen Comic zu bringen. Die Bleistiftzeichnungen von Curt Swan sowie die Inkung von Mike DeCarlo waren sehr solide. Beide haben einen Comic geschaffen, wie er wohl typisch für die Zeit war. Die Figuren wirken vielleicht manchmal etwas steif, aber dennoch kann man immer genau erkennen, was der Zeichner uns mitteilen wollte. Natürlich durften auch auf Eternia nicht die typischen Kampfgeräusche ?Fwamp!?, ?Bwam!? oder ?Thooom? fehlen, die im wahrsten Sinne des Wortes ?lautgemalt? wurden. Die Coloration hat Gene D?Angelo übernommen und genau hier liegt das Manko der älteren DC-Comics, was natürlich nicht dem Coloristen in die Schuhe geschoben werden kann: die Comics sind auf billigerem Papier gedruckt, die Bilder wirken alle sehr stark gepixelt (siehe Scans) und die Farben sind eher schwach und blass. Dies mag den Lesespass dann leider etwas zu trüben. Die Texte von Paul Kupperberg haben die Helden von Eternia sehr gut eingeführt und trotz der vielen Informationen in teilweise in eine Sprechblasen gepackt wurden, wirken sie nicht so überladen, wie das z.T. in anderen MotU-Comics der Fall war.
Dieses Crossover erschien übrigens 1982 als allererstes deutsches He-Man-Comic im ehapa-Verlag in der ?Superman Extra?-Ausgabe Nr. 6 als Übersetzung der DC-Ausgabe. Da in Deutschland die Masters zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt waren, ist die deutsche Ausgabe daher auch wesentlich schwerer aufzutreiben als die amerikanische Ausgabe von DC, die regelmäßig bei diversen Auktionshäusern auftaucht. Für Kaufinteressenten sei gesagt, dass die Preise in den USA für das Heft ca. um die Hälfte günstiger sind, als in Deutschland,
dennoch bietet das deutsche Comic einige interessante Anekdoten. Dies rührt zum größten Teil daher, dass die Übersetzung ziemlich ungenau und schlecht ist. Die Namen der meisten Charaktere wurden herausgenommen was dazu führte, das He-Man einfach nur noch der ?Krieger? genannt wurde, Man-at-Arms wurde zum Waffenmeister, Battle Cat zur Wehrkatze und Beast Man wurde in ?Bestie? umbenannt. Auch das Masters Logo verschwindet komplett und wird durch ?Meister des Universums? ersetzt.
Von den Namensgebungen abgesehen, sind aber auch grobe Sinnfehler in der Übersetzung enthalten: zum Beispiel, als Adam und Cringer die Höhle der Macht betreten und sich in He-Man und Battle Cat verwandeln, werden sie von der Zauberin mit den folgenden originalen Worten begrüßt: ?Welcome to the Cavern of Power, Sweet Prince, or should I call thee He-Man and Battle Cat??. Die Übersetzung hatte leider nur folgende Variante zu bieten: ?Willkommen in der Grotte der Macht, Prinz. Darf ich dich Krieger nennen??. So etwas schlägt natürlich schon sehr auf den Lesespaß, überhaupt wirkt die Übersetzung hölzern und nicht sehr wortgewandt. Im Gegensatz zum amerikanischen Vorbild sind die Druckqualität und die Farben in der deutschen Ausgabe aber um Längen besser.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Superman vs. He-Man Comic ein geniales Comic ist, welche die Masters in ihrer Anfangszeit zeigt, so wie der Hintergrund der Figuren ursprünglich gedacht war. Die Charaktere werden sehr gut eingeführt und auch die (Original)Dialoge sind sehr flüssig und sinnvoll. Besonders interessant ist noch zu erwähnen, dass Prince Adam bereits von Superman und der Erde gehört hat. Seine Mutter, Königin Marlena, wurde bereits 1982 als verschollene Reisende von blauen Planeten vorgestellt.
Jeder MotU-Fan, dem die frühen Minicomics gut gefallen haben, wird seinen Spaß mit diesem Comic haben und wer sich nicht vor Auslandseinkäufen scheut, dem ist die amerikanische Ausgabe durchaus ans Herz zu legen.