Wir schreiben das Jahr 1983. Mattel hat gerade erst seine zweite Wave an Action-Figuren auf den Markt gebracht, da stehen urplötzlich andere ähnlich muskulöse Kämpfer in den Spielzeugregalen. Magnon, Anubi und Dragoon waren bereit in den Kampf zu ziehen um Schlachten über die Galaxie auszutragen. Wer diese Namen bisher noch nie gehört hat, der hebe nun die Hand und Nein, der gleichnamige Dragoon aus der Filmation-Folge der Masters zählt nicht.
Abbildung
: Galaxy Warriors Logo
Sungold Manufacturing Limited, eine Firma, die sich im Jahre 1980 gegründet hatte, war auf die Idee gekommen, das Konzept Mattels um die Masters of the Universe zu kopieren und ihre eigenen Krieger auf die Menschheit, vor allem deren Kinder, loszulassen. Was sich hier liest wie die neueste Horde Invasion seitens DC, ist letztlich der Versuch auch ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen, den Mattel so reichhaltig aufgebahrt und angeschnitten hat. Sungold kreierte ? ganz nach Mattels Vorbild ? eigene muskulöse Körper, die man mehrfach für diverse Figuren nur lediglich mit neuem Kopf versah und eventuell die Körperfarbe änderte. Ansonsten konnte man hier eindeutig die kleine Kopie der Masters of the Universe um He-Man & Co. klar erkennen.
Ähnlich wie Mattel es damals tat, als sie Hasbros G.I. Joe mit ihrer eigenen Version Big Jim imitierten, kamen nun andere Firmen daher und kreierten ihrerseits Knock-Off-Lines von den Masters. Die etwas gestauchteren Körper waren jedoch für viele Kinder der 1980er Jahre kein Hindernis die Galaxy Warriors dennoch irgendwie in den MotU-Kanon mit einzubauen, sei es als Handlager von Skeletor, Wachen um König Randors Palast oder sogar eigene neue Helden und Schurken, gerade weil man einige der Designs ansprechend fand. Genau diese nehmen wir einmal näher unter die Lupe.
Abbildung
: Selbstportrait Frazettas
Die Krieger der Galaxie ? inspiriert durch Kunst
Im Gegensatz zu anderen Toylines dieser Jahre wie Lost World of the Warlord oder den Power Lords, mussten die Galaxy Warriors gänzlich ohne mediales Zubrot auskommen. Comics zu diesen gab es keine, an eine Fernsehserie war gar nicht zu denken und auch ansonsten war von medialer Seite weit und breit keine Hilfe zu erwarten. Daher gelten sie bis heute immer noch als die ?Arme Leute?-Variante der Masters of the Universe, weil sie vornehmlich in Discounterketten verkauft wurden, so z.B. in den USA scheinbar in Läden wie Woolworth, während man sie hierzulande in Spar- oder Drogeriemärkten nebst anderem Spielzeug der Hersteller Simba etc. fand.
Die Galaxy Warriors haben dennoch ihren ganz eigenen Charme und bis heute immer noch ihre Fanbase. Vermutlich deshalb, weil viele von ihnen auf Illustrationen des Fantasy Malermeisters Frank Frazetta beruhten, welcher leider bereits 2010 verschied. Frazetta war, laut damaligem Masters-of-the-Universe-Backcard-Erschaffer Bob Nall, ein sehr großer Einfluss auf die Gestaltung der Karten bei MotU, so auch bei den Galaxy Warriors, dort jedoch noch dreister. Schon das Logo verrät, dass man sich an Frazettas Gemälde ?Against the gods? (?Gegen die Götter?) aus dem Jahre 1966 bedient hatte.
Abbildung
: Die Galaxy Warriors bedienten sich gern beim Fantasy Künstler Frank Frazetta
Das Gemälde ?The Destroyer? (?Der Zerstörer?), welches bereits als Conan-Buch-Cover genutzt wurde, ziert in einer minimal abgewandelten Art die Boxen der Galaxy Warriors. Hier muss wohl klar von Diebstahl gesprochen werden, denn Nall erklärte, man habe sich seinerzeit für die Masters of the Universe Toyline Frank Frazetta nicht leisten können. Wie also sollte ein Hersteller wie Sungold eben diesen bezahlen?
Abbildung
: Frazettas Kunstwerk inspirierte sehr wahrscheinlich Spikes der Galaxy Warriors
Man bediente sich also nicht nur in der Idee und dem Aussehen der Action Figuren an anderen Dingen, sondern auch im Design der Verpackung. Diverse Figuren basieren natürlich auch auf Frazettas Malereien, ebenso wie auf Archetypen des Fantasy Genres. Sieht man beispielsweise Spikes an, erkennt man seinen Helm in Frazettas Werk ?Atlantis?, Huk ist sehr wahrscheinlich an ?The Snow Giants? (?Die Schneegiganten?) angelehnt, wobei er als Wikinger ohnehin als Archetyp zählen dürfte.
Abbildung
: er Deathdealer und seine Waffe bei den Warriors
Sogar die Waffen hat man sich abgeschaut. So ist das Henkersbeil, das vielen Figuren beiliegt, dem bekanntesten Gemälde Frazettas, dem ?Deathdealer? (?Todeshändler?), entnommen. Die andere Axt gleicht der auf dem Bild ?Aparition? (?Geistererscheinung?).
Abbildung
: Space Attack und Magnons Helm
Auch Magnons Helm führt uns sehr nah an Frazettas Bild ?Space Attack? (?Weltraum Angriff?), während Tritons gesamtes Headsculpt, also die Kopfmodellierung, offenbar eins zu eins von seinem Gemälde ?Swords of Mars? (?Schwerter des Mars?) übernommen wurde. Dies führte übrigens dazu, dass viele Fans dachten, Triton sei der Hauptprotagonist der Serie, welcher die Helden anführe. Und so kommen wir direkt zum nächsten ?Problem?.
Abbildung
: Tritons Kopf gleicht dem des Helden der Schwerter
Keine Geschichte ? freier Lauf der Fantasie
Ähnlich wie bei der Betrachtung einzelner Gemälde und ohne deren Kontext zu kennen, wird auch bei den Galaxy Warriors der Fantasie freien Lauf gelassen, denn niemand weiß genau wer bei den Kriegern der Galaxis eigentlich der Gute, noch wer der Böse ist. Auch Anführer sind nicht klar auszumachen, da es keinerlei Beschreibung auf den Verpackungen gibt. Das Boxart der Beasts trennt zwar die Figuren in zwei Gruppen, doch die Rückseite der Figuren stimmt mit dieser nicht überein. In einer späteren Neuauflage der Galaxy Warriors unter dem Namen Freedom Fighters, sahen wir eine weitere Einteilung vor gelbem und blauem Hintergrund. Ob dies allerdings bedeutet, dass eben die Figuren vor demselben farbigen Hintergrund zueinander gehören, ist immer noch fraglich.
Abbildung
: Frazetta ?The Brain? offenbart die Form der Schilder der Galaxy Warriors
Leider geben auch die Waffen und vor allem Rüstung und Schilde nicht näheren Aufschluss. Einige Figuren tragen einen Schild mit dem Kopf eines Panthers, während andere ein Adler ziert. Dritte Schilder sind lediglich mit einem Kreis und einer halbkugelartigen Wölbung versehen und offenbar aus Frazettas Gemälde ?The Brain? (?Das Gehirn?) entnommen. Allerdings sind diese Zubehörteile nicht fix, so kann es vorkommen, dass ein Sahak (der Schlangenkrieger) mit allen drei Schildertypen daherkam und demnach keinerlei Zugehörigkeit für sich verzeichnen konnte, da es eine Gruppierung à la ?Snakemen? eben nicht gibt. Aufgrund dieser Tatsache ist im Folgenden die Auflistung der Charaktere vom Zubehör ausgenommen, da es theoretisch jedem beiliegen konnte: Schwert, Säbel, Streitaxt oder Handaxt.
Magnon wird von einigen Fans als der Anführer des Guten angesehen. Der futuristisch anmutende Helm wirkt neben der barbarischen Rüstung fast etwas deplatziert. Aufgrund seines menschlichen Aussehens und dem recht strengen Gesicht scheint er diese Position eingenommen zu haben.
Triton ? Der zweite ?Mensch? im Bunde scheint als verwegener Kämpfer dargestellt, wie bereits vorher im Artikel erwähnt und gilt deshalb bei einigen Fans der Toyline als der Anführer oder zumindest als der beste Krieger der Heroen.
Huk ist der Archetyp des Wikingers. In Rollenspielen wie ?Das schwarze Auge? gern vertreten, wirkt der rotbärtige Krieger natürlich wie ein Veteran der Galaxy Warriors. Auch er wird gern zu den Helden gezählt, wenngleich es diese eigentlich nicht gibt.
Tiger Man ist ebenfalls ein tierischer Archetyp, der es so nicht ins Masters-Universum geschafft hat und daher immer noch sehr beliebt bei Sammlern ist. Der Tigerkrieger wird oft aufgrund der hellen, orangenen Farbe zu den Heroics gezählt, wenngleich er kein menschliches Aussehen trägt.
Anubi reiht sich hinter Tiger Man mit ein. Der Wolfskrieger vertritt ebenfalls die tierische Spezies und suggeriert natürlich die Legende des Werwolfs zu überdenken.
Thor ? Der Krieger in der roten Rüstung mit den dämonischen Augen wird immer zwiespältig betrachtet. Einige rechnen ihn aufgrund seiner humanoiden Gesichtsform zu den Heroen, andere sagen er müsse zu den Schurken gehören, da seine Augäpfel ihn dafür prädestinieren.
Dragoon ? Der Drachenkrieger wird gemeinhin als Anführer der Evils angesehen. Sein Look ist bezeichnend für die Serie. Das offene Maul, die Hörner und der rote Körper lassen für viele keinen anderen Schluss zu. Der Prototyp hatte noch einen grünen Kopf.
Spikes ? Hier wird wohl das schwarze Erscheinungsbild den Hauptgrund liefern, warum der römisch aussehende Krieger bei den Bösewichten eingereiht wird. Doch auch hier streiten sich die Geister, so nehmen einige an, er sei einfach ein gut ausgerüsteter Held.
Ygg ? (Nicht zu verwechseln mit Zealia Bishops Yig aus dem H.P. Lovecraft Universum) wird ebenfalls meist zu den Evils aufgrund seines dämonischen Aussehens gezählt. Die drei Hörner und das kuhgleiche Gesicht sorgen für das Übrige.
Baltard scheint ebenfalls eine Figur zu sein, die zwischen den Stühlen steht. Die einen sehen in ihm einen Kämpfer von außerhalb auf Seiten der Helden, die anderen, ähnlich wie bei Keldor im MotU-Kosmos, einen Schurken aufgrund der bläulich-lilanen Hautfarbe und den spitzen Ohren. Die Haare auf dem Haupt sind zu einem Zopf gebunden.
Dino Man wird ebenfalls zwiespältig gesehen. Als non-humaner Charakter zählt man ihn gern zu den Bösen. Allerdings geben einige Fans zu Protokoll, dass sein sanfter Gesichtsausdruck ihn zu den Guten zählen solle.
Sahak ? Der Schlangenmensch wird, ähnlich wie bei MotU und vermutlich aufgrund deren Gruppierung, ebenfalls bei den Evils verhaftet. Manche sind sogar der Meinung er sei der Anführer der Bösewichter bei den Galaxy Warriors. Der Kobra-Kopf scheint sehr beliebt zu sein.
In der zweiten Staffel wurden die ersten 12 Krieger lediglich um zwei weitere ergänzt:
Raah wird gemeinhin als der Anführer der Helden angesehen. Die Ähnlichkeit zu He-Man ist frappierend und wird der Hauptgrund sein, weshalb man ihn als Führer der Heroics sieht.
Deevil zeichnet sich durch den gehörnten Helm und das dämonische, blaue Gesicht aus, weshalb man ihn als den Anführer der Evils benennt.
Sicherlich passen diese beiden Figuren in der Tat optisch in die Leader-Rollen der jeweiligen Gruppierungen, auch wenn diese eigentlich nicht direkt benannt sind. Dagegen spricht jedoch das späte Erscheinen der Figuren. Erst in Staffel 2 die Protagonisten auftauchen zu lassen, ist unfassbar unwahrscheinlich.
Abbildung
: Magnon auf einem ?Fearful Beast? mit dem sehr einfallsreichen Namen ?Tiger?
Vielleicht ist der Firma Sungold jedoch klar geworden, dass es für eine solche Serie, um dauerhaft interessant zu sein, doch wichtiger ist Hauptfiguren zu haben. Durchgesetzt hat es sich nicht, denn für die Galaxy Warriors war nach Staffel 2 bereits Schluss, auch wenn es etliche Neuauflagen, Knock-Offs und Bootlegs von ihnen gab.
Mehr dazu in Teil 2.