Beinahe wäre diese Figur in der Vintage-Toyline erschienen. Wir sehen uns die Origins-Umsetzung des bis heute rätselhaften "weißen Ninja" ganz genau an.

Beim Anblick von Slamurai mag der ein oder andere Fan sich denken: "Ninjor in Weiß? Sind wir hier bei GI Joe? Fällt Mattel jetzt gar nix mehr ein?!" Dabei basiert der weiße Ninja tatsächlich auf einem Design, das 1988 beinahe als Vintage-Figur produziert worden wäre! Für jenes Jahr hatte Mattel zumindest sechs Figuren konzipiert, die aus Kostengründen vollständig aus Designs bestehender Toys zusammengemixt waren. Erst in den 2010er Jahren wurde diese "Lost Wave" öffentlich bekannt, als Verpackungs-Artworks von Errol McCarthy vorgestellt wurden.


Abbildung : Original "White Ninja" Cardback-Arts (Bilder: PaHF & Danielle Gelehrter)

Diese Schwarz-Weiß Motive waren bereits für die Blisterkarten der Figuren gedacht. Jedoch konnte man weder deren damals geplante Namen, noch ihre Farbgebungen ermitteln. Für ihre erste Umsetzung als Figuren in der Masters of the Universe Classics Toyline wurden die S/W-Konzepte dementsprechend eingefärbt und benannt. (Auch mittlerweile erhältliche Drucke von McCarthy selbst wurden lediglich vor wenigen Jahren erst einer "denkbaren Einfärbung und Benennung" unterzogen.) So wurde erst im Jahr 2018 aus dem heroischen Ninja der weiße Slamurai. Und nun also bietet Mattel diese "verlorene" Figur erstmals in einem Stil passend zu den 80er Masters an.


Abbildung : MotU Classics Prototyp und finale Umsetzung (Bilder: thefwoosh)

Verpackung & Minicomic
Slamurai wird auf der US-Verpackung als Heroischer Meister der Kampfkunst untertitelt. Das würde ihn eigentlich zum Gegenstück zu Jitsu machen, aber wer (außer Seb) schaut so so genau hin? Die Figur ist jedenfalls so verpackt, dass zumindest zwei der Waffen hinter hier durchaus erkennbar sind. Als regulärer Heroic Warrior ist kein Fraktionswappen auf dem Blister notwendig. Auf der Rückseite wird mit Lord G?Rasp eine weitere Figur der "lost wave" gezeigt. Vor allem aber ist das Actionbild eine ebenso deutliche wie gelungene Referenz an eines der ?88er Cardback-Artworks.



Das beiliegende Minicomic Serpent?s Siege ist leider ein weiteres sehr maues Heft. Slamurai wurde von König Randor in die Vergangenheit geschickt, um dessen jüngerer Version als Mentor und Trainer beizustehen. Dabei schlagen sie einen Angriff der ebenfalls zeitreisenden Snake Teela zurück. Slamurai könnte wahrscheinlich als Sensei im Miyagi-Do bei Karate Kid arbeiten, was dem Comic aber nicht hilft. Selbst abseits des abermals bestenfalls semiprofessionellen Artworks ist die Erzählstruktur eher konfus und angedeutet als wirklich verständlich. Dass es die erste Begegnung zwischen Randor und Man-At-Arms völlig verbockt, hilft dabei wenig.



Modellierung
Wer glaubt, dass Slamurai ein reiner Ninjor-Repaint ist, muss nochmal genauer hinsehen. Denn statt Dämonenarmen und Beinen besitzt die Figur die heroischen Gegenparts mit Armreifen und Fellstiefeln. Beides entspricht wohlgemerkt nicht den vollständig glatten Armen und Beinen der McCarthy-Artworks. Deren glatte Gliedmaßen hätten zwar schon damals neu produziert werden müssen. Viele der zusammengestellten Teile der "Lost Wave" hätte man damals aber wahrscheinlich eh leicht abändern müssen, wodurch nicht klar ist, wie der Ninjakämpfer letztlich erschienen wäre.



Grundlegend aber hätte Mattel die glatten Unterschenkel von
Tung Lashor und "Sockenfüße" von Stratos verwenden können. Die Armreifen wiederum basieren auf dem Classics-Design, welches seinerseits damals so gar nicht beabsichtigt war. Denn dort wurden die Armreifen benutzt, da die eigentlich geplanten Formen der unbekleideten Unterarme nicht mehr rechtzeitig in der Fabrik gefunden wurden. Alles sehr kurios, aber für den geneigten MotU-Nerds zumindest Fun Facts. Für glatte Unterarme hätte sich Mattel jedenfalls nun bei den eigenen WWEternia- und Superstars-Figuren bedienen können. Die blauen Armreifen machen Slamurai aber optisch deutlich interessanter.



Bemalung
Slamurai ist als "Anti-Ninjor" überwiegend in Weiß gehalten. Die Armreifen sind nun aber ebenso hellblau bemalt wie der Gürtel. Einzig die Fellstiefel wurden weiß belassen, obwohl sie auch blau im Kontrast zu Ninjors roten Stiefeln hätten sein können. Die graue Hose basiert ebenso auf der Classics-Farbgebung wie auch die blauen Augen. Bereits für die Vintagefigur war ein neuer Print auf dem Überzug in Form asiatischer Zeichen geplant, was auch hier adaptiert wurde. Der Farbdruck ist hier wie am Kopf sehr präzise, und einzig an den Armreifen können vereinzelt Ungenauigkeiten zu finden sein.



Beweglichkeit
Sämtliche Gelenke sind solide verarbeitet, wobei die Kniegelenke neuerdings sogar schon zu fest sitzen. Hier ist anfangs unbedingt Vorsicht nötig, um die Haltestifte zu verbiegen oder sogar abzubrechen. Ansonsten kann Slamurai wie üblich zerlegt und mit anderen Figuren kombiniert werden.



Zubehör
Ganz wie für 1988 geplant, besitzt Slamurai auch alle drei Ninjor-Waffen, von denen er dank der recycelten "Rüstung" auch zwei auf dem Rücken tragen kann. Die Besonderheit liegt aber in den insgesamt drei verschiedenen Farben. Das Schwert ist zwar etwas dunkler und weniger lichtdurchlässig, aber grundlegend identisch mit Ninjors und Space Sumos Katana. Der Nun-Chuck ist ebenfalls wieder grau, besitzt aber nun weiß bemalte Griffe. Der Bogen hingegen ist aus blauem Kunststoff gefertigt. Was ist da los?



Mattel hat sich schlichtweg an der grundlegende Farbgebung von 2018 orientiert. Denn auch bei den Waffen weiß man nicht, wie sie damals wirklich gefärbt gewesen wären. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass sie in der Vintage-Toyline verschiedenfarbig gewesen wären. Tatsächlich hätten alle drei in blau äußerst gut ausgesehen. Das ist aber kein Beinbruch, denn letztlich sind alle Farben ja ohnehin rein spekulative Ideen aus der MotU Classics Ära.



Fazit
Slamurai ist nicht ganz umgesetzt wie erwartet. Er mag als weißer "Anti-Ninjor" auch nicht unbedingt der kreativste Charakter sein. Und dennoch hat er was. Vielleicht ist er auch deshalb eine ziemlich schicke Figur, weil schon sein böses Gegenstück ein Highlight der Origins-Toyline war.

Seb geht nun unter die wachsende Gemeinde der Toy-Fotografen. Sein erstes Projekt: weißer Ninja im Permafrost.




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