Ist es nicht seltsam, dass Schloss Grayskull das Playset der Helden ist, obwohl die Burg optisch eher das Abbild Skeletors sein könnte? Wer weiß, vielleicht war dies einmal tatsächlich der ursprüngliche Plan. Oder auch nicht. Immerhin ist bei den Masters so manches ein wenig anders als man es eigentlich gewohnt ist. Aber warum heißt die Burg überhaupt Grayskull, also "Grauschädel"? Schon zu Beginn an war sie doch eindeutig grün und müsste doch daher "Greenskull" heißen, oder? Die Begründung könnte in einer Aussage von Donald F. Glut liegen, welcher die vier "Serie 1" Mini-Comics geschrieben und viele Namen kreiert haben soll (näheres siehe im
Hauptbericht der Classic Thementage). In einem Interview erklärte er, dass er auf den Namen durch zweierlei Faktoren gekommen sei. Zum einen erhielt er als Referenzmaterial für seine Arbeit eine Abbildung des Burg-Playsets, dessen Farben dort eher grau statt grün wirkten. Darüber hinaus sei Glut damals mit einer jungen Frau namens Linda Gray liiert gewesen. Vom Namen dieser Frau zusätzlich inspiriert will er die Burg daraufhin "Castle Grayskull" getauft haben. Für Diskussionen unter Fans sorgt auch immer wieder die korrekte Schreibweise des Namens. Insbesondere Fans des Cartoons schreiben ihn immer wieder mit einem "e", also GrEyskull, da er auch so auf einer Landkarte in einer Folge zu sehen war. Dies war allerdings eindeutig ein Fehler seitens Filmation, bzw. Lou Scheimer Productions. Die richtige Schreibweise ist auf jeden Fall "GrAyskull", so wie es auch auf der Box des Playsets steht.
Schon bei erster Sicht bietet Schloss Grayskull einen beeindruckenden Anblick. Neben den Grüntönen wurde an der Außenfassade auch schwarze Farbe aufgetragen, was insbesondere den gigantischen Totenschädel aus Stein verdüstert. Mit Details wurde keinesfalls gegeizt, denn ganz im Stil eines uralten Gemäuers sind die Wände nicht glatt, sondern zeigen deutlich die verschiedensten Gesteinsarten, aus denen die Burg erbaut wurde. Und besonders das Burgtor ist mit seinen verwitterten Holzplanken und dem Wappen außerordentlich schön und detailreich gelungen.
Die Fassade des Playsets setzt sich aus zwei Hälften zusammen: Der Burgfront, und der rechten Seitenwand. Neben dem beinahe die gesamte Vorderseite einnehmende Schädel, wurden auch noch links und rechts offene Türme modelliert, von denen der linke etwas kleiner und niedriger ist als der rechte. Interessanterweise scheint sich um die Stirn des mit riesigen Eckzähnen ausgestatteten Totenkopfes eine dreizackige Krone zu winden (die in den ersten Mini-Comics auf dem Kopf abgebildete Verzierung hingegen ist in der Endversion nicht vorhanden - möglicherweise wurde sie gestrichen, da sie leicht hätte abbrechen können). Noch beeindruckender ist die Innenseite des Burgtors, die wie ein Unterkiefer eine Reihe Zähne und sogar eine steinerne Zunge aufweist! Dadurch entsteht bei offenem Tor der hervorragende Eindruck, als habe der Schädel sein Maul geöffnet - weswegen US-Fans das Tor auch statt "Drawbridge" (Zugbrücke) als "Jawbridge" (Kieferbrücke) bezeichnen. Die Seitenwand hingegen zeigt an der äußeren Seite einen geschlossenen (also überdachten) Turm, während der Rest an ein altertümliches Gebäude mit Dachschräge wirkt. Die Designer modellierten sogar Schindeln in die Dächer, und auch (meist offene) Fenster wurden nicht vergessen.
Selbst die Dimensionen des Playsets sind beeindruckend: Es ist ungefähr so hoch wie vier Figuren und jede der zwei Mauerteile so breit wie drei normale Figuren. Das erste geniale Feature ist, dass man beide Teile zusammen klappen und dann wie einen Spielzeugkoffer tragen kann! In der Seitenmauer ist sogar ein (als solcher kaum negativ auffallender) Griff eingearbeitet und beide Hälften werden mühelos durch anmodellierte Klammern zusammen gehalten, welche ebenso leicht wieder auseinander gehen.
Der wahre Spielfaktor aber steckt im Innenleben der Burg. Dort ist sie nämlich in insgesamt drei Ebenen unterteilt. Zunächst jedoch müssen die Helden (und Schurken) von Eternia erst einmal in die Burg gelangen, denn das Burgtor kann von innen verschlossen werden! Als Schlüssel dienen hier die He-Man und Skeletor beiliegenden Schwerthälften, bzw. das durch Verbindung beider Hälften entstehende Schwert der Macht. Dieses passt problemlos in ein ins Tor eingearbeitetes Schloss. Schiebt man die Waffe vollständig hinein, wird der (natürlich auch von innen bedienbare) Riegel zur Seite geschoben, und das Burgtor kann herunter klappen. An der Innenseite wiederum befindet sich auch noch ein Hebel, durch den man das Tor wieder hochschnellen und eine darauf stehende Figur in das Playset hinein stürzen lassen kann!
Das "Erdgeschoss" der Burg ist recht kahl. Lediglich auf den Boden neben dem Tor wird ein riesiger Sticker angebracht, der ein Kerkergitter mit eingesperrten Kreaturen darstellt. Ansonsten stellen die Wände einfach die Rückseite der Plastikmauern ohne zusätzlichen Farbauftrag dar. Dafür befindet sich in der Seitenhälfte ein futuristischer, offener Aufzug in dunkelgelber Farbe, auf dem mehr als genug Platz für eine Figur ist. Mittels einer Kordel wird der Aufzug samt Figur in die Höhe gezogen und erreicht so den ersten Stock der Burg. Der Aufzug endet in Höhe einer braunen, separat an die Mauer angeklemmten und völlig glatten Bodenplatte. An diese kann man auch den an der Kordel angebrachten (beigen) Plastikadler befestigen, so dass der Lift nicht wieder nach unten stürzt.
Die "linke Hälfte" des Stockwerkes bietet ansonsten lediglich einen direkt aus einem Science Fiction Film stammenden großen Monitor aus Pappe, der an die Wand geklemmt wird. Weitaus interessanter ist die rechte Hälfte der Burg: der Thronsaal. Vorbei an einer ebenfalls aus Pappe gefertigten Science Fiction Rüstung (die an die Platte gesteckt wird) und über ein durch einen großen Sticker dargestelltes Bodenrelief gelangt man hier zum Thron selbst. Dieser ist wie der Fahrstuhl orange-gelb und ebenso futuristisch angehaucht. Die Rückenlehne ist durch einen Sticker zusätzlich verziert und der Sessel bietet soliden Platz für die Standardfiguren. Nur die weiblichen Charaktere können durch ihre kaum gekrümmten Beine nur schwer darin sitzen. Der Clou kommt aber erst dadurch, dass man den Thron zur Seite drehen kann. Dreht man ihn weit genug, so öffnet sich eine durch das Bodenrelief verborgene Falltür, die unachtsame Gegner in die Tiefe und genau auf den ("Aufkleber-")Kerker stürzen lässt.

Kleiner Seitenvermerk: In den MotU Comics von DC und im Classic Zeichentrick fliegt Zodac (ganz im Stil von Metron aus DCs "New Gods") auf einem Sessel durch die Lande. Dieser entspricht optisch exakt dem Thron des Schloss Grayskull Playsets.
Die dritte Etage schließlich stellen die beiden Türme dar. Auf den kleinen passt eine Figur, auf den großen sogar mehrere. Besonderes Action-Features gibt es hier nicht. Lediglich auf dem kleinen Turm kann eine große Laserkanone angeklemmt werden. An eine Hervorhebung an der Unterseite des Turmes wird zudem noch ein grüner, mit einem prähistorischen Vogel verzierter Baldachin angeklebt. Dieser hängt dann direkt hinter bzw. neben dem Thron, fehlt aber heutzutage nahezu immer bei losen Playsets.
Womit es an das separate Zubehör geht. Dieses ist nämlich ebenso reichhaltig wie abwechslungsreich! Zunächst wäre da besagte, beige Laserkanone, die auf einem orange-gelben Sockel steckt und nach oben und unten frei schwenkbar ist. An beiden Seiten befinden sich Griffe, die von allen Figuren gehalten werden können (Teela allerdings nur mit Mühe). Des weiteren gibt es noch eine zweiteilige Station für Kampfübungen. Auf einem orange-gelben Sockel befindet sich eine beige, drehbare Vorrichtung. Schlägt man hier z.B. auf das äußere linke Ende, rast das rechte Ende auf die Figur zu. Ein solches Konstrukt wurde in der Tat in früheren Zeitaltern beim Kampftraining benutzt. Beide Gerätschaften sind recht nett modelliert.
Ebenfalls beige ist eine beigefügte, große Leiter die vielfältig eingesetzt werden kann - genauso wie der Fahnenmast. An dem Mast wird ein großer Sticker angeklebt, welcher eine schön gestaltete Fahne mit zwei verschiedenen Motiven darstellt. Zwar sieht man auf jedem zwei gekreuzte Schwerter, die Hintergründe sind aber einmal freundlich und einmal düster gestaltet, so dass je eine zu den Helden oder Schurken von Eternia passt. Der Mast kann unter anderem an die Bodenplatten der Türme angeklemmt, oder (ebenso wie die Leiter) von einer Figur gehalten werden.
Bereits angesprochen wurden der Bildschirm und die Rüstung aus bedruckter Pappe. Als letztes "Pappteil" liegt dem Playset noch ein kleiner, recht martialisch anmutender Waffenständer bei, auf dem unter anderem auch He-Man?s Schild dargestellt wird. Alle drei Motive der Pappaufsteller sind sehr farbenfroh und detailliert gestaltet worden und ein schöner Blickfang. Leider ist es aber heutzutage oft schwer, sie vor allem in gutem Zustand zu finden. Aber auch an einen großen Waffenständer aus Plastik hat Mattel gedacht! Das orange-gelbe Gerüst ist schön anzusehen und bietet Platz für die ebenfalls beigefügten neun(!) Waffen! Das wären Hellebarde, Lanze, Speer, Axt, Keule, Schwert, Schild, Gewehr und Pistole. Alle sind komplett beige gefärbt, sehr schön modelliert und können von den männlichen Figuren problemlos gehalten werden. Lediglich der Griff des Schildes ist sehr ungünstig und am besten für Teela geeignet. In vielen Sammlungen fehlt auch die Pistole, die wirklich sehr klein ist und überaus leicht verloren gehen kann. In der Tat zählt sie zu den am schwersten auffindbaren Zubehörteilen der gesamten Toyline. Erwähnenswert ist auch, dass fast alle Waffen später noch einmal recycelt wurden. Der Schild fand noch einmal Verwendung bei Stinkor, die Keule bei Moss Man und Clawful, die Lanze bei Whiplash, das Gewehr bei Webstor, die Hellebarde bei Scare Glow und die Axt bei Buzz-Off. In dem in Serie 3 erschienen "Weapons Pack" fanden sich Schild, Schwert, Gewehr, Keule und Axt wieder.
Fazit
Es ist kaum abzustreiten, Schloss Grayskull hat den Titel Playset mehr als verdient. Die Action-Features kommen problemlos ohne große Elektronikspielereien oder federgetriebene Auslöser zurecht und können dennoch voll überzeugen. Es gibt verschiedenstes Zubehör in Hülle und Fülle und auch der Detailreichtum kann sich für damalige Fälle sehen lassen. Also ein nicht nur spieltechnisches, sondern auch optisches Highlight in Serie 1 und jedem Fan wärmstens zu empfehlen!
Abbildung
: Der erste Prototyp des Playsets
Zusatzhinweis
Ja, auch von Schloss Grayskull gibt es eine Variante. In der ersten Version des Playsets waren an der Plattform des Geschützturmes keine Haltklammern für die Laserkanone vorhanden - die Platte ist einfach glatt wie die des großen Turms. Zusätzlich gab es auch den Standfuss der Kanone in einer weiteren Version: Hier sind die Halterungen für das Geschütz nach oben hin offen statt geschlossen! Eine Variante, die heutzutage leicht übersehen wird, da man irrtümlich glauben kann, die Halterungen seien lediglich abgebrochen.
Fotos: Sebastian Vogl. Variantenfotos: Evilforces