1986: Zenit und Rückgang
Während die Wilde Horde anno ?86 ihr Unwesen in Deutschland trieb, führte Mattel in den Vereinigten Staaten mit den
Snake Men eine weitere Gruppierung ein, welche aber zumindest damals klare Verbündete Skeletors blieben. Zugleich setzte man in jenem Jahr alleine in den USA unglaubliche $ 400 Millionen Dollar um, was doppelt soviel war wie Mattels Zugpferd Barbie zeitgleich umgesetzt hatte. Der gigantische Erfolg der Masters war dabei auch anhand der Spielzeuge selbst zu erkennen, welche immer häufiger aus völlig neuen Formen bestanden und in einem der bis heute größten Playsets aller Zeiten,
Eternia, gipfelten. Die Merchandisewelle war weltweit kaum zu stoppen, während zahlreiche andere Firmen versuchten, von eigenen Spielzeugen im Masters Stil bis hin zu offenkundigen Kopien auch etwas von Mattels Kuchen zu bekommen. Und von Plänen für Musicals bis zu einem Kinoblockbuster schien es für He-Man keinerlei Grenzen zu geben.
Leider jedoch wurde eben diese Grenze durch die Verkaufszahlen aufgezeigt. Die Umsatzzahlen brachen 1986 gewaltig ein und erwiesen sich gegenüber dem Vorjahresergebnis als bestürzend. Die Ursache lag zum einen in der schlichten Tatsache begründet, dass der US-Markt durch die riesigen Mengen an Spielzeug und Merchandise schier
übersättigt war. Befeuert vom Masters Hype und auf Anraten von Außendienstlern hatten Ladenketten schon 1985 en masse Ware bestellt, die am Ende einfach nicht mehr ausreichend an den Mann gebracht werden konnte. Dies ist heute noch symptomatisch erkennbar durch die (auch international) verhältnismäßig häufig angebotenen ?85er Artikel wie Leech und Sy-Klone. Zum anderen schlief auch die Konkurrenz nicht und produzierte von den Transformers über M.A.S.K. bis GI Joe ebenfalls Toylines, die große Beliebtheit genossen und den meist schon länger laufenden Masters auch Stück für Stück den Rang abliefen.
Aus diesen Gründen wurden neue Artikel zurückhaltender bestellt, wodurch Mattel wiederum Probleme bekam, die weiter in hohen Auflagen produzierten Spielzeuge aus den Lagern zu kriegen. Hinzu kam, dass auch keine neuen Folgen für den He-Man Zeichentrick mehr produziert wurden. Nach 130 Folgen entschloss man sich stattdessen, die Serie in Wiederholungen laufen zu lassen. Nach dem Weihnachtsspecial Ende ?85 wurde
lediglich eine zweite Staffel für She-Ra neu produziert, in welcher He-Man, Skeletor und weitere Bewohner Eternias Gastauftritte erhielten. Aus diesem Grunde mussten auch neuen Masters Spielzeuge von 1986 hier beworben werden, wodurch unter anderem die Schlangenmenschen Rattlor und Tung Lashor als Hordekämpfer auftraten und die Felslinge ihre Zelte auf Etheria aufschlugen. Dies änderte aber nichts an den deutlich rückgängigen Verkaufszahlen, wodurch Mattel fortan umso mehr Hoffnungen in ein bereits im Vorjahr angegangenes Großprojekt legte.
1987: Untergang trotz Kinofilm
Ab Ende 1986 bereiste die
Power Tour zahlreiche amerikanische Städte. Hier wurde die Geschichte von He-Man und She-Ra in Form eines "Action Musical" mit zahlreichen Effekten erzählt. Tanzend, singend und kämpfend stellten zahlreiche Schauspieler eine große Menge bekannter Charaktere dar, deren Kostüme häufig ebenso vorlagengetreu wie dadurch mitunter unfreiwillig komisch wirkten. Inszeniert wurde das ganze unter Regie von Gary Goddard und erwies sich als Erfolg mit mehrfach ausverkauften Großstadthallen. Auf diesem Wege wurde Goddard auch als Regisseur für den ersten Masters Realfilm verpflichtet, den Mattel bereits seit zwei Jahren plante. Mit Dolph Lundgren als He-Man und Frank Langella als Skeletor versprach sich Mattel nicht weniger als einen Blockbuster, der die Verkaufszahlen wieder in die Höhe treiben würde.
Jedoch kam es ganz anders, denn der im August ?87 an den US-Kinokassen gestartete Film erwies sich in jeder Hinsicht als
Flop. Nicht unbeträchtlichen Anteil daran hatte die Tatsache, dass das ausführende Studio Canon in finanziellen Nöten steckte und das Budget stark reduzierte. So musste u.a. der Großteil der Handlung auf der Erde statt Eternia spielen. Hinzu kam, dass der Film schlichtweg mindestens ein Jahr zu spät anlief, als der große Masters Hype eben bereits stark verklang. Eine angedachte Fortsetzung wurde drastisch umgeschrieben und einige Zeit später als
Cyborg mit Jean Claude VanDamme verfilmt. So sanken trotz aller Versuche die Umsätze der Masters 1987 von 400 Millionen Dollar im Vorjahr auf erscheckende 7 Millionen. Zwei Jahre Überproduktion rächten sich nun auf schlimmste Weise.
1987-88: Keine Mächte von Grayskull
Während in Deutschland gerade erst die Schlangenmenschen eingeführt wurden, war 1987 in den Vereinigten Staaten das letzte Jahr neuer Masters Figuren. Die sechste und letzte Serie zeichnete sich durch eine deutlich reduzierte Menge an Artikeln aus und ging wieder stärker zum Prinzip des Recyclings zurück. Die Princess of Power Toyline musste mangels Erfolg eingestellt werden, was auch das Ende des She-Ra Cartoons bedeutete. Mattels Design- und Marketing plante indes einen MotU Ableger namens
The Powers of Grayskull. Hier sollte He-Mans (neu erfundener) Vorfahr He-Ro in der mit Sauriern bevölkerten Vorzeit gegen die Schlangenmenschen kämpfen. Die Reihe sah dabei aber auch die Eingliederung bzw. Fortführung der gegenwärtigen Masters vor. Sogar eine neue Filmation Zeichentrickserie war angedacht.
Daraus wurde jedoch nichts, denn aufgrund der dramatisch rückläufigen Verkaufszahlen beschloss Mattel in buchstäblich letzter Sekunde das vorzeitige Ende von He-Ro & Co sowie der Masters of the Universe insgesamt. Drei Dinosaurier und zwei Riesen erschienen - teilweise nur im europäischen Ausland - unter dem Powers of Grayskull Banner, während die Massenproduktion weiterer Artikel abgeblasen wurde. 1988 schließlich kamen die letzten zwei produzierten Figuren Laser-Power He-Man und Laser-Light Skeletor ausschließlich in Italien und Spanien auf den Markt. Und auch in Deutschland war dies das letzte Jahr neuer Masters Spielzeuge. So hoch er gestiegen war, so tief war He-Man nun gefallen.
1989-1992: Völlig neue Abenteuer
Im Ausland noch aktiv, schienen die Masters in den Vereinigten Staaten am Ende zu sein. Mattel konzentrierte sich auf andere Toylines, welche der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen sollten. Als großes Zugpferd wurde
Captain Power auserkoren, scheiterte jedoch ebenso kläglich wie alle anderen neue Figurenserien. Da der Name He-Man aber noch immer präsent war, entschied Mattels Geschäftsführer John Amerman, dies mittels einer völlig neuen Reihe zu nutzen. Nachdem zahlreiche Vorschläge wie ein Soldatenkonzept abgelehnt wurden, gab man schließlich grünes Licht für eine Verlegung in den Weltraum. Unter dem simplen Namen
He-Man sollte selbiger fortan im All gegen Mutanten kämpfen. Noch zum Weihnachtsgeschäft 1988 wurden die ersten Figuren in den Einzelhandel gebracht, ehe es ?89 richtig losging. Während hierdurch in den USA eine kurze Pause zwischen den alten Masters und dem neuen He-Man bestand, vollzog sich der Übergang in Deutschland nahezu fließend. (Somit entstand hierzulande der fälschliche Eindruck, als sei die alte Toyline ohne Not zugunsten der neuen Figuren eingestampt worden.)
Bald folgte auch eine Zeichentrickserie, dieses Mal produziert von Jetlag unter dem Titel
The New Adventures of He-Man, und erneut warf Mattel die Merchandisemachinerie an. Das alles half jedoch nichts, zu hart war der Bruch mit den alten Masters. Die Gründe reichen von den deutlich schmaleren Figuren über das Fehlen beliebter Alt-Charaktere bis hin zum damaligen Spitzenreiter, den Teenage Mutant Ninja Turtles. Immerhin gute drei Jahre hielt He-Man noch durch, aber das Ende zeichnete sich bereits ab, als die enttäuschenden Zahlen für 1990 auf dem Tisch lagen. Mattel versuchte mit den letzten Figuren sogar noch eine Teilrückkehr zu den Masters, indem man wieder deren übermuskulöses Design verwendete und mit dem neuen SciFi Look zu verbinden suchte. Dies war aber zu spät und zu wenig, wodurch 1992 endgültig der Zapfenstreich gespielt wurde. In der kommenden Zeit hatte Mattel weiter kaum bis gar kein Glück auf dem Figurensektor, denn ironischerweise brach 1993 eine große Dinowelle los, als der Film
Jurassic Park zum Blockbuster wurde - gute 5 Jahre, nachdem Mattel die saurierlastige Powers of Grayskull Reihe gekippt hatte.
1993-1999: He-Man im Koma - trotz Beinahe-Sohn
Als sich die Turtles bereits Ende der 80er Jahre zum Nachfolger der Masters als mit Abstand beliebteste Actionfiguren gemausert hatten, versuchte Mattel wie viele Konkurrenten auch, mit ähnlich vermenschlichten Tierhelden auf den Zug aufzuspringen. Die 1994 gestarteten
Street Sharks floppten jedoch kläglich. 1995 ergriff Lou Scheimer Productions überraschend die Initiative und stellte Mattel das Konzept für eine neue Zeichentrickserie vor:
He-Ro, Son of He-Man. Als direkter Nachfolger der alten Serien sollte der Cartoon in der nahen Zukunft spielen, wo Eternia nach der endgültigen Niederlage Skeletors von Adam und Teela regiert wird. Als der Herr des Bösen zurück kehrt, trifft er auf einen in den Wäldern aufgewachsenen Teenager, der durch das Zauberschwert in He-Ro verwandelt wird. Während das Königspaar ihn in Folge adoptiert, sollte der Junge in Wahrheit der Sohn von She-Ra bzw. Adora sein, was aber geraume Zeit noch geheim bleiben sollte. Während neben Neuzugängen auch altbekannte Charaktere im neuen Look angedacht waren, lehnte Mattel den Vorschlag jedoch ab. So blieb es von offizieller Seite weiter still um He-Man.
Lest im dritten Teil:
Vom großen Relaunch im neuen Jahrtausend über dessen fatales Scheitern bis zur weiterhin anhaltenden Revitalisierung.
30 Jahre Masters: Von der Entstehung zur Moderne Teil 1
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