Während Fahrzeuge ein prominenter Bestandteil der Masters waren, ist vielen Sammlern bis heute nicht bewußt, dass es von drei Vehikeln sogar Bausätze gab. Besonders in Deutschland kannten lange Zeit nur wenige Kenner die "Monogram Masters". Der breiteren Sammlergemeinde wurde das Thema erstmals im Jahr 1999 durch eine Kolumne des deutschen Figuren-Magazins
Toy Hunter?s Journal zugänglich. Während das THJ zum einen durch seine großen Artikel über die 80er MotUs sicherlich dafür sorgte, dass sich viele Leute überhaupt erst wieder an die Spielzeuge, Hörspiele, Comics und den Zeichentrick erinnerten, stellte es zusätzlich in jeder Ausgabe eine ?Was?n das?? Rubrik vor, in welcher die Herkunft besonders eigenartiger Dinge wie osteuropäische Star Wars Imitationen geklärt wurde. Im Zuge dieser Kolumne wurde nun ein Vehikel aus einem alten Händlerprospekt vorgestellt, welches in seiner Form einerseits frappierend an Skeletors Roton erinnerte, aber dennoch deutliche Unterschiede aufwies.
Des Rätsel?s Lösung wurde bereits eine Ausgabe später enthüllt: Das Gebilde war weder ein Billigimitat, noch ein früher Prototyp, sondern ein offizielles Lizenzprodukt. Es stellte sich heraus, dass die für Modellbausätze bekannte US-Firma Monogram (vergleichbar mit ?Revell?) von Mattel in der Tat die Erlaubnis (bzw. Lizenzrechte) erhalten hatte, drei bekannte MotU-Fahrzeuge als zusammensteckbare Modellbausätze anzubieten. Der Bericht erklärte weiter, dass im Oktober 1983 das Modellbau-Magazin ?Model Maker? einen Wettbewerb startete, in welchem bereits erschienene MotU-Fahrzeuge von den Teilnehmern gründlich aufgemotzt werden sollten. Monogram stiftete die Preise zu diesem Wettbewerb, welchen ein gewisser Pete McLoughlain gewann. Ob Monogram tatsächlich auf diesem Wege die drei Designs erhielt, oder ob sich die Sache doch etwas anders zugetragen hat, ist leider unklar, da bislang niemand die im THJ beschriebene Geschichte bestätigt oder abgestritten hat. Wie dem auch sei, jedenfalls produzierte Monogram Steckbausätze von insgesamt drei Fahrzeugen, welche im Design gründlich generalüberholt wurden, und sogar voll funktionsfähig waren! Und zu diesen gehört eben auch besagter Roton.
Schon auf der Verpackung sieht man, dass sich hier so manches verändert hat. Während die Grundform des Kreiselfahrzeuges grundlegend gleich blieb, ist der völlig neue Cockpitdeckel unübersehbar. An der Rückenlehne des Sitzes befestigt, lässt sich das käfigartige Gebilde nach vorne klappen und dient dem Fahrer so als zusätzlicher Schutz. Aber auch die beiden Laserkanonen sind eine starke Veränderung durchlaufen, denn nun reichen sie in der Länge so weit wie der Kreisel und wirken zudem weniger wie eine Fantasywaffe, sondern eher wie eine Art Armeegewehr. Interessant ist auch, dass auf dem gemalten Verpackungsmotiv kein MotU-Charakter den Roton lenkt, sondern eine unbekannte Neukreation. Dies könnte darin begründet sein, dass Monogram für einen Originalcharakter vielleicht zusätzliche Lizenzgebühren hätte zahlen müssen, und sich so einfach unnötige Zusatzkosten erspart. Das offizielle Lizenzvehikel ist ohnehin durch das Masters Logo auf der Box deutlich erkennbar. Wer aber erwartet, dass der Karton ähnlich stabil wie die original Mattel-Packungen sind, der sollte sich nicht täuschen lassen. Die Bauteile wurden lediglich in eine dünne (und unbedruckte) Pappschachtel gelegt, auf welcher ein ebenso dünner Deckel aufliegt. Das Ganze ist in eine leicht zerreißende Klarsichtfolie eingeschweißt und kann dementsprechend gerade nach nun fast 20 Jahren so manche Dellen und Kerben aufweisen.
Aber zurück zum eigentlichen Fahrzeug. Wie es sich für einen Modellbausatz gehört, ist der Roton zunächst in Einzelteilen, verpackt. Diese müssen aber nicht geklebt, sondern nur zusammengesteckt werden. Dies kann auch durchaus von einem jüngeren Fan bewerkstelligt werden, da zum einen viele Teile relativ groß sind (der Kreisel z.B. ist eine fertige Form), und zum anderen die Bauanleitung übersichtlich genug zeigt, welches Segment wann an welcher Stelle wie angebracht werden muss. Auch ist jedes Einzelteile im Stanzbogen so gekennzeichnet, dass Verwechslungen ausgeschlossen werden. Daher empfiehlt es sich, die Segmente erst herauszutrennen, wenn man sie auch wirklich für den Bau braucht. Wie bei derartigen Modellen üblich, kann es sein, dass manche Teile nicht hundertprozentig ineinander greifen, daher sollten Bastler sich etwas Schmirgelpapier bereit legen, um eventuelle Problemkanten abzurunden. Sehr auffällig ist, dass für die Formen nur zwei Farben benutzt wurden, nämlich Rot und Schwarz. Zusätzliche Bemalungen (z.B. der Augen) muss der Fan selbst vornehmen, wobei er sich das Material selbst besorgen muss. Am Rand der Box ist immerhin ein fertig bemalter Roton abgebildet, an dem man sich orientieren kann. Dennoch eine etwas lästige Angelegenheit, besonders für im Modellbau unerfahrene, oder pinseltechnisch untalentierte Käufer. Ohne Bemalung dürfte der Zusammenbau aber auch für einen Amateur keine großen Probleme bereiten und binnen 15 Minuten durchaus zu bewerkstelligen sein. Eine stunden- oder gar tagelange ?Modellbauodyssee? ist auf jeden Fall ausgeschlossen. Damit der Roton aber nicht völlig kahl ist, hat Monogram immerhin eine Reihe von Sticker beigelegt. Den Stickerbogen muß man dabei einfach nur in lauwarmes Wasser tauchen, um die einzelnen Sticker ablösen zu können. Allerdings sind diese dann sehr dünn und weich, weshalb man darauf achten muß, sie nicht versehentlich zu zerreißen. Einmal angebracht trocken sie relativ schnell und halten auch sehr gut.
Spätestens nach dem Zusammenbau wird endgültig klar, dass dieser Roton kein Mattel-Produkt, sondern das Werk eines Lizenznehmers ist. Denn auch wenn er in einigen Dingen wie der Cockpithaube verbessert wurde, vermisst man doch desöfteren so manches Detail in der Modellierung. So ist ? um nur ein Beispiel zu nennen ? die Oberfläche des Kreisels völlig glatt und weist keine der gewohnten Ausbuchtungen auf. Und die schwenkbaren Kanonen sind sehr MotU-unähnlich gestaltet. Das besondere am Monogram Roton (wie auch den anderen beiden Vehikeln) ist aber, dass er kein bloßes Modell ist, sondern nach dem Zusammenbau voll funktionstüchtig. Der Kreiselmechanismus wurde samt ?Knattergeräusch? nahezu Eins zu Eins vom offiziellen Fahrzeug übernommen. Zwar funktioniert dies etwas schwerfälliger, aber deshalb nicht minder zuverlässig! Wie bereits erwähnt sind die Boardkanonen ebenfalls dem Original nacheifernd frei schwenkbar, werden allerdings zwangsläufig durch die Cockpithaube etwas eingeschränkt. Natürlich passt eine Original MotU Figur ebenfalls in den ?Mono-Roton?, wodurch das Fahrzeug beinahe voll in die Toylandschaft integriert werden kann. Aber leider nur beinahe. Denn trotz der oben erwähnten Vorzüge merkt man doch, dass hier keine Spielzeugfirma sondern ein Modellfabrikant am Werke war. Das verwendete Plastik ist zwar sehr leicht, aber auch stellenweise sehr dünn geraten. Besonders die Cockpithaube würde bei wildem Spiel unweigerlich Schaden nehmen, während der Kreisel immerhin recht stabil ist.
Fazit:
Der Monogram Roton (der am häufigsten auffindbare der drei Bausätze) ist eindeutig kein Kinderspielzeug für knallharte Toyaction, sondern eher eine interessante Kuriosität für Sammler. Ob die Cockpithaube, die Boardkanonen und das leicht veränderte Design eine Bereicherung für den Fahrzeughof sind, oder doch eher nicht zu den übrigen MotUs passen, ist sicherlich Geschmackssache. Dennoch ist es auf jeden Fall interessant, wie Mattels offizielles Produkt eventuell noch hätte verbessert werden können.
Alle Monogram-Reviews im Überblick:
Monogram Roton
Monogram Talon Fighter
Monogram Attak Trak