He-Man. Der Stärkste der Starken. Der mächtigste Mann des Universums. Ikone der 80er Jahre und zweifelsohne das Flaggschiff der Masters of the Universe. Bis zum Start der Toyline 1982 durchlief He-Man zahlreiche Schaffensphasen. Bereits Jahre zuvor hing in Mark Taylors Arbeitszimmer bei Mattel ein Plakat mit einem Held namens Torak, der He-Man vorweg nahm. Roger Sweet stellte seinen Bossen einen He-Man vor, der in verschiedensten Outfits in alle Epochen und Umgebungen passen sollte. So vergingen einige Jahre, bis der allseits bekannte He-Man auch endlich "verkaufsfertig" war.
Abbildung
: Ideen, Skizzen und Namen vor "unserem" He-Man, 1976-1981.
Wirklich allseits bekannt? Nicht ganz. Denn mit der Figur war die Hintergrundgeschichte noch lange nicht fertig! Immer wieder wurde He-Mans Herkunft und "Werdegang" umgeschrieben, ergänzt und je nach Land, Medium oder Jahr dergestalt verändert, wie es den jeweiligen Machern gerade sinnvoll erschien. Diese verschiedenen "Origins" beleuchten wir im folgenden und kommen auch auf so manche nie realisierte Idee zu sprechen!
Die 1982er Minicomics
Anfangs scherte sich Mattel nicht allzu sehr um eine Hintergrundgeschichte. Daher wurde Donald F. Glut mit der Aufgabe betraut, dessen Ideen schließlich in den ersten vier Beilagenheftchen der Figuren zu lesen waren. Glut stellte den Hauptcharakter im ersten Heft,
He-Man and the Power Sword, als parfüßigen Kämpfer dar, der seinen primitiven, im Dschungel lebenden Stamm verließ, um die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Auf seinem Weg rettete er eine Zauberin, die ihn prompt zum Verteidiger von Castle Grayskull ernannte.
In einer Höhle stattete sie ihn mit Waffen, Fahrzeugen und Kleidung aus. Darunter auch ein Brustharnisch, der seine Kräfte ins übermenschliche steigerte und einen unsichtbaren Schutzschild erzeugte. Fortan wohnte He-Man in einer Hütte, die er selbst aus blankem Fels geschlagen hatte. In der Regel benutzte er zum Kampf die Doppelaxt, denn das Schwert der Macht war in zwei Hälften geteilt und vor Skeletor versteckt. Seine übermenschlichen Kräfte verlieh ihm sein Brustgurt, der zugleich auch ein schützendes Kraftfeld erzeugte, um He-Man resistenter gegen Verletzungen zu machen.
Einen groben Blick in die Zukunft warf Glut dann noch im Heft
King of Castle Grayskull. Hier führte er die Legende ein, dass derjenige König der Burg sein werde, der beide Hälften der Zauberschwertes verbindet. Zum Ende der Geschichte erfährt der Leser, dass es sich dabei eines Tages um He-Man selbst handeln wird. Mit diesen Informationen entstand das erste Masters Universum, welches aber nicht lange Bestand hatte.
Abbildung
: He-Man in den ersten Minicomics, 1982.
Das abgeblasene Origin von Whitman Comics
Schon während die ersten Figuren erhältlich waren, verfolgte Mattel offenkundig weitere Pläne, unter anderem für eine Comicserie. Bevor aber der DC Verlag zum Einsatz kam, wurde bei
Whitman Comics ein Heft vorbereitet, das He-Man in eine völlig andere Richtung führte. Hier mußte der junge und überaus schmächtige Sohn eines Schäfers erleben, wie Skeletor und dessen Dämonen seine Siedlung angriffen. Chancenlos wurde er selbst von Pfeilen getroffen. Der zufällig vorbeikommende Man-At-Arms brachte den Schwerverletzten zu einem alten Mann, der den Schäferssohn zur Heilung in eine uralte Maschine steckte. Diese heilte ihn aber nicht nur, sondern machte ihn zu einem regelrechten Muskelmann, fortan bekannt als He-Man.
Diese stellenweise entfernt an Marvels
Captain America erinnernde Geschichte wurde jedoch nie realisiert! Das Comic wurde nicht einmal fertiggestellt, und es ist nicht einmal völlig klar, in welchem Jahr die Arbeit daran begonnen wurde. Da Whitman Comics aber schon die ersten vier, von Donald Glut verfassten Beilagenhefte produziert hatte und die Zeichnungen des "Ex-Hirtensohn He-Man" auf Whitman Papier angefertigt wurden, liegt der Schluss nahe, dass die Seiten gegen 1981/82 entstanden.
Abbildung
: He-Man als verwandelter Schäfer im nie veröffentlichen Comic von 1982.
Die 1982er/83er DC Comics
Statt Whitman wurde
DC Comics mit den Masters betraut, wo auch sieben neue, den 1983 veröffentlichten Figuren beigelegene Minicomics entstanden. Besagte sieben Hefte wurden 1982 produziert und bauen noch stark auf Donald Gluts Material auf. Jedoch leben die Helden bereits in einem von einem alten König regierten Reich. Im Heft
The Terror of Tri-Klops wurde zudem erstmals und überdeutlich ein romantisches Interesse zwischen He-Man und Teela dargestellt.
Abbildung
: In den Serie 2 Minicomics von 1983 trat bereits der König auf.
Während diese Hefte also erst im Jahr 1983 mit den Figuren erschienen, veröffentlichte DC selbst schon 1982 Comics im üblichen Format. Konkret in Form zweier Zusammentreffen mit zwei Einzelgeschichten und einer dreiteiligen Serie. Die von DC selbst vertriebenen Ausgaben beschritten dabei deutlich neuere Pfade. Hier wurde erstmals das bis heute bekannte Origin präsentiert, laut dem He-Man in Wahrheit
Prinz Adam war, seines Zeichens ein rechter Weiberheld und Partylöwe. Sein Vater war natürlich Eternias König, und die Mutter eine gestrandete Raumfahrerin von der Erde.
Aber schon innerhalb der DC Hefte fanden sich Unterschiede. Aus heutiger Sicht kurios war, wie Adam sich verwandelte. So traf er einmal auf den Schurken Daemon und wurde erstmals zu He-Man, als Zoar während des Kampf hinzukam und Adam verwandelt. Seither muß der Prinz lediglich in eine Höhle laufen, um durch deren Magie zu He-Man zu werden.
Hier wurde also deutlich schon vieles von dem eingeführt, was bald darauf durch die Zeichentrickserie weltbekannt wurde. Zugleich können die DC Hefte als Brücke zwischen den 1982er Minicomics und dem 1983 gestarteten Cartoon gesehen werden.
Abbildung
: Etablierung der Doppelidentität in den DC Comics, 1982/83.
Der Filmation Cartoon ab 1983
Mit dem Start der Zeichentrickserie
He-Man and the Masters of the Universe wurden die Masters zu einer weltweiten Milliardenmaschine. So wird die Doppelidentität von Prinz Adam meist mit dem Cartoon asoziiert, obwohl sie wie gerade erwähnt, bereits vorher in den DC Heften vorweggenommen wurde.
Es ist wahrscheinlich, dass man bei DC erste Exposès oder Grundideen vorgelegt bekam, die
Michael Halperin in seinem Leitfaden für den Filmation Cartoon finalisierte. Dort erzählte Halperin, wie Prinz Adam an seinem achtzehnten Geburtstag von Man-At-Arms nach Castle Grayskull geführt wird, von der Zauberin das Schwert der Macht überreicht bekommt und sich erstmals in He-Man verwandelt, um Eternia vor dem einfallenden Skeletor zu verteidigen.
Diese Ereignisse wurden jedoch niemals in der damaligen Serie selbst erzählt! Wie andere Elemente der sogenannten
Filmation Bibel wurde auch dies von den Autoren der Zeichentrickfolgen ignoriert. Damit gehört die Schilderung von Adams erster Verwandlung im Grunde gar nicht zum offiziellen Kanon, das sie letztlich ein nicht realisierter "Vorschlag" von Halperin blieb!
Offiziell ist hingegen das tatsächlich erst hier eingeführte Konzept, dass Adam alleiniger Träger des Zauberschwertes war, mit dem er sich über die Worte "Bei der Macht von Grayskull" in He-Man verwandelte. Wie in der Folge
Into the Abyss zu sehen, ruft er damit die Macht selbst an, welche aus dem Abgrund unter Grayskull hervorströmt. In
Die Masken der Macht verschmolz das Zauberschwert zudem mit dem Schwert der Ahnen.
Adam selbst wurde in der Regel als künstlerisch interessierter, gelegentlich ungeschickter und gerne auch ein wenig fauler Königssproß dargestellt, was er aber häufig auch gezielt übertrieb, um besser von seiner Doppelidentität abzulenken. Eine etwas familienfreundlichere Version als der Prinz Adam aus den DC Comics, welcher Wein, Weib und Gesang ja nicht abgeneigt war. Der Filmation Zeichentrick jedenfalls wurde fortan zum generellen Leitfaden für andere Medien. Und zwei Jahre später nochmals erweitert.
Abbildung
: Wegweisend für He-Man: Der Filmation Cartoon, 1983-85.
Ein Retcon ist das Kürzel für "retroaktive Kontinuität" und beschreibt im Prinzip eine rückwirkende Veränderung - also etwas, das ursprünglich nie so geplant war, aber im Nachhinein in eine bestehende Historie hinzugefügt wird. Und nichts anderes war die 1985 eingeführte
Princess of Power.
Dass He-Man ein Königssohn samt irdischer Mutter war, wurde wie schon erwähnt bereits über DC etabliert und mit dem Cartoon gefestigt, indem seine Eltern lediglich optisch verjüngt wurden. 1985 aber wollte Mattel expandieren und einen He-Man speziell für Mädchen hinzufügen. Anfangs sollte
She-Ra dabei noch einfach als He-Mans Freundin präsentiert werden. Letztlich aber machte man sie zu seiner Schwester. Dass diese nie zuvor erwähnt wurde, erklärte man im Zeichentrick durch ihre Entführung als Säugling und einen anschließenden Vergessenszauber ("it?s magic!").
Damit war He-Man nun also nicht länger ein Einzelkind, sondern Teil der
Twins of Power, die auch noch zufällig am 24. Dezember irdischen Datums ihren Geburtstag feiern. Interessant ist auch, dass anfänglich lediglich Man-At-Arms, die Zauberin, Orko und natürlich Cringer/Battle Cat von Adams Doppelidentität wissen. Im Lauf der Serie aber wird enthüllt, dass auch Zodac darüber Kenntnis hat und Königin Marlena mit großer Wahrscheinlichkeit vom Geheimnisses ihres Sohns weiß. Da Adoras Doppelleben Madame Razz, Light Hope und Kowl bekannt ist, dürften selbige auch über ihren Bruder Bescheid wissen. Letztlich war He-Mans Geheimnis also zum Ende der
She-Ra Serie nicht mehr ganz so geheim. Und damit war der Filmation Canon gewissermaßen abgeschlossen.
Abbildung
: Erst eine nachträgliche Ergänzung: He-Mans Schwester, 1985.
He-Thor im 1984er UK Annual
Auch nach Start des Zeichentricks ließ Mattel besonders im Ausland relativ freie Bahn, wodurch die verschiedenen Autoren nicht immer konform zum neuen Filmation Origin schrieben. So geschehen auch in England, wo das
Masters of the Universe Annual 1984 einen ganz eigenartigen Weg beschritt. Der Hardcoverband war weniger Comic als klassisches "Märchenbuch", mit vereinzelten Bildern garnierten Geschichten. In einer dieser Erzählungen wird auch Adams Verwandlung beschrieben, indem er sein Schwert gegen einen Felsen schlägt. Dieses einmalige Vorkommnis erinnert überdeutlich an
Marvels Thor, wo Dr. Donald Blake einen Stock gegen den Fels schlägt und so erstmals (wieder) zum Donnergott wurde. Derartige Kuriositäten blieben aber die Ausnahme.
Abbildung
: Verwandeln wie Marvels Thor, im UK Annual von 1984.
Ladybird Bücher & Europa Hörspiele
Schon 1983 erschien in Großbritannien das erste der Masters
Ladybird Books. Hier orientierten sich die Geschichten nicht nur optisch am Filmation Cartoon. Das Buch
Der stählerne Gigant aber brachte dennoch eine neue, nur hier vorhandene Komponente ein. So wurde beschrieben, dass nur He-Man allein das Zauberschwert halten konnte; Unwürdige versengten sich die Hand.
Die deutschen Masters
Hörspiele wiederum nahmen ebenfalls die duale Identität auf, beschritten aber auch eigene Wege. Gerade in der Anfangszeit kamen dem Autor H.G Francis "Fehler" unter, wenn er die Helden in Castle Grayskull wohnen ließ oder König Randor als Teelas Vater bezeichnete, was diese wiederum zu Adams Schwester gemacht hätte. Eine Parallele zum Zeichentrick fand sich indes bereits in der ersten Hörspielfolge
Nr.1 - Sternenstaub, wo sich selbiger mit dem Zauberschwert verband, wie es ähnlich auch im Cartoon das Schwert der Ahnen getan hatte.
Vom Zeichentrick wichen die Hörspiele indes insofern ab, als dass Adam nicht faul und ungeschickt wie bei Filmation, sondern ein pazifistischer Schöngeist und Poet war. Während Adam im Cartoon grundlegend vorhandene Charakteristika übertrieb, erzählten die Hörspiele hingegen, dass der sehr wohl mutige Adam nur vorgab, feige zu sein und sich lieber mit Blumen als der aktuellen Gefahr zu beschäftigen. Hier schien He-Man der wahre Charakter zu sein, der die vermeintlichen Eigenschaften des Prinzen als Maskerade verwendet, ähnlich wie Batman nur vorgibt, dass sein alter ego Bruce Wayne ein verwöhnter Weiberheld ist.
Abbildung
: Kleine Unterschiede in den Ladybird Büchern und EUROPA Hörspielen gegen 1984.
UK Magazine
Im Lauf der Zeit erkannte man bei Mattel doch, dass sich ein genereller Leitfaden für Lizenznehmer lohnte, um den Brand "gleichgetaktet" vermarkten zu können. An diesem
Style & Licencing Guide von 1986 orientierten sich fortan auch die Macher der britischen Comicmagazine. Dennoch wurde dort gerne weitergedichtet, ergänzt oder in Details verändert. So auch bei der Erzählung um He-Mans Entstehung in Ausgabe 35 von 1987.
Wie schon in Halperins Filmation Bibel erhielt Adam auch hier in Castle Grayskull von der Zauberin das Schwert der Macht. Nun aber erschienen die Geister der sog.
Elders, welche Adam in eine zeitlose Dimension mitnahmen und dort Prüfungen unterzogen um zu sehen, ob er der Macht auch würdig sei. Als er erfolgreich zurückkehrt - auf Eternia nur wenige Augenblicke später - hat sich Adam in He-Man verwandelt und erklärt, dass er bereit ist, gegen (den noch gar nicht auf Eternia eingetroffenen!) Skeletor zu kämpfen. Letztlich also eine Abwandlung von Michael Halperins Origin-Idee mit deutlichen Unterschieden.
Abbildung
: Die UK Hefte nutzten Mattels 86er Leitfaden und dichteten gerne hinzu, wie 1987.
New Adventures Cartoon vs. Comics
1987 wollte Mattel in den USA indes den im Sinken begriffenen Masters durch das Rebranding als
Powers of Grayskull Toyline neue Vitalität geben. Die Handlungen sollten sich um He-Mans Vorfahr drehen, wobei He-Man selbst zumindest zeitweise gleichsam in die Vergangenheit reisen sollte. Nachdem man dies noch vor dem richtigen Start wieder abblies, erarbeitete das Designteam diverse Vorschläge für einen neuen He-Man, bis man sich entschied, ihn ins All zu schicken. Über die Entstehung und zahlreichen medialen Unterschiede innerhalb der
New Adventures of He-Man Ära ließe sich ein eigener Artikel schreiben, und auch in Bezug auf He-Man waren die Unterschiede bemerkenswert. Grundlegend baute das NA Material immer darauf auf, eine Fortsetzung der Vintage Masters zu sein. Dabei erlebte besonders He-Mans Doppelidentität eine Wandlung
Im ersten Material,
Mattels Minicomics, kann sich Prinz Adam erst an Bord der Starship und vor Skeletors Augen in He-Man verwandeln. Damit ist die Geheimidentität futsch, und fortan existiert nur noch He-Man. Daran wurde sich auch im europäischen Raum gehalten. Sowohl die
UK Magazine, als auch die
Ehapa Hefte ab 1989 legten Prinz Adam ad acta, wenngleich oft mit leicht abgewandelten Details in der Handlung. Wichtig zu erwähnen wäre an dieser Stelle, dass sowohl beim Ehapa Magazin als auch dem darauf basierten
Europa Sonderhörspiel He-Mans Schwert erst nach dem Kontakt mit der Kristallnadel auf Denebria seine neue Form erhielt. In Mattels Minicomic war die Waffe bereits auf Eternia ohne nähere Erklärung im neuen Design zu sehen.
Adam war damit aber keineswegs Geschichte. Im
Zeichentrick von Jetlag (1990) blieb die geheime Doppelidentität weiterhin gewahrt. Um den Bewohnern von Primus zu erklären, woher Adam kam, stellte Meister Sebrian ihn einfach als seinen Neffen vor. Wie im Filmation Cartoon verwandelte er sich bei Gefahr heimlich in He-Man. Dass dies gar nicht mehr notwendig war und nur selten zu wichtigen Handlungssträngen beitrug, spielte dabei scheinbar keine Rolle.
Abbildung
: Ein Brand, viele Canons - Die New Adventures of He-Man, 1989-1992.
Der "Son of He-Man" Pitch
Nach Ende der NA Reihe wurde es in der Öffentlichkeit still um He-Man. 1995 aber präsentierten die Mitarbeiter von Lou Scheimer Productions bei einem Meeting mit Mattel das selbst entworfene Konzept für eine Revitalisierung.
He-Ro, Son of He-Man griff eine ähnliche Idee von Mattels Designteam aus den späten 80er Jahren auf, indem die Handlung zehn Jahre nach He-Mans letztem Kampf gegen Skeletor einsetzte. Hier sollte König Randor längst in Rente gegangen sein, während
König Adam regiert. Natürlich taucht irgendwann doch wieder Skeletor auf, wodurch nun der neue Held He-Ro das Zauberschwert schwingen muß.
Während Adam mittlerweile Teela geheiratet hat, sollte sein "Sohn" allerdings lediglich adoptiert sein. Dass seine wahren Eltern Adora und Sea Hawk waren, sollte ein in der Serie lang gehütetes Geheimnis bleiben. King Adam wäre seinerseits nur noch in besonderen Fällen zu He-Man geworden können, um gemeinsam mit He-Ro gegen Skeletor zu kämpfen. Aus der ganzen Idee wurde jedoch nichts, da Mattel diesen "Pitch" ablehnte.
Abbildung
: Lou Scheimer Productions nie realisierter "Son of He-Man" Vorschlag von 1996.
Die Four Horsemen Idee zum Masters Relaunch
Erst im Jahr 2001 wurde ein Relaunch der Masters angekündigt, als Mattel die ersten neuen, von den
Four Horsemen designten Figuren präsentierte. Während dies letztlich ein tatsächlicher Neustart des Brands wurden, hatten die Horsemen aber ursprünglich eine ganz andere Idee. Ihr Konzept sah eine Fortsetzung der Vintage Geschichten aus einem Mix von 1982er Minicomics und 1983er Zeichentrick vor. Die Handlung sollte "einige Jahre später" nach den Geschehnissen des Cartoons starten.
Mittlerweile habe Skeletor beide Hälften des Zauberschwertes vereint und sei Herr über Eternia geworden. He-Man und Co. seien nun "Gesetzlose". Damit sich Prinz Adam trotzdem noch verwandeln kann, baut Man-At-Arms ihm ein neues Schwert, das die Zauberin magisch auflädt. Eternia müsse er nicht länger verteidigen sondern befreien. Diese Idee findet sich noch bei den produzierten Figuren, wo Skeletor ein teilbares Schwert und He-Mans ein neues, hochtechnisiertes Zauberschwert beiliegen hat. Mattel aber entschied sich gegen das
4Hm-Konzept und beauftragte Mike Young Productions mit einem vollständigen Neustart.
Abbildung
: He-Man in der "200X" Ära, präsentiert im Sommer 2001.
He-Man "Zweitausend-X"
Bei MYP schuf man in Folge einen Mix aus alten und neuen Ideen. Der Zeichentrick startete 2002 mit der ersten Verwandlung von Adam zu He-Man. Grundlegend übernahm man dabei das von Michael Halperin bereits 1983 entworfene aber bei Filmation nie in Szene gesetzte Szenario. Allerdings erhielt Adam das Zauberschwert hier bereits an seinem sechszehnten Geburtstag und lehnte es anfangs sogar ab. In Serie mußte er sich stets als feige ausgeben, um seine Doppelidentität zu kaschieren. Eine gewisse Faulheit wurde aus dem früheren Cartoon übernommen. Die Macht von Grayskull kam von den Elders selbst, die sich Jahre zuvor in einer magischen Kugel vereint hatten, welche nun tief unter Castle Grayskull ruhte. In den
Comics von MV Creations wurde dies aufgegriffen, indem (als Hommage an sein Origin aus dem 1987er UK Magazin) erklärt wurde, dass He-Man einen Teil der Elders in sich hören könne, der ihn wie ein Instinkt leitete.
In
Staffel 2 des MYP Cartoons wurde später auch He-Mans Vorfahr präsentiert. Dies war jedoch nicht He-Ro, wie in den 80er Jahren geplant, sondern King Grayskull, erster Träger des Zauberschwerts. Ein Koloss von Mann, war nun er der wahre Ursprung der Macht von Grayskull, welche aus ihm selbst gekommen war und bei seinem Tod in sein Schwert überging. Auch seine Mitstreiter wurden von dieser Macht durchdrungen und verwandelten sich in die bereits erwähnten Elders.
Darüber hinaus existierten auch weitere Ideen. So sollte früher oder später enthüllt werden, dass Skeletor der Halbbruder von König Randor und damit He-Mans Onkel war. Bezüglich She-Ra sollte Adora entweder erst noch geboren werden, oder Adams Cousine sein. Diese Konzepte wurden jedoch nie umgesetzt und sind damit innerhalb des 200X Kanons kein offizielles Material.
Abbildung
: Die Comics ergänzten den Cartoon, 2002-2004.
MotU Classics Bios & Minicomics
Erst mit Start der
Masters of the Universe Classics Toyline Im Jahr 2008 wurden etliche nie realisierte Ideen aus früheren Zeiten aufgegriffen. Wichtig anzumerken ist hier, dass die Biografien und Minicomics dieser Reihe keine simple Zusammenfassung sind, sondern einen gänzlich neuen Kanon präsentieren, in dem Mattel oft auch widersprüchliches Material aus den 80er und frühen 2000er Jahren neu vermengt und dabei verändert.
Laut den Biografien wurde Prinz Adam nun mit dem kraftgebendem Brustgurt (82er Minicomics & Filmation Cartoon) sowie einem von Man-At-Arms und der Zauberin gebauten Schwert (Four Horsemen 200X Pitch) ausgestattet, um sich in He-Man verwandeln zu können. In seinem ersten "Abenteuer" vereinte er die beiden Hälften des echten Schwertes der Macht (dessen Herkunft bei den MotU Classics könnte einen separaten Artikel ausfüllen). Auch in diesem Kanon ist King Grayskull der Ahnherr und Adora die als Baby enführte Zwillingsschwester von Prinz Adam. Skeletor wird erstmals offziell(!) als sein Onkel enthüllt, und vor ihm gab es eine ganze Reihe von He-Men, die meist das zweigeteilte Zauberschwert beschützten, bis es gemäß einer Prophezeihung vom "wahren He-Man" Prinz Adam vereint wurde.
Auch die New Adventures Ära wird hier eingebunden. Schon zuvor wurde auf Eternia Adams Doppelidentität bekannt und damit im Grunde obsolet. Als Skeletor in den Weltraum aufbricht, folgt He-Man ihm gemeinsam mit She-Ra und diversen Freunden. Jahre später stranden die beiden Erzfeinde auf Trolla, wo He-Man eine üble Narbe im Gesicht erhält, und Skeletor vermeintlich stirbt. Wie es dann weitergeht, ist bislang noch nicht ganz enthüllt. Fest steht aber, dass auch das
Son of He-Man Konzept verändert zum Einsatz kommt. In der MotU Classics Version regiert jedoch King He-Man, der die Adam Identität abgelegt hat, und der neue He-Ro ist tatsächlich sein leiblicher Sohn. Während dieser das Zauberschwert nun trägt, benutzt He-Man fortan das von Man-At-Arms damals gebaute, nun rostige "Techno-Schwert".
Wie schon gesagt ein bunter Mischmasch aus allen möglichen verschiedenen Kanons und sogar nie umgesetzten Ideen allen bisherigen Materials. Ähnlich wird auch mit den aktuellen Comicserien verfahren, wenngleich nochmals etwas radikaler.
Abbildung
: He-Man in der Masters of the Universe Classics Toyline, 2009-heute.
DC Comics ab 2012
Ab Mitte 2012 starteten bei DC neue Masters Comics, deren Kern die mittlerweile fortlaufende Serie
He-Man and the Masters of the Universe ist. Auch hier ist Prinz Adam der Nachfahre von King Grayskull und Neffe von Skeletor. Zu He-Man wurde er aber nicht an seinem Geburtstag, sondern in einer "beliebigen" Nacht, nämlich
im direkten Kampf gegen Skeletor, der das Zauberschwert im Königspalast suchte. Damit dürfte He-Mans Doppelidentität erstmals von Beginn an allgemein bekannt sein! Stärker als bisher wird hier auch betont, dass die Erzfeinde im Grunde eine Familienfehde austragen, wie eine alte Prophezeihung verheißen hat. Auch seine Schwester Adora existiert in diesem Canon, wenngleich He-Man nicht zu ihr geschickt wird, sondern sie im Zuge einer Invasion selbst nach Eternia kommt.
Kurios ist der Ursprung von He-Mans Kräften. Wie er selbst erklärt, kommt die Macht aus ihm selbst und wird durch das (von King Grayskull im Feuer des Star Seed geschmiedete) Zauberschwert lediglich freigesetzt. Der
"New DC" He-Man scheut sich indes nicht, seine Gegner auch schwer zu verletzen oder sogar zu töten. Ein absolutes Novum in seiner gesamten Laufbahn. Mittlerweile ist er auch de facto König von Eternia geworden, da sein Vater allem Anschein nach tot ist.
Hier ist deutlich zu erkennen, dass die neuen DC Hefte weder einen vorausgegangenen Canon fortsetzen, noch innerhalb der MotU Classics Historie spielen. Vielmehr handelt es sich um eine weitere, gänzlich neuen Kontinuität, die bekannte Elemente lediglich als grobe Basis benutzt, um sie mit neuen Wendungen frisch aufzubereiten.
Abbildung
: Verschiedene Designs in den neuen DC Comics, 2012-heute.
Damit wären wir also vorläufig am Ende angekommen. Letztlich eine ganze Menge an verschiedenen, sich mal stärker, mal nur im Detail voneinander unterscheidenden Canons. Und selbst die nie umgesetzten Konzepte sind nur ein geringer Teil von unzähligen Ideen, die über viele Jahre hinweg am Reissbrett geschaffen und dann doch nur in der Schublade belassen wurden. Eines war, ist und bleibt He-Man aber in jeder Historie: Der
Most Powerful Man in the Universe!