Obwohl sie seinerzeit ihre eigene Spinoff-Toyline anführte, wird He-Mans Schwester She-Ra seit den
Masters of the Universe "200X" meist einfach in die MotU Kernreihe integriert. Entsprechend wurde auch eine Origins Version im Jahr 2019 als Power-Con Exclusive vorgestellt - im typischen
Princess of Power Spielzeuglook mit Stoffkleidung und Haaren aus Kunstfasern. Ein durchaus nachvollziehbares Angebot von Mattel für Hardcoresammler, zudem in nostalgischer PoP-Verpackung. Erstaunlich war aber, dass schon wenig später auch eine reguläre Version für Wave 3 der Basic-Figures angekündigt wurde. Denselben Charakter in zwei Versionen so dicht beieinander zu planen, weckte bei manchem Sammler ungute Erinnerungen an zahllosen Varianten der frühen 2000er Jahre. Tatsächlich aber war die Power-Con Version ein Exclusive im klassischen Sinne, als Sammler noch keine Sonder-Editionen brauchten, um jeden Charakter einer Toyline zu besitzen. Jedenfalls zählte She-Ra auch zu den ersten Figuren, die viele Leute überhaupt im deutschsprachigen Einzelhandel vorfanden. Denn erst Wave 3 wurde vollständig und in "größerem" Umfang in
Müller Filialen angeboten.
Abbildung
: Links & Mitte: She-Ra Power-Con Exclusive. Rechts: Reguläre Figur mit Axtkamm
Verpackung & Minicomic
Das übliche Origins Packungsdesign wurde beibehalten, ebenso wie die wenig rühmliche Tatsache, dass nur die US-Version sämtliche Texte, Logos und (im Minicomic) Sprechblasen enthält. Um She-Ras Ursprung und Zugehörigkeit zu verdeutlichen, wurde das
Princess of Power Logo auf den Blister geklebt. Fast möchte man Mattel hier Absicht unterstellen, dass der Sticker "zufällig" just die unschönen Kniegelenke verdeckt. Die Figur selbst trägt ihre Tiara und füllt auch aufgrund des Umhangs den breiten Blister recht gut. Auf der Rückseite sind zu den Figuren erneut auch
He-Man und
Skeletor abgebildet, die nach wie vor dauerhaft angeboten werden. Neben der Beweglichkeit wird darauf hingewiesen, dass She-Ras Tiara umgedreht werden kann, um als Maske zu dienen (wer sich wundert: die Vintagefigur verwandelte sich auf diese Weise von Adora zu She-Ra).
Das Aktionsmotiv zeigt, wie She-Ra die Horde konfrontiert. Klingt wenig überraschend, bietet aber eine Fülle an Referenzen. So werden Hordak, Mosquitor und die Horde Trooper gezeigt, welche alle binnen eines Jahres auch als Figuren angekündigt wurden. Dass die Szenerie auf Etheria spielt, zeigen die Flüsternden Wälder. Diese sind inklusive Light Hope dargestellt wie das in den 80er Jahren geplante aber nie erschienene PoP-Playset. Und zu guter Letzt ist auch noch Loo-Kee im Bild versteckt. Für die vier neuen Figuren hat Mattel ein weiteres Minicomic namens "Dimensional Doom" produziert, welche an den Cliffhanger des letzten Heftes anschließt. Bei den ersten Exemplaren fehlend, später aber vorhanden, ist zudem ein simples Faltblatt, welches zeigt, dass die Figur demontiert werden kann. Ob Mattel hier endlich auf diese Funktion hinweisen will, oder einfach Beschwerden wegen vermeintlich kaputter Figuren vorbeugen wollte, ist unbekannt. Die reine Existenz des Zettels ist aber ein großer Fortschritt.
Modellierung
Viele Sammler hatten hier sicherlich eine Adaption des bekannten Zeichentrick-Looks erwartet. Mattel blieb aber dem Konzept der Reihe treu und adaptierte stattdessen She-Ras altes Spielzeug-Design. Dementsprechend sieht die Kleidung aus, welche immerhin detailreichere Stiefel erhalten hat. Während etliche Teile neue gestaltet wurden, sind die Knie leider nicht optimiert worden. Die Unterarme wiederum stammen von den
"Warrior Goddess" Figuren. Das verwundert anfangs, passt aber erfreulich gut zum Design der Figur. Tiara und Gürtel sind mit glitzernden Stickern versehen und aus Plastik gefertigt. Umhang und Rock hingegen bestehen aus Stoff. Dies ist durchaus eine Ernüchterung, nachdem der einstige Stoffumhang von
Scare Glow in Plastikform adaptiert wurde. Auch wenn ein Plastikcape die Figur vielleicht schlechter stehen lassen würde, wirkt She-Ra durch die Stoffpartien deutlich mehr wie eine Mädchenpuppe. Zudem wellt sich der Rock gerne, während das Cape oft nicht ideal sitzt. Auch dürfte sein Gummihalteband auf Dauer ausleiern.
Schon, um besser zu den anderen Figuren zu passen und die Figur klarer von der Power-Con Version abzuheben, hätte Mattel besser aus Stoff verzichtet. Denn auch wenn das Design grundlegend gelungen ist, muss She-Ra ohnehin deutlich um die Gunst jener Sammler kämpfen, die He-Mans Schwester ohnehin im Grunde nur im Cartoonlook akzeptieren wollten. Tatsächlich ist die reguläre She-Ra nahezu identisch mit dem Exclusive, das ebenfalls Stoffpartien besitzt. Einzig der Kopf wurde umgestaltet und glücklicherweise mit einer Haarpracht aus biegbarem Plastik versehen. Selbige zeigt sehr schön herabfallende, sich lockende Strähnen. Das Gesicht ist eine Adaption des Ausdruck der Vintagefigur. Dementsprechend ist natürlich keine Ähnlichkeit zum deutlich beliebteren Filmation Portraits gegeben. Dennoch sind die Gesichtszüge hübsch geschnitten und nicht schlechter, als bei anderen Figuren.
Bemalung
Für die Goldpartien hat Mattel nochmals einen helleren Gelbton benutzt als noch bei Teela. Dennoch ist die Farbe nicht gold-glänzend, sondern matt gehalten. Das mag konsequent sein, lässt die Figur samt Zubehör jedoch billiger wirken, als sie es verdient hat. Auch der Edelstein im Anzug ist einfach blau bemalt, wo die Vintagefigur noch einen glitzernden Stein aufgeklebt bekommen hatte. Immerhin aber sind alle Farben einschließlich des weißen Bodys sehr hell und kräftig, wodurch She-Ra gegenüber anderen Figuren nicht untergeht. Das farbliche Highlight ist in erster Linie der Kopf. Das Gesicht ist in der Regel sehr exakt bemalt. Das leichte Lächeln wird ebenso betont, wie die blauen Augen, der Augenbrauen einen freundlichen, aber entschlossenen Ausdruck suggerieren. Dies ist eine klare Verbesserung gegenüber der damals eher ausdruckslosen Vintagefigur.
Beweglichkeit
So kritisch die Stoffkleidung bewertet wird, immerhin schränkt sie die Bewegungsfreiheit nicht ein. Sowohl die Arme als auch die Beine lassen sich uneingeschränkt positionieren. Über die urhässlichen Kniegelenke wurde bei
Teela schon eingehend kritisiert, bieten zugegebenermaßen aber immerhin umfangreiche Beweglichkeit. Dank der biegbaren und nicht allzu schweren Haare lässt sich auch der Kopf problemlos in nahezu alle Richtungen positionieren. Generell lässt sich feststellen, dass sämtliche Gelenke stabiler wirken als bei den vorherigen Figuren. Zwar werden auch hier Hand- und Fußgelenke bei anhaltendem Gebrauch ausleiern. Dies aber langsamer als bisher, zumal sich eventuelle Probleme weiterhin per Heissluft (Partie anwärmen, festdrücken, mit Kaltwasser aushärten) beheben lassen.
Wie schon erwähnt, liegt zumindest der zweiten Produktonswelle endlich auch ein gefalteter Handzettel bei, der auch die demontierbaren Partien hinweist. Das "Mix ?n? Match" Prinzip ist auch bei She-Ra problemlos umsetzbar. Die Körperteile sitzen fest genug, um nicht von selbst abzufallen, lassen sich aber mit relativ wenig Kraftanstrengung lösen. Vorteilhaft ist dabei, dass Gürtel und Rock separat gefertigt sind, wodurch beide Teile unabhängig voneinander genutzt werden können. Schwieriger ist es natürlich mit der Tiara, deren Halteklammer für She-Ras Kopf konzipiert ist und selbst dort nicht allzu fest hält, wenn sie zur Maske umgedreht wird. Dafür ist der Kopf erstaunlich gut geeignet, um für eine blondhaarige Teela zu dienen.
Zubehör
Während She-Ras Tiara/Maske eher Teil des Outfits ist, liegen zwei Waffen bei. Das Zauberschwert - oder Schwert des Schutzes - ist ebenso wie der Schild aus demselben goldgelben Material gefertigt. Der Edelstein auf beiden Waffen ist blau aufgemalt, was abermals nicht so beeindruckend wirkt, wie die aufgeklebten Steine früherer She-Ra Figuren. Interessanterweise wurde das Schwert nicht von der Vintage-Form übernommen, sondern in ihrer Grundform an He-Mans Schwert angelehnt. She-Ras Waffe ist jedoch deutlich kleiner und kürzer. Das mag besser zu den Proportionen der Figur selbst passen, lässt das Schwert aber auch mickriger aussehen. Der Schild indes wird nicht an den Unterarm geklemmt, sondern besitzt einen Handgriff.
Sowohl das Schwert als auch der Schild unterscheiden sich weder in Form noch Farbe von den Waffen des Power-Con Exclusives. Was der regulären Figur aber fehlt, ist der Axtkamm. Selbiger liegt nur dem Exclusive bei, ist aber tatsächlich nicht neu sondern ein Repaint. Ursprünglich lag diese Waffe bereits im Jahr 2010 der
MotU Classics She-Ra Figur bei. Vielleicht wurde der Kamm deshalb nicht für die Basic Figur adaptiert, obwohl er noch auf Werbefotos zu sehen war. Vermissen wird ihn letztlich aber wohl ohnehin kaum ein Sammler.
Fazit
She-Ra ist für sich gesehen eine gar nicht unansehnliche Figur. Ihr Problem liegt einfach in der Umsetzung mit Stoffpartien und einem für viele weniger gewünschten Design. So ist ausgerechnet die Prinzessin der Macht die unpopulärste Figur der dritten Basic-Wave, der man eine künftige Adaption näher am Geschmack der Zielgruppe wünscht.
Seb besitzt bis heute keine Vintage She-Ra. Zuletzt schnappte ihm seine eigene Tochter ein Exemplar unter der Nase weg, welches sie bis heute strengstens hütet und jegliche Leihgabe verweigert. Aber irgendwann wird sie mal ausziehen oder Geld brauchen, und dann schlägt Sebs Stunde!
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