Die Bezeichnung ?Anti? findet man nicht selten im Zusammenhang mit einem negativen Gegenstück, das gilt nicht nur für den Antichrist. Von daher wird einem schon beim Titel klar, dass es sich bei Anti-Eternia sicherlich um keine besonders freundliche Welt handelt. Schon alleine das Cover flösst dem Betrachter eine gehörige Portion Schauer ein. Darauf befindet He-Man sich in einem erbitterten Kampf gegen einen schwarzen Nebel, aus dem sich ein abscheulicher Totenschädel schält, dessen knochigen Klauen nach dem Helden greifen.
Kassettencover
Verblüffende Ähnlichkeit: Cover von Minicomic "The Vengeance of Skeletor"
Die Story im schnellen Überblick
Skeletor hatte es geschafft: Er fand einen Weg, den Zugang zu öffnen zu einer der schrecklichsten Welten die man sich vorstellen kann! Damit löste er ein Chaos aus, dessen Folgen er in seinem unerbittlichen Hass nicht vorhersehen konnte ? und wollte. Die Masters sahen sich mit Gegner konfrontiert, die ihnen in allen Belangen ebenbürtig waren. So sahen sie keine andere Lösung als sich mit ihrem schlimmsten Erzfeind zu verbünden... doch ob damit Eternia zu retten war?
Rezension
Dies ist eines der wenigen Male, in denen Autor H.G. Francis auf eine bereits bestehende Story zurückgegriffen hatte. Zumindest basiert Anti-Eternia in den wesentlichen Grundzügen auf der MotU-Story ?Das Ende der Welt? aus dem Interpart Comic Magazin Nr.1 (1984). Darin gelang es Skeletor, die Kontrolle über den Höllenstern ?Antiwelt? zu erlangen, welcher Eternia vernichten sollte. Ganz so lief es im Hörspiel allerdings nicht ab, denn während Skeletor im Comic bereit war, aus Hass über He-Man und die Masters den ganzen Planeten zu zerstören, will er hier natürlich weiterhin die Herrschaft über Eternia übernehmen.
Hol Dir dein neues ?Anti-Eternia? -Avatar!
Alles begann in Snake Mountain, der Burg Drachenstein. Der Herrscher des Schattenreiches hatte seine letzte Niederlage bereits überwunden und plante nun eine der schrecklichsten Gefahren heraufzubeschwören. Beast-Man, der Knecht der Unterwelt, traf bei der Suche nach seinem Herrn und Meister auf Trap Jaw, den Leibwächter des Bösen. Dieser offenbahrte ihm, was es mit Skeletors Plan auf sich hatte. Fast alles hat zwei Seiten im Universum. So gibt es den Tag und die Nacht oder Himmel und die Hölle. Und auch von Eternia gab es ein Gegenstück ? eben Anti-Eternia, ein Planet des Schreckens! Mit Hilfe des verbotenen Experiments schuf Skeletor einen Weltenwandler. Dieser vermochte es, das Tor zu jenem Höllenplaneten zu öffnen. Bald schon sollten die grässlichsten Ungeheuer herübergelangen und die Giganten des Universums in die Knie zwingen.
Hier wäre es sehr interessant gewesen, mehr über das besagte ?verbotene Experiment? zu erfahren. Woher wusste Skeletor davon und wie war es ihm möglich gewesen, den Weltenwandler zu konstruieren? Leider wurde darauf nicht weiter eingegangen. Meistens hatten sowohl die Dämonen als auch die Helden ihre Informationen aus alten Schriften oder Legenden, dies wird in diesem Fall wohl nicht anders gewesen sein. Das jedoch bleibt eines der unzähligen Mysterien auf Eternia. Während das Unheil nahte, feierten die Bürger von Eternis, der Hauptstadt von Eternia, ein grosses Fest. Teela bereitete einen grossen Wettkampf vor, in dem alle Teilnehmer ihre Kräfte messen konnten. Im Interpart-Comic nannten sie es das Fest aller Feste ? das Fest des Friedens. Auch hier wurden also enge Parallelen deutlich. In beiden Geschichten war Adam nicht sehr glücklich über diese Feierlichkeiten. In gedruckter Form machte der Prinz sich Gedanken darüber, wie er sich über ein Fest ihm zu Ehren (also seinem Alter Ego) freuen sollte. Es kam ihm wie Prahlerei über die eigenen Erfolge vor. Im Hörspiel war es der Wettkampf, welcher ihm angeblich nicht zusagte. Lieber wäre ihm ein Konzert der Geigenspieler von Tekra gewesen, über die mehr zu erfahren sicherlich amüsant gewesen wäre.
Mittendrin in den Gedanken empfing Adam plötzlich der telepathische Ruf der Zauberin von Grayskull. Dies schien ihm einige Schmerzen zu bereiten, wobei es das erste und letzte Mal war, dass ein solch mentaler Ruf unangenehme Nebenwirkungen hatte.
Nachdem er Teela mal wieder erfolgreich abgewimmelt hatte, verwandelte er sich und Cringer in He-Man und Battle Cat. Gemeinsam brachen sie auf nach Castle Grayskull.
Bevor sie jedoch die Burg erreicht hatten, warfen sich ihnen die Schergen Skeletors auf sie: Beast-Man, Tri-Klops und Trap Jaw. Letzterer feuerte sofort erbarmungslos mit seinem MG auf He-Man, während der dreiäugige Spion seltsamerweise ein Strahlengewehr benutzte. Weshalb er nicht sein Laserauge nutzte war fraglich. Doch trotz gemeinsamen Einsatzes konnten die drei nicht verhindern, dass He-Man sich Zutritt verschaffte in die Burg der Zeitlosen. Im Heft übrigens, war es nur ein Gegner, der den Weg versperrte, nämlich Whiplash. Da dieser jedoch noch nicht in der Hörspielserie eingeführt wurde, griff man auf die bewährten Helfershelfer zurück.
Im Inneren Grayskulls berichtete die Zauberin von Skeletors teuflischem Vorhaben und erklärte, dass sich Eternias grausames Spiegelbild im Universum der Finsternis befindet, an der gleichen Stelle wie das Original. Die Monster dieser Welt seien so grauenvoll und mächtig, dass sie Tod und Verderben über sie alle bringen würden. Mit Hilfe eines magischen Beobachtungsgerätes gewährt die Zauberin dem Helden einen Blick auf die Antiwelt.
Diese Szene liess den Hörer schon sehr frösteln. Unheimliche Laute, Monstergeheul und eine sehr bedrückende Musik liessen ein Horror-Bild vor dem Auge des kindlichen Zuhörers entstehen. Der Erzähler beschrieb recht detailliert, was He-Man zu sehen bekam: Fürchterliche Kreaturen von niegesehener Kraft und Grösse ? und sie alle bewegten sich auf eine riesige flimmernde Öffnung zu. Es war das Tor nach Eternia! Die schlimmste Gefahr jedoch schien eine hünenhafte schwarze Gestalt zu sein. Dies war kein anderer als He-Man?s dunkles Gegenstück aus der Antiwelt, dessen schwarze Zauberkraft aus einer strahlend weissen Festung mit einem Engelsgesicht stammte: Anti-Grayskull.
Hier stellt sich natürlich die Frage, ob nur die Zauberin die Burg und die Personen so nannte oder ob die wirklich alle so hiessen. Wenn letzteres der Fall wäre, müsste den Bewohnern Anti-Eternias schon immer klar gewesen sein, dass sie lediglich die Gegenstücke zu den Originalen darstellen. Diese Vorstellung entbehrt nicht eines gewissen Amusements, jedoch wollen wir mal annehmen, dass sie auch eigene Namen besassen.
Dadurch, dass Skeletor seine drei Kämpfer auf He-Man gehetzt hatte, war diesem klar, dass der Herr des Bösen sich noch Zeit verschaffen wollte. Es war also noch nicht zu spät, dem Vorhaben Einhalt zu gebieten. Dachte He-Man zumindest. Vor der Burg jedoch kam es zu einer Konfrontation mit einem Geschöpf Skeletors. Dies hätte schlimm ausgehen können für Eternias grössten Helden. Zunächst zogen düstere Wolken auf, dann vernahmen sie ein heftiges Beben und Poltern. Schliesslich erblickten sie den Verursacher: Ein riesiger Büffel, dessen Augen Feuer sprühten. In einem heftigen und aussichtslosen Kampf erkannte He-Man schliesslich, dass er keine Chance hatte gegen den mächtigen Gegner! Dies war eine Premiere: Er hatte einen Gegner gegen den sein Zauberschwert nichts ausrichten konnte und es musste ein guter Freund aushelfen. Denn nur dank Ram-Man, der rechtzeitig auftauchte und das Untier mit Rammstössen eindeckte, konnte der Büffel zurückgeschlagen werden. Sind Ram-Man?s Attacken also tatsächlich stärker als He-Man?s Schläge? Scheint so.
Später in Eternis wurde deutlich, dass sich unter den Bewohnern bereits Unruhe und Angst ausgebreitet hatte. Die ersten Anzeichen der Antiwelt hatten Eternia bereits erreicht. Noch niemals zuvor zogen derart schwarze Wolken am Himmel auf. Jegliches Licht wurde geschluckt und aus den Wolken bildeten sich hässliche Fratzen. Blitz und Donner entluden sich über der Stadt. Schliesslich brach eine Panik aus! Der schwarze Nebel griff die Bevölkerung an. Die Masters kämpften tapfer und auch die Leibgarde des Königs warf sich in die Schlacht. Allen zusammen gelang es tatsächlich den ersten Angriff abzuwehren.
Hol Dir ?Anti-Eternia? auf deinen Desktop!
1024x768 1280x1024Made by Lutz Schmierbach
Doch dies war nur der Anfang. Wenig später starteten He-Man und Man-at-Arms einen Erkundungsflug im Wind Raider. Plötzlich begegneten sie einem anderen Fluggerät, allerdings ganz in schwarz. Darin sass das Gegenstück zum Waffenmeister. In einem Gefecht fingen beide Maschinen Feuer und die Freunde mussten notlanden. Am Boden tauchte noch ein böser Orko auf, dessen magische Kräfte glücklicherweise auch nicht besser waren als sein Original. Daher suchte er sein Heil schnell in der Flucht.
Als sie es am wenigsten erwartet hätten, kreuzte schliesslich auch Skeletor auf. Doch der Verantwortliche für das Chaos auf Eternia hatte nicht die Absicht zu kämpfen. Der ehemalige Herr des Bösen musste sich eingestehen, dass er einen Fehler begangen hatte. Die Monster der Hölle und Anti-He-Man hatten ihn aus Snake Mountain vetrieben! Und alleine würde er nicht das geringste ausrichten können. Deswegen bot er den Masters eine Zusammenarbeit an. Er unterbreitete ihnen, dass sie die Maschine (den Weltenwandler) zerstören mussten um die Bedrohung nach Anti-Eternia zurückzuschicken. Entgegen Man-at-Arms? Bedenken ging He-Man auf das Bündnis ein. Was blieb ihnen sonst für eine Wahl?
So schlichen sie sich zur Burg Drachenstein. Dort stiessen sie schliesslich auf Anti-He-Man, der sein Gegenstück sogleich zum Kampf herausforderte. Der ging darauf ein um für die nötige Ablenkung zu sorgen, damit Skeletor und Man-at-Arms unbemerkt in die Festung eindringen konnten.
Beim Duell der Giganten sprachen beide Kämpfer ihre Zauberformeln. Hierbei ist interessant, dass Anti-He-Man folgendes sagt: ?Bei der Macht von Hölle Grayskull!? Allerdings hört es sich auch an wie ?Helle?. Entweder spricht Norbert Langer es nur etwas undeutlich aus ? oder im Skript stand z.B. ?Hell Grayskull?, also das englische Wort für Hölle. Das wäre am plausibelsten. Wie dem auch sei, in beiden Fällen hätte Langer mal einen sprachlichen Schnitzer drin gehabt, was ihm durchaus mal zu verzeihen wäre. Die Bezeichnung der Burg bekräftigt auf jeden Fall die Vermutung, dass auf Anti-Eternia eigene Namen existieren.
Als der Kampf auf dem Höhepunkt angelangt war und keiner der beiden einen Vorteil errungen hatte, verschwand das böse Gegenstück plötzlich, ebenso wie Anti-Orko und die Monster der Hölle! Skeletor und der Waffenmeister hatten es tatsächlich geschafft, die Maschine zu vernichten. Somit wurde die Gefahr in letzter Sekunde gebannt.
Fazit
Diese Folge hat es auf jeden Fall verdient als Halloween Review zu erscheinen. Denn neben der durchweg düsteren Atmosphäre und der Grundstory über den Höllenplaneten bietet Anti-Eternia einige Highlights der gesamten Serie: Der gruselige Blick auf die Anti-Welt, die Attacke des mächtigen Büffels mit Ram-Man?s grossem Auftritt, die beklemmende Stimmung in Eternis als der schwarze Nebel auftauchte und schliesslich auch Skeletors Eingeständnis einen Fehler gemacht zu haben. Der Spannungsbogen wurde perfekt aufgebaut, ähnlich wie es den Machern schon bei der
Folge 2 ? Das Todestor gelungen war.
Der Anfang jedoch begann noch relativ schwach, als Trap Jaw dem Herrn der Bestien ausführlich erklärte, was Anti-Eternia denn wäre. Die Information an sich war natürlich notwendig um dem jungen Zuhörer verständlich zu machen worum es ging. Doch mit der Zeit wirkt die Unterhaltung heute etwas langweilig und hölzern, vor allem durch Beast-Man?s naive Fragerei. Doch das ist schnell vergessen, spätestens als die beiden endlich Skeletors Werkstatt betraten.
Und genauso ist es mit dem Ende dieser Folge. In Anbetracht der gelungenen Unterhaltung in hoher Qualität erscheint der Ausklang wieder etwas schwach. Im Sinne von ?Hauptsache wir sagen noch ein paar Zeilen und Orko darf noch etwas albern sein?. Vielleicht um das Ganze nochmal etwas aufzulockern? Ansonsten wären eventuell noch Beschwerden besorgter Eltern eingegangen, da ihre Kinder schlecht träumten.
Aber Hauptsache ist doch, dass Anti-Eternia im Ganzen gehört mit zu den spannendsten Abenteuern gehört, das den Fans im Laufe der Jahre präsentiert wurde! Wie schon erwähnt fanden auch Musikstücke Verwendung, die das Scary Feeling wirksam unterstützten. In keiner Folge sonst wurden sie eingespielt.
Eine Frage drängt sich noch auf, während man diesem Abenteuer lauscht: Gab es wohl auch einen Anti-Skeletor auf dieser Höllenwelt? Einer der mit seinen treuen Freunden ?Light Snake Mountain? bewohnt, das Gegenstück zu Hell Grayskull? Auch dies bleibt wieder für alle Zeiten unbeantwortet.
Mehr Reviews über Hörspiele:
#10 ? Das Geheimnis der Mystic Mountains
#9 ? Die Ebene der Ewigkeit
#8 ? Der Baum der sterbenden Zeit
#7 - Doppelgänger
#6 ? Im Kerker Skeletors
#5 ? Höhle des Schreckens
#4 ? Der unbezwingbare Drache
#3 ? Sturm auf Castle Grayskull
#2 ? Das Todestor
#1 ? Sternenstaub
#0 ? Die Giganten des Universums
EUROPA - Eine Firma schreibt Geschichte Teil 1
EUROPA - Eine Firma schreibt Geschichte Teil 2