Dass die Dinge auf Eternia etwas anders verlaufen, wird jedem Betrachter schon binnen weniger Sekunden klar. Das schließt selbst die Reittiere ein, welche sowohl bei He-Man als auch Skeletor, Riesenkatzen waren. Pferde hingegen traten eher selten auf; zumeist als Reittiere Teelas, aber häufig auch in Form eines Einhorns. Erstaunlich angesichts dessen, dass Mattel durchaus in der Lage gewesen wäre, ohne großen Aufwand z.B. einen braunen Hengst für He-Man zu produzieren; immerhin gab es auch in der "Barbie" Produktpalette so manchen Gaul, der als Vorlage hätte dienen können. Vielleicht war aber auch genau das ein Argument gegen Masters-Pferde. Nur allzu oft schreibt man gerade vielen Mädchen eine gewisse Form von Pferdevernarrtheit zu, was sogar bereits unter psychologischen Gesichtspunkten untersucht, und unter anderem auch den Erfolg der "Wendy" Magazine, unzähliger Pferderomane sowie eben entsprechendem Spielzeug begründet wurde. Möglicherweise hatte man deswegen seinerzeit bei Mattel Bedenken, dass ein MotU-Streitross eher als Mädchenspielzeug von Jungen abgelehnt werden würde, auch wenn z.B. bei Playmobil sehr wohl Pferde bei Reihen wie den Rittern, akzeptiert wurden. Was auch immer in den Köpfen der Mattel-Oberen vor sich ging, die Lösung kam schließlich in Gestalt von Stridor, dessen mechanisches Design alles andere als "mädchenhaft" wirkte.
In der Tat ist die Idee des Robotpferdes als überaus clever einzustufen, da das Design eine gut gelungene Brücke zwischen den eher barbarischen Fantasy-Elementen und den technisierteren Science Fiction Einflüssen der Masters schlägt. Stridor wirkt nicht glatt poliert und "unterkühlt" sondern eher wie ein Mechanik-Konstrukt das aus verschiedensten Materialien in Man-At-Arms? Werkstatt zusammen gehämmert wurde. Details in der Modellierung wurden vorteilhaft eingesetzt indem beispielsweise manche Einzelteile wie mit Nieten versehen zu sein scheinen, und unterstützt wird das ganze durch einige Sticker. Bei letzteren sind besonders der Sticker der Kontrolleinheit und an der Rückseite des Sitzes zu erwähnen. Jawohl, Sitz, denn ein Sattel ist als solcher nicht vorhanden! Stridor wurde stattdessen mit einem richtigen Sitz samt Rückenlehne versehen, in welchen eine durchschnittliche Masters Figur recht gut Platz findet und auch ohne Haltegriff ordentlich sitzt. Ein Sattel wäre auch überhaupt nicht machbar gewesen, da das Robotpferd sehr viel größer als eine Figur und ebenso breit ist.
Auch an Zubehör wurde gedacht, welches aus insgesamt vier Einzelteilen besteht, die allesamt aus rotem Weichplastik gefertigt wurden. Das wäre zunächst ein Pferdeschwanz, der zwar recht ordentlich aussieht, als Simulation von Haaren aber wenig überzeugt. Der Schweif wird an der Rückseite befestigt, ist drehbar und kann auch wieder abgenommen werden, was aber des öfteren dazu geführt hat, dass die Halterung abgebrochen ist. Als nächstes befindet sich unmittelbar vor dem Sitz an jeder Seite eine Laserkanone. Beide wurden aus der gleichen Form hergestellt, sind recht gelungen und um 90° nach oben hin drehbar. Da sie aber nicht seitlich ausgerichtet werden können, befindet sich eine seitlich drehbare (nicht abnehmbare) Heckkanone hinter dem Sattel, welche dafür sorgt dass die Helden in jede Richtung ballern können. Last but not least liegt noch eine Kappe für den mechanischen Pferdekopf bei, welche durch zwei an die Ohren modellierte Noppen fixiert werden kann und tatsächlich sehr viel besser wirkt als das "kahle" Haupt.
Insgesamt ist festzustellen, dass Stridor aus nur wenigen Einzelstücken hergestellt wurde. Kopf und Rumpf wurden aus einem Guss in braunem Plastik angefertigt und mit silbergrauer Farbe besprüht, der Sattel und die vier Beine wurden in einem hellen Orange gegossen und an den Rumpf gesteckt. Ansonsten finden sich keine weiteren Farbdetails, was auch nicht negativ auffällt (lediglich die Augen könnten noch zusätzliche Bemalung vertragen). Der größte Kritikpunkt findet sich vielmehr in der Beweglichkeit! Nur die drei Kanonen und der Schwanz sind drehbar, die Beine hingegen wurden völlig unbeweglich belassen. Zwar konnte Stridor dadurch zu einem recht niedrigen Preis angeboten werden, dennoch ist es schade, dass Mattel hier keine Gelenke angebracht hat, zudem das Robotpferd auch ansonsten kein Action-Feature aufweist.
Nachdem sich Stridor seit Erscheinen in Wave 3 sehr gut verkauft hatte, entschied sich Mattel in Wave 4 mit einem weiteren Robotpferd nachzulegen. Mit Night Stalker (dt. "Nachtläufer") erhielten nun auch die Kämpfer des Bösen ein Gegenstück zum Stahlross der Helden. Hier benutzte man kurzerhand einfach die komplette Stridorform und versah sie mit einer Farbkombination aus Schwarz und Gold, welche aufwendiger ausfiel, da nun unter anderem auch die Beine zusätzlich bemalt wurden. Die Kolorierung ist dadurch auch sehr gut gelungen und passt hervorragend zu einem majestätischen Reittier des Bösen. Die Laserkanonen und der Schwanz wurden nun violett, und zu guter Letzt erhielt Night Stalker noch neue und zahlreichere Sticker. Leider fehlt aber die Helmkappe, für die aufgrund der aufwendigeren Bemalung und größeren Zahl Aufkleber wohl kein Geld mehr zur Verfügung stand. Der Prototyp von Night Stalker hieß übrigens "Nightmare" - ein Wortspiel das im englischen sowohl "Alptraum" als auch "Nachtmähre" bedeuten kann. Unter anderem wurde dieser Name sogar noch in der deutschen Hörspielfolge 13 "Skeletors Sieg" verwendet!
Insgesamt sind Stridor und Night Stalker durchaus solide gelungene Reittiere, deren damals vergleichsweise günstiger Preis nicht wenige Eltern überzeugt haben dürfte. Dennoch bleibt die Frage, ob zumindest bewegliche Beine einen etwas höheren Preis nicht mehr als gerechtfertigt hätten. Auch Night Stalkers fehlende Kappe ist etwas ärgerlich. Nichtsdestotrotz sind diese beiden Spielzeuge nicht zuletzt aufgrund ihrer Größe recht imposant anzusehen und fügen sich schön in die Toyline ein.
Französisches Stridor in Aktion
Zusatzinfo:
Zeitweise erschien Night Stalker in Europa tatsächlich mit violetter Kappe! Diese Variante ist noch immer außerhalb der Sammlerkreise eher unbekannt und wird daher von unwissenden Verkäufern des öfteren gar nicht erwähnt. Daher kann es sich durchaus lohnen, Auktionen näher zu betrachten oder näher nachzufragen. Die französische Version weist im übrigen einen helleren Farbton auf. Stridor erschien später auch zusammen mit Fisto in einem Gift Set, während sich Night Stalker ein anderes Set mit Jitsu teilte. Vom ersten Set ist auch eine europäische Version mit Doppellogo erschienen.
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