Bilder: melkor23 | Text: Reilly
Als Mattel Mitte 2016 verkündete, ab dem darauffolgenden Jahr keine Masters-Figuren mehr zu produzieren, schlug das ein, wie eine Bombe. Gerade die Masters of the Universe Classics hatten zwar mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem nahezu jede Figur weniger Pflicht, als eher ein Bonus war. Trotz schrumpfender Sammlerschaft gab es aber nach wie vor genug Potenzial, um die Serie über Jahre hinaus mit spannenden Charakteren fortzusetzen. Dementsprechend erleichtert waren viele Fans, dass zeitgleich Lizenznehmer Super7 eine Weiterführung plante. Als Startschuss wurden die "Ultimates" präsentiert, fünf beliebte (und lange ausverkaufte) Charaktere in veränderter Weise. Da nur die Verpackung wirklich neu war, sollten sich die Figuren relativ schnell herstellen lassen und somit eine längere Durststrecke bis zu ganz neuen Charakteren überbrücken. Dennoch mussten Sammler bis August 2017 warten und teilweise auch heftige Probleme überwinden, ehe sie ihre Toys erhielten.
Verpackung
Schon seit Start der Classics-Toyline wünschten sich nicht wenige Fans auch deutlich "klassischere" Verpackungen, was eigens für die Ultimates nun umgesetzt wurde. Blister und Karte im Vintagelook sorgen schnell für ein nostalgisches Gefühl, nicht zuletzt dank der Illustrationen von Axel Gimenez, welcher auf dem Cardback sogar die Actionfeaturebilder in Form des Wechselkopf-Austäuschen nachbaute. In der "Actionszene" im oberen Drittel wurde He-Man selbst an das Originalmotiv des Vintage-Cardbacks angelehnt, aber vor eine neue Kulisse gesetzt. Im Cross-Sell-Bereich werden indes geschickterweise sowohl alle anderen "Ultimates" beworben, als auch die jeweils erste Classics- und Filmation-Wave von Super7.
Trotz des hohen Nostalgiefaktors sind die an sich schicken Verpackungen aber nicht perfekt. Das beweist ein Vergleich zur digitalen Vorlage, die während der Vorbestellphase präsentiert wurde. Die klassische Öffnung für Regalschienen wurde ersetzt durch ein kreisrundes Loch, dessen Umrandung optisch nicht gerade gut aussieht. Auch die Größenverhältnisse stimmen gegenüber dem anfänglichen Plan nicht, da Name und Untertitel extrem dicht über der Blisterkarte stehen. Mit beidem lässt sich leben. Fatal ist jedoch, dass die Verpackung nicht wiederverschließbar ist, obwohl genau damit beim Vorverkauf geworben wurde. Hier soll die Fabrik nicht das geliefert haben, was gewünscht war, und eine Nachkorrektur hätte das Erscheinen der Figuren noch weiter verzögert. Sammler ärgern sich dennoch zu Recht, da etliche Käufe auf der Annahme der Wiederverschließbarkeit basierten.
Abbildung
: Ursprünglicher Entwurf für die Verpackung
Minicomic-Imitat
Verpackungen im Vintagelook werden für viele erst durch Minicomics vollständig. Leider reichte für einen richtigen Comic das Budget nicht aus. Dafür aber ist im Blister eine Karte hinter der Figur platziert, die suggeriert, dass ein Minicomic beiliegt. Das von Axel Gimenez gestaltete "Cover" ist deutlich an das Heft
The Secret Liquid of Life angelehnt und so gut gelungen, dass man sich wünscht, hier ein richtiges Minicomic vorliegen zu haben.
Abbildung
: Der "imitierte" Minicomic
Biografie
Die Rückseite der Karte wurde genutzt, um eine umfangreiche Biografie für He-Man zu verfassen, die auf den normalen Cardbacks nie Platz gefunden hätte. Knapp die Hälfte der Beschreibung fasst He-Mans MotU-Classics-Biografie so zusammen, sodass auch Neueinsteiger ohne problematisches Wirrwarr erfahren, was He-Mans Kräfte sind und woher sie stammen. Auf dem Weg wird erstmals schlüssig beschrieben, warum He-Man kein müder Abklatsch von
King Grayskull ist, sondern Kräfte seiner Vorfahren in sich vereint und somit zu Recht der "most powerful Man in the Universe" ist. Als neues Detail wird zudem erwähnt, dass auch der originale
He-Ro einer seiner Vorfahren ist, wenngleich eine genaue Erklärung dazu fehlt. Ungelenke Dinge wie seine "Techno-Weste" werden dafür ignoriert. Schon dieser Teil der Biografie ist sicherlich einen Tick zu detailreich für "Casual-Fans", bügelt für Langzeitsammler aber einiges glatt, das in früheren Biografien mehr schlecht, als recht präsentiert wurde.
Die zweite Hälfte erzählt die Ereignisse der "Classics-Geschichte" nach weiter. So wurde Keldor nach dem
dritten Ultimate Battleground wieder zum Leben erweckt und überzeugte
King He-Man davon, Castle Grayskull wiederherzustellen. Durch die Magie von He-Man und She-Ra (die sich in Adam und Adora rückverwandelten), sowie Kräften aus dem Tempel der Macht und dem Central Tower gelang dies auch. Dies war aber eine List Keldors, um selbst an die Macht von Grayskull zu gelangen. Sein Verrat konnte verhindert werden, als sich Adam wieder in He-Man verwandelte und zu seiner Überraschung feststellte, wieder jung geworden zu sein. Aber hallo, das ist mal starker Tobak! Selbst ohne weitere Details wird hier überdeutlich, dass die Verfasser keine allzu großen Freunde der vorausgegangenen Biografien sind, da Stück für Stück der alte Status Quo wiederhergestellt wird. Das Ganze ist für sich nicht schlecht geschrieben, zeigt aber dass die MotU-Classics-Historie völlig verworren ist, wozu die neuen Ereignisse ungewollt beitragen. Sehr fein ist indes der Fanservice, da Andras aus den Marvel/Star-Comics, Lygon aus UK-Material und sogar die Reiter von Morc aus den Interpart-Magazinen Erwähnung finden.
Modellierung
Da Super7 für die Ultimate-Figuren möglichst schnell produzieren wollte, sind keine neuen Gestaltungen vorhanden, sondern alle Teile altbekannt. Als offenkundiger Unterschied zur 2008er Version trägt He-Man einen Kopf im Vintagelook, welcher ursprünglich
Oo-Larr beilag. Für die Stiefel wurde zugleich die verbesserte Version ohne sichtbare Fußknöchel benutzt. Natürlich sind auch die Schultern korrekt angebracht, während sie beim
2008er He-Man noch vertauscht waren. Nichts Neues also, aber aus bestehenden Partien optimiert. Diese mussten allerdings scheinbar doch neu hergestellt werden, wie eine unauffällige neue Gussnaht um He-Mans Bauchnabel beweist.
Bemalung
Hier treten einige Unterschiede zum "alten" He-Man auf. Generell sind die Farben gesetzter als anno 2008 und die damals "schwitzige" Haut wurde etwas matter gestaltet. Deutliche Änderungen finden sich an Gürtel und den Armbändern, wo in der Tiefe eine bräunliche Bemalung angewandt wurde und die Gürtelsteine nicht mehr rot sondern hellbraun sind. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, zumal der Farbauftrag meist punktgenau erfolgte. Nicht ganz so gut ist die Haarfarbe geraten. Auch hier wurde abgedunkelt, was He-Man nun je nach Lichteinfall fast schon hellbraun macht. Bei hellem Licht ist der Effekt zwar abgemildert, aber dennoch hätte die Fabrik eindeutig helleres gelblicheres Plastik verwenden müssen. Schade, da die übrige Farbgebung ein gelungenes Update ist.
Beweglichkeit
Für den MotU-Classics-Sammler hat sich hier wenig getan, was aber auch nicht unbedingt schlecht ist. Alle bekannten Gelenke sind vorhanden. Die große Änderung betrifft einzig die bereits erwähnten Fußknöchel, welche gegenüber dem 2008er He-Man nicht nur optisch sondern auch bei der Standfestigkeit deutlich besser sind. Auch ist die Fellhose gemäß der neueren Form innen ausgehöhlt und weich genug, um die Beine nicht mehr so stark zu behindern, wie früher. Schade ist einzig, dass keine neuen Handgelenke angefertigt wurden, um ihn ähnlich wie den
Filmation-He-Man in Verwandlungspose aufstellen zu können.
Zubehör
Neben Verpackung und Bemalung ist dies der dritte Bereich, in dem die Ultimate-Edition punktet. Fünf Waffen und zwei Wechselköpfe befinden sich im Blister, damit Sammler sich wirklich einen "ultimativen" He-Man erstellen können. Alle Zubehöre sind allerdings bekannt von früheren Erscheinungen. Komplettsammler finden insofern nichts Neues, während bisherige Cherrypicker vielleicht die eine oder andere begehrte Dreingabe endlich erhalten. Wie schon 2008 liegen He-Man wieder sein Schwert, der Schild und die Doppelaxt bei sowie eine Schwerthälfte in Anlehnung an die Vintagefigur. All diese Waffen sind dank mehrfachen Recyclings vertraut und für sich gesehen gut, auch wenn ein optimierter Schild und eine Axt mit gerilltem Griff schöne Updates gewesen wären.
Bleibt noch ein weiteres Zauberschwert, welches dem Zeichenstil von Alfredo Alcala aus den Minicomics nachempfunden ist. Diese Waffe wurde ursprünglich Ende 2015 mit He-Mans Sohn
He-Ro II angeboten und wurde hier farblich an He-Mans übrige Waffen angepasst. Ebenfalls im Alcala-Stil gestaltet ist der erste Wechselkopf, welcher wie der Ultimate-Standardkopf ursprünglich mit Oo-Larr verkauft wurde. Der zweite Wechselkopf wiederum stammte vom 2009er Standard-He-Man und gilt heute als eher unpopulär. Sein großer Vorteil ist eine - gegenüber der damaligen Erstauflage - deutlich bessere Gesichtsbemalung. Jedoch ist der Dark Wash in den Haaren zu dick geraten, was dem ohnehin zu dunkelblonden He-Man nicht gut tut.
Preis
Eine "Ultimates"-Figur kostete per Vorbestellung bei Super7 35 US-Dollar - eine Summe, die man eigentlich hatte unterbieten wollen, nur, um dann doch beim "befürchteten" Maximum anzulangen. Der Preis lässt sich immerhin durch das zahlreiche Zubehör rechtfertigen, sowie mit einer verhältnismäßig geringen Produktionsmenge und Lizenzkosten erklären. Dennoch stehen die End- und Sekundärpreise nicht nur aufgrund der - hier noch "humanen" internationalen Versandkosten in schmerzhafter Höhe. Denn während bei Super7 nur eine Vorbestellung möglich war, werden Besteller auch beim Zoll zur Kasse gebeten, sofern sie ihre Pakete überhaupt in Empfang nehmen dürfen. Die Ultimates sind damit für deutschsprachige Fans ein teures Hobby.
Fazit
Wer bislang keinen Classics-He-Man sein Eigen nennt, wird mit der "Ultimates"-Version trotz der zu dunklen Haare gut bedient. Ansonsten ist die Verpackung das größte Verkaufsargument. Für den Preis hätte gerade hier aber zumindest das Versprechen der Wiederverschließbarkeit eingehalten sein müssen. So ist (Ultimate) He-Man zwar recht gut, aber leider nicht so toll, wie man anfangs erwartet hatte.
Reilly hatte das Wort "Zoll" ursprünglich mehrfach im Review verwendet. Nachdem melkor23 ihm aber mit Schaum vorm Mund in die Wade gebissen hatte, überschrieb Reilly den Text nochmals.
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